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Das Reich der Sieben Städte

Das Reich der Sieben Städte

Titel: Das Reich der Sieben Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Nacht hat die Luft nichts Angenehmes. Der She'gai hat angefangen, der heiße Wind ... alles, was du bis jetzt erlitten hast, ist nichts weiter als ein Vorspiel gewesen, Schätzchen. Wenn der She'gai weht, beginnt der Sommer. Aber heute Nacht ...« Er starrte auf sie hinunter, ohne den Satz zu beenden. Stattdessen packte er sie einfach am Arm und zog sie hoch. »Geh mit mir spazieren.«
    Beneth war das Recht gewährt worden, eine Art Bürgerwehr aufzustellen, die aus seinen auserwählten Sklaven bestand, von denen jeder mit einem Knüppel bewaffnet war. Während der Nacht patrouillierten sie durch die behelfsmäßigen Straßen von Schädelmulde. Jeder, der sich nicht an die Ausgangssperre hielt und nach Einbruch der Dunkelheit draußen erwischt wurde, würde jetzt zuerst verprügelt und dann hingerichtet werden. Die Hinrichtung war Sache der Wachen – Beneths Bürgerwehr hatte ihren Spaß daran, die Opfer zu verprügeln.
    Sie gesellten sich zu der Patrouille. Felisin kannte das halbe Dutzend Männer ziemlich gut, schließlich gehörten sie zu denen, deren Loyalität Beneth sich mit ihrem Körper erkauft hatte. »Wenn es eine ruhige Nacht wird«, versprach er ihnen, »werden wir Zeit haben, uns ein bisschen zu entspannen, wenn es hell wird.« Die Männer grinsten bei diesen Worten.
    Sie gingen die sandigen Wege entlang und blickten sich dabei aufmerksam um, konnten jedoch niemanden entdecken. Als sie gegenüber einer Spielhölle ankamen, die »Bei Suruk« genannt wurde, sahen sie eine Gruppe von Dosii-Wächtern, bei denen sich auch Gunnip befand, der Hauptmann der einheimischen Truppen. Sie marschierten weiter und spürten dabei die Blicke der Dosii, die ihnen beharrlich folgten.
    Beneth zögerte kurz, als erwöge er, mit Gunnip zu sprechen, doch schließlich schnaubte er nur laut durch die Nase und ging weiter. Er legte eine Hand auf den Knauf seines Messers.
    Dumpf wurde sich Felisin der Tatsache bewusst, dass etwas in der Luft lag. Es war, als trüge der heiße Wind eine neue Drohung durch die Nacht. Sie bemerkte, dass das Geplapper der Patrouille verstummt war, und sie konnte deutlich Anzeichen von Nervosität erkennen. Sie zog einen weiteren Klumpen Durhang aus ihrem Beutel und steckte ihn sich in den Mund, wo er kühl und süß zwischen Wange und Zahnfleisch hockte.
    »Wenn ich dir dabei so zusehe, muss ich an Sawark denken«, murmelte Beneth.
    Sie blinzelte. »Sawark?«
    »Hm. Je schlechter die Dinge laufen, desto mehr verschließt er die Augen.«
    »Und was für Dinge laufen schlechter?«, fragte sie undeutlich.
    Wie zur Antwort auf ihre Frage erklang hinter ihnen ein Schrei, gefolgt von lautem Gelächter; es kam von der Vorderseite von Suruks Spielhölle. Beneth brachte seine Männer mit einer knappen Geste zum Stehen und ging dann zurück zu der Kreuzung, an der sie gerade vorbeigekommen waren. Von dort aus konnte er Suruks Spelunke sehen – und auch Gunnips Soldaten.
    Seine Haltung veränderte sich, zeigte wachsende Anzeichen von Anspannung; es war, als würde langsam ein Geist in Beneth hineinkriechen und ihn durchdringen. Während sie zusah, begannen ganz weit hinten in Felisins Hinterkopf Alarmglocken leise zu schrillen. Sie zögerte kurz, wandte sich dann an die Männer der Bürgerwehr. »Es ist etwas geschehen. Geht zu ihm.«
    Auch die Männer blickten zurück. Einer von ihnen machte ein finsteres Gesicht, während er die Hand nervös über den Gürtel hin zu seinem Knüppel gleiten ließ. »Er hat uns keine Anweisungen gegeben«, knurrte er. Die anderen nickten; sie wirkten merkwürdig zappelig, wie sie dort wartend in den Schatten standen.
    »Er ist ganz allein«, sagte sie. »Auf freiem Gelände. Ich glaube, dass Pfeile auf ihn gerichtet sind ...«
    »Halt's Maul, Mädchen«, schnappte einer der Männer. »Wir gehen da nicht hin ...«
    Beneth schien einen Schritt zurückzuweichen, ehe er sich deutlich sichtbar straffte.
    »Sie kommen, um ihn zu holen«, zischte Felisin.
    Gunnip und seine Dosii tauchten in ihrem Blickfeld auf, bildeten einen Halbkreis um Beneth herum. Gespannte Armbrüste waren auf ihn gerichtet.
    Felisin wirbelte herum. »Na los, geht hin und helft ihm, verdammt noch mal!«
    »Der Vermummte soll dich holen!«, fauchte einer der Männer zurück. Die Patrouille löste sich auf, die Männer glitten zurück in die Schatten, und dann in die dunklen Mündungen der Gässchen dahinter.
    »Na, bist du ganz allein da draußen, Schätzchen?«, rief Hauptmann Gunnip. Seine Soldaten lachten.

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