Das Reich der Sieben Städte
Leder, Haut und zwischen den Rippen hindurchglitt und die Lunge traf. Würgend brach der Krieger zusammen. Der Assassine beendete sein Leiden mit einem weiteren Stoß.
Es war still; nur Bordus Wachposten gab noch ein leises Stöhnen von sich. Aus einem Gehölz aus niedrigen Bäumen, das dreißig Schritt flussabwärts lag, drang leises Gezwitscher; die ersten Vögel waren in der Morgendämmerung erwacht. Kalam ließ sich auf ein Knie sinken, füllte seine Lungen in tiefen Atemzügen mit kühler, süßer Luft.
Er hörte, wie ein Pferd die südliche Uferböschung herunterkam, und drehte sich um. Es war Minala. Die Armbrust in ihren Händen richtete sich von einer Leiche auf die nächste, während ihre Blicke die Lichtung absuchten; dann entspannte sie sich sichtlich, starrte Kalam aus weit aufgerissenen Augen an. »Ich zähle acht.«
Der Assassine nickte; er rang noch immer nach Luft. Langsam streckte er den Arm aus und reinigte Klinge und Heft seines Langmessers an der Telaba seines letzten Opfers. Schließlich betrachtete er noch einmal prüfend die Schneide der Waffe, bevor er sie wieder in die Scheide an seinem Gürtel schob.
Bordus Wachposten hatte endlich aufgehört zu stöhnen.
»Acht...«
»Wie geht es dem Hauptmann?«
»Er ist wach. Er ist erschöpft, hat vielleicht auch Fieber.«
»Ungefähr vierzig Schritt von hier in Richtung Osten ist eine andere Lichtung«, sagte Kalam. »Ich würde vorschlagen, dass wir heute dort lagern. Ich brauche ein bisschen Schlaf.«
»Ja.«
»Wir müssen die Überreste dieses Lagers entfernen ... die Leichen ...«
»Überlass das Selv und mir. Uns kann so leicht nichts schockieren. Nicht mehr ...«
Ächzend streckte sich der Assassine und schickte sich an, sich seine anderen Waffen zurückzuholen. Minala beobachtete ihn.
»Da waren noch zwei«, sagte sie.
Kalam verharrte mitten in der Bewegung, über eine Leiche gebeugt. Dann blickte er auf. »Was ?«
»Sie haben die Pferde bewacht. Sie sehen aus ...« Sie zögerte, fuhr dann jedoch grimmig fort: »Sie wurden in Stücke gerissen. Es ... es fehlen große Stücke. Und man kann die Spuren von Zähnen erkennen.«
Der Assassine grunzte ein zweites Mal und richtete sich langsam auf. »Ich hatte in letzter Zeit nicht allzu viel zu essen«, murmelte er.
»Vielleicht ein Bär, einer von den großen braunen, die gelegentlich die Ebene unsicher machen. Er hat das Durcheinander zu seinem Vorteil genutzt, um die beiden Wachen zu überfallen. Hast du die Pferde wiehern gehört?«
»Vielleicht.« Er musterte ihr Gesicht; fragte sich, was hinter diesen beinahe silbernen Augen wohl vorgehen mochte.
»Ich habe sie nicht gehört, aber es gab ziemlich viel Geschrei, und in solchen Flussbetten scheinen Geräusche mal von hier und mal von dort zu kommen. Wie auch immer, es wäre zumindest eine mögliche Erklärung, findest du nicht auch?«
»Hm, könnte sein.«
»Gut. Ich werde jetzt zu den anderen zurückreiten. Es wird nicht lange dauern.«
Sie wendete ihr Pferd, ohne die Zügel zu benutzen, da sie immer noch die Armbrust in Händen hielt. Kalam war sich nicht ganz sicher, wie sie das machte. Er erinnerte sich daran, wie sie einige Stunden zuvor auf einem Steigbügel gekauert hatte, wie sie über die Sättel getanzt war. Diese Frau kann mit Pferden umgehen.
Während sie ihr Reittier die Uferböschung hinauf lenkte, ließ der Assassine seine Blicke über die grässliche Szenerie schweifen. »Beim Vermummten«, murmelte er schwer atmend, »ich brauche verdammt noch mal ein bisschen Ruhe.«
»Kalam, der mit Elster die Raraku durchquert hat...« – Hauptmann Keneb schüttelte den Kopf und stocherte erneut im Feuer herum.
Die Abenddämmerung brach gerade herein. Der Assassine hatte lange und tief geschlafen und war eben erst aufgewacht. Die erste Stunde nach dem Wachwerden war nie besonders angenehm für ihn. Schmerzende Gelenke, alte Wunden – immer, wenn er schlief, holten ihn die Jahre ein. Selv hatte starken Tee gebraut. Sie schenkte Kalam einen Becher ein. Er starrte in die ersterbenden Flammen.
»Ich hätte niemals geglaubt, dass ein einziger Mann innerhalb weniger Minuten acht Gegner töten könnte«, sagte Minala.
»Kalam wurde in die Klaue rekrutiert«, sagte Keneb. »Das geschieht höchst selten. Normalerweise holen sie sich Kinder, bilden sie aus ...«
»Sie bilden sie aus?«, unterbrach ihn der Assassine. »Sie drillen und indoktrinieren sie.« Er schaute auf und sah Minala an. »Eine Gruppe von Kriegern
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