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Das Reich der Sieben Städte

Das Reich der Sieben Städte

Titel: Das Reich der Sieben Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Wahrheit sein mag. Oder auch nicht. Haha!«
    Fiedler hatte genug. Das Gesicht zu einer schmerzerfüllten Grimasse verzogen, packte er den Mann am Kragen und schüttelte ihn. Speicheltröpfchen sprühten auf sein Gesicht, und die Augen des Hohepriesters rollten hin und her wie Murmeln in einer Tasse.
    »Was, schon wieder?«, brachte Iskaral Pustl heraus.
    Fiedler stieß ihn weg.
    Der alte Mann taumelte, richtete sich auf und machte dann eine Schau daraus, seine Würde zurückzuerlangen. »Ein Zusammentreffen von Reaktionen. Zu lange abwesend von allen sozialen Kontakten und so. Ich muss meine Manieren überprüfen, mehr noch, meine Persönlichkeit.« Er neigte den Kopf. »Rechtschaffen. Geradeheraus. Unterhaltsam. Freundlich und von eindrucksvoller Integrität. Sehr gut! Also, wo ist dann das Problem? Soldaten sind ungehobelt. Unreif und dumm. Übellaunig. Kennst du die Kette der Hunde?«
    Fiedler zuckte zusammen. Er blinzelte, als ob er gerade aus einer Art Trancezustand aufgewacht wäre. »Was?«
    »Es hat angefangen, wenn's auch noch nicht bekannt ist. Anabar Thy'lend. Kette der Hunde auf malazanisch. Soldaten haben keine Fantasie, was bedeutet, dass sie zu großen Überraschungen fähig sind. Es gibt ein paar Dinge, die nicht einmal der Wirbelwind beiseite fegen kann.«
    Mappo Trell kehrte mit einem Tablett in den Händen zurück. »Schikaniert Ihr unseren Gast schon wieder, Iskaral Pustl?«
    »In den Schatten geborene Prophezeiungen«, murmelte der Hohepriester. Er beäugte Fiedler kühl und abschätzend. »Die Gosse unter der Flut, die Wellen auf der dahinstürzenden Oberfläche erzeugt. Ein Fluss aus Blut, Worte eines verborgenen Herzens. Alle Dinge zerfallen. Spinnen in jedem Winkel, jeder Ecke.« Er wirbelte herum und stapfte aus dem Zimmer.
    Mappo starrte hinter ihm her.
    »Ich sollte ihn einfach nicht beachten, was ?«
    Der Trell wirbelte herum, die dichten Augenbrauen hochgezogen. »Beim Vermummten, nein! Du solltest diesen Mann sogar überaus sorgfältig beachten, Fiedler!«
    »Ich habe befürchtet, dass Ihr das sagen würdet. Er hat Tremorlor erwähnt. Er weiß Bescheid.«
    »Er weiß, was noch nicht einmal deine Gefährten wissen«, sagte Mappo, während er das Tablett neben Fiedler abstellte. »Du suchst das sagenhafte Azath-Haus, das irgendwo dort draußen in der Wüste sein soll.«
    Ja, und das Tor, das es darin geben soll, wie der Schnelle Ben schwört... »Und Ihr?«, fragte Fiedler. »Was hat Euch in die Raraku geführt?«
    »Ich folge Icarium«, antwortete der Trell. »Auf einer Suche ohne Ende.«
    »Und Ihr habt Euer Leben der Aufgabe gewidmet, ihm bei seiner Suche zu helfen?«
    »Nein.« Das Wort war eher ein Seufzen. Dann flüsterte Mappo, wobei er Fiedlers Blick auswich: »Ich versuche, dafür zu sorgen, dass sie niemals endet. Hier, frühstücke erst mal. Du warst zwei Tage lang bewusstlos. Deine Freunde stellen unzählige Fragen, die sind schon ganz wild darauf, mit dir zu sprechen.«
    »Ich nehme an, ich habe keine andere Wahl – ich werde wohl ein paar von diesen Fragen beantworten müssen.«
    »Stimmt, und wenn es dir dann wieder besser geht, können wir unsere Reise beginnen ...« Er lächelte vorsichtig. »Und uns auf die Suche nach Tremorlor begeben.«
    Fiedler runzelte die Stirn. »Wenn es mir wieder besser geht, habt Ihr gesagt. Mein Knöchel war zerschmettert, und ich kann unterhalb meines Knies kaum etwas spüren. Scheint so, als müsstet Ihr mir den Fuß abnehmen.«
    »Ich habe ein bisschen Erfahrung, was das Heilen angeht«, erwiderte Mappo. »Dieser Tempel war einst auf diese Art von Alchemie spezialisiert, und die Nonnen haben vieles zurückgelassen. Und, merkwürdig genug, auch Iskaral Pustl scheint über ein gewisses Talent zu verfügen, obwohl man ihn ständig im Auge behalten muss. Seine Sinne verwirren sich manchmal, und dann verwechselt er Elixiere mit Giften.«
    »Er ist eine Verkörperung von Schattenthron«, sagte der Sappeur mit zusammengekniffenen Augen. »Oder aber von Cotillion, dem Seil, dem Patron der Assassinen – der Unterschied zwischen den beiden ist nicht besonders groß.«
    Der Trell zuckte die Schultern. »Die Kunst des Mordens erfordert ein ergänzendes Wissen über die Kunst des Heilens. Es sind zwei Seiten der gleichen alchemistischen Münze. Wie auch immer, er hat deinen Knöchel operiert – mach dir keine Sorgen, ich habe aufgepasst. Und, wie ich zugeben muss, auch viel dabei gelernt. Genau betrachtet, hat der Hohepriester deinen Knöchel wieder

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