Das Reich der Sieben Städte
Reittier gelassen ins Lager getrottet kam. »Ja.«
»Du kennst dich mit Pferden aus«, sagte sie.
»Es hat mich eine Riesensumme gekostet, und was teuer ist, ist wahrscheinlich auch gut. Das habe ich zumindest angenommen. Und danach habe ich mir mein Pferd ausgesucht.«
»Du hast uns noch immer nicht erklärt, warum du hier bist«, murmelte der Hauptmann, doch Kalam konnte sehen, dass er sich ein wenig entspannt hatte.
»Ich habe gerochen, dass es zum Aufstand kommen würde«, sagte der Assassine. »Das Imperium hat dem Reich der Sieben Städte den Frieden gebracht. Sha'ik will die Rückkehr zu den alten Zeiten – zu Tyrannen, Grenzkriegen und Gemetzel. Ich reite nach Aren. Dort werden die Truppen landen, die die Vergeltung bringen – und wenn ich Glück habe, kann ich mich unter sie mischen, vielleicht sogar als Führer.«
»Dann wirst du mit uns reiten, Korporal«, sagte der Hauptmann. »Wenn du tatsächlich ein Brückenverbrenner bist, weißt du, was es heißt, Soldat zu sein, und wenn du mir das auf dem Weg nach Aren beweist, werde ich dafür sorgen, dass du ohne großes Aufsehen in die Armee des Imperiums zurückkehren kannst.«
Kalam nickte. »Kann ich jetzt meine Waffen aufheben, Hauptmann?«
»Nur zu.«
Der Assassine kauerte sich hin, griff nach seinem Langmesser, zögerte. »Oh, eines noch, Hauptmann ...«
Der Mann war zusammengesackt und lehnte sich gegen seine Frau. Er blickte Kalam aus trüben Augen an. »Was denn?«
»Es wäre besser, wenn sich mein Name ändern würde ... ich meine, offiziell. Ich möchte nicht am Galgen baumeln, nur weil in Aren jemand aufgepasst hat. Zugegeben, Kalam ist ein weit verbreiteter Name, aber es besteht immerhin die Gefahr, dass mich jemand erkennen könnte ...«
»Der Kalam bist du also ? Du hast was vom Neunten Trupp gesagt, stimmt's? Beim Atem des Vermummten!« Falls der Hauptmann noch mehr hatte sagen wollen, so kam es nicht dazu, denn seine Knie gaben plötzlich nach. Mit einem leisen Wimmern ließ seine Frau ihn zu Boden gleiten, dann sah sie erst ihre Schwester und dann Kalam mit furchtsam geweiteten Augen an.
»Beruhige dich, Frau«, sagte der Assassine, während er sich langsam aufrichtete. Er grinste. »Ich bin jetzt wieder in der Armee.«
Die beiden Jungen – der eine mochte ungefähr sieben Jahre alt sein, der andere vielleicht vier – gingen mit übertriebener Vorsicht auf den bewusstlosen Mann und die Frau zu. Als die Frau sie sah, breitete sie die Arme aus. Die Jungen stürzten sich in ihre Umarmung.
»Er wurde niedergetrampelt«, sagte Minala. »Einer der Banditen hat ihn hinter seinem Pferd hergezogen. Nach sechzig Schritt konnte er das Seil durchschneiden.«
Frauen, die in Garnisonen lebten, waren entweder Huren oder Ehefrauen; es gab keinen Zweifel daran, was Minala gewesen war. »Dein Mann war auch in der Kompanie?«
»Er hat sie kommandiert, aber jetzt ist er tot.«
Es hätte auch eine Bemerkung über das Wetter sein können, so wenig Gefühl hatte in den Worten mitgeschwungen; Kalam konnte spüren, dass diese Frau sich eisern beherrschte. »Und der Hauptmann ist dein Schwager?«
»Er heißt Keneb. Meine Schwester Selv hat er dir schon vorgestellt. Der ältere der beiden Jungen heißt Kesen, der jüngere Vaneb.«
»Ihr stammt aus Quon?«
»Das ist schon lange her.«
Nicht gerade der gesprächige Typ. Der Assassine warf einen Blick auf Keneb. »Wird er durchhalten?«
»Ich weiß es nicht. Er hat Schwindelanfälle und verliert immer wieder das Bewusstsein.«
»Verzerrt sich dabei sein Gesicht? Verschluckt er Silben?«
»Nein.«
Kalam ging zu seinem Pferd und griff nach den Zügeln.
»Wo gehst du hin?«, wollte Minala wissen.
»Da hinten gibt es noch einen Banditen, der Lebensmittel, Wasser und Pferde bewacht – alles Dinge, die wir brauchen können.«
»Dann gehen wir alle.«
Kalam wollte ihr widersprechen, doch Minala hob die Hand. »Denk nach, Korporal. Wir haben die Pferde der Banditen. Wir alle können reiten. Die Jungen haben schon im Sattel gesessen, noch bevor sie laufen konnten. Außerdem – wer soll uns beschützen, wenn du fort bist? Was passiert, wenn du im Kampf mit diesem letzten Banditen verwundet wirst?« Sie drehte sich zu ihrer Schwester um. »Wir werden Keneb über einen Sattel legen, Selv. Einverstanden?«
Die junge Frau nickte.
Der Assassine seufzte. »Aber überlasst den Wachposten mir.«
»Das werden wir tun. So, wie Keneb reagiert hat, scheinst du einen besonderen Ruf zu haben.«
»Bin ich
Weitere Kostenlose Bücher