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Das Reich der Sieben Städte

Das Reich der Sieben Städte

Titel: Das Reich der Sieben Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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berühmt – oder berüchtigt?«
    »Ich gehe davon aus, dass er mehr erzählen wird, wenn er wieder zu sich kommt.«
    Das will ich nicht hoffen. Je weniger sie über mich wissen, desto besser.
     
    Ungefähr eine Stunde vor Sonnenaufgang und tausend Schritt vom Lagerplatz der Banditen entfernt hob Kalam eine Hand und ließ die Gruppe anhalten. »Das alte Flussbett«, zischte er und deutete nach vorn. »Ihr wartet hier. Alle. Ich gehe zu Fuß weiter. Es wird nicht lange dauern.«
    Kalam zog den besten Bogen der Banditen aus der Scheide am Sattel und suchte die beiden Pfeile aus, deren Befiederung am wenigsten zerzaust war. »Lade die Armbrust«, sagte er zu Minala. »Falls irgendetwas schief gehen sollte.«
    »Und woher werde ich das wissen?«
    Der Assassine zuckte die Schultern. »Vertrau auf dein Gefühl.« Er warf einen Blick auf Keneb. Der Hauptmann hing quer über seinem Sattel. Er war noch immer bewusstlos. Das sah nicht gut aus. Bei Kopfverletzungen ließ sich nie abschätzen, wie sie sich entwickelten.
    »Er atmet noch«, sagte Minala leise.
    Kalam grunzte, dann machte er sich auf den Weg. Nach wenigen Schritten verfiel er in einen leichten Trab.
    Lange bevor er das hohe Gras erreichte, das die Uferböschung säumte, konnte er bereits den Schein des Lagerfeuers sehen. Sie waren immer noch sorglos. Ein gutes Zeichen. Im Gegensatz zu den Stimmen, die er hören konnte. Er ließ sich zu Boden sinken und glitt auf dem Bauch durch das taufeuchte Gras.
    Eine weitere Banditenbande war angekommen. Und hatte Geschenke mitgebracht. Kalam konnte die reglosen, lang ausgestreckten Körper von fünf Frauen sehen, die mitten im Lager auf dem Boden lagen. Sie waren vergewaltigt und anschließend getötet worden. Zusätzlich zu Bordus Wachposten waren es jetzt noch sieben weitere Männer, die gemeinsam ums Feuer herumsaßen. Alle gut bewaffnet und in ledernen Rüstungen.
    Bordus Wachposten sprudelte mit jedem Atemzug ein Dutzend Worte heraus.»... will bestimmt nicht, dass die Pferde müde werden. Also werden die Gefangenen laufen müssen. Zwei Frauen. Zwei Jungen. Wie ich gesagt habe. Bordu hat alles geplant. Und ein Pferd, das eines Fürsten würdig wäre. Ihr werdet schon sehen ...«
    »Bordu wird uns das Pferd schenken«, sagte einer der Neuankömmlinge mit grollender Stimme. Es war eine Feststellung, keine Frage.
    »Natürlich wird er das tun. Und einen der Jungen dazu. Bordu ist ein großzügiger Kommandeur, Herr, sehr großzügig ...«
    Herr. Anscheinend waren dies echte Soldaten des Wirbelwinds.
    Kalam zog sich ein Stück zurück, zögerte kurz. Einen Augenblick später, nachdem sein Blick erneut auf die. ermordeten Frauen gefallen war, fluchte er lautlos vor sich hin.
    Ein leises Klacken ertönte ganz dicht neben seiner Schulter. Der Assassine erstarrte, dann wandte er langsam den Kopf. Neben ihm hockte Apt, tief auf den Boden geduckt; ein langer Speichelfaden hing ihm aus dem Maul. Der Dämon blinzelte wissend.
    »Dann bist du also diesmal dabei?«, flüsterte Kalam. »Oder bist du nur gekommen, um zuzusehen?«
    Natürlich gab der Dämon keine Antwort.
    Der Assassine legte den besseren der beiden Pfeile auf die Sehne, leckte sich die Finger und strich mit ihnen über die Befiederung. Es hatte wenig Sinn, sorgfältig zu planen – er musste einfach acht Männer töten.
    Noch immer im hohen Gras verborgen, erhob er sich in eine Kauerstellung. Er holte tief Luft, spannte gleichzeitig den Bogen. Einen langen Augenblick rührte er sich nicht, atmete weder aus, noch schoss er den Pfeil ab. Doch dann ...
    Es war der Schuss, den er gebraucht hatte. Der Pfeil drang dem Anführer des Trupps ins linke Auge und ging bis zur Rückseite des Schädels durch; es gab ein deutlich hörbares knirschendes Geräusch, als die eiserne Spitze sich in den Knochen bohrte. Der Kopf des Mannes ruckte zurück, sein Helm fiel zu Boden.
    Während der Leichnam noch schwankte und schließlich in der Hüfte nach vorn knickte, hatte Kalam bereits den zweiten Pfeil auf der Sehne. Er suchte sich den Mann aus, der am schnellsten zu reagieren schien, einen großen Krieger, der mit dem Rücken zu ihm saß.
    Der Pfeil flog zu hoch – daran war der verbogene Schaft schuld. Er traf die rechte Schulter des Kriegers, wurde vom Schulterblatt abgelenkt und bohrte sich unter den Helmrand. Doch das Glück blieb Kalam treu, denn der Mann fiel vornüber ins Feuer; er war auf der Stelle tot. Funken stoben auf, als der Leichnam die Flammen erstickte. Als hätte jemand

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