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Das Reich der Sieben Städte

Das Reich der Sieben Städte

Titel: Das Reich der Sieben Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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List.
    Duiker nickte. »Jenseits dieser Hügel liegt ein Dorf, stimmt's ?«
    »Ja, Herr. Es heißt L'enbarl. Sieht so aus, als würde die Auseinandersetzung auf der Straße stattfinden, die vom Dorf zur Furt führt. Wir haben bis jetzt noch keine Kavallerie aus Sialk gesehen – daher ist es ziemlich wahrscheinlich, dass Reloe ihnen befohlen hat, einen großen Bogen zu schlagen und uns von der Flanke her anzugreifen. Wie Coltaine immer sagt, der Mann ist berechenbar.«
    Duiker blickte nach Norden. Die andere Seite der Insel bestand aus Marschgräsern, die den alten Altwasser-Kanal überwucherten. Am weiter entfernt liegenden Ufer erhob sich eine eng beieinander stehende Gruppe von abgestorbenen Bleiholz-Bäumen, von denen ein breiter Hang zu einem steilen Hügel führte. Die Regelmäßigkeit dieses Hügels legte die Vermutung nahe, dass es sich bei ihm um einen künstlich aufgeschütteten Tel handelte. Auf seinem flachen Plateau lagerte eine Armee, deren Waffen und Rüstungen in der Morgensonne glänzten. Schwere Infanterie. Dunkle Flaggen wehten hinter zwei Reihen Tithansi-Bogenschützen zwischen großen Zelten. Die Bogenschützen hatten begonnen, den Hang herunterzumarschieren.
    »Das sind Kamist Reloe und seine handverlesenen Elitetrupps«, sagte List. »Er hat sie bisher noch nie eingesetzt.«
    Im Osten waren die Krieger des Wiesel-Clans und ihre Tithansi – und Hissari-Gegner immer noch mit Scheinangriffen und Täuschungsmanövern beschäftigt, während die Infanterie aus Hissar und Sialk beständig näher an die wickanischen Verteidigungslinien heranrückte. Hinter diesen Legionen wogte die Armee der Bauern ruhelos hin und her.
    »Wenn diese Horde sich zum Angriff entschließen sollte«, sagte Duiker, »werden unsere Linien nicht halten.«
    »Sie werden angreifen«, erklärte List mit grimmiger Miene. »Wenn wir Glück haben, warten sie zu lange, und wir haben die Möglichkeit, uns zurückzuziehen.«
    »Das ist genau die Art von Risiko, die der Vermummte liebt«, murmelte der Historiker.
    »Der Boden unter ihren Füßen raunt ihnen Furcht erregende Dinge zu. Sie werden sich noch ein bisschen Zeit lassen.«
    »Sieht es tatsächlich so aus, als ob wir das Geschehen an allen Seiten kontrollieren – oder ist das nur eine Illusion?«
    List verzog das Gesicht. »Manchmal ist da kaum ein Unterschied. Das heißt, im Hinblick auf die Auswirkungen. Coltaine sagt, der einzige Unterschied besteht darin, dass die Wirklichkeit den Schaden absorbiert, wenn denn tatsächlich welcher entsteht, während die Illusion zusammenbricht.«
    Duiker schüttelte den Kopf. »Wer hätte gedacht, dass ein wickanischer Kriegshäuptling in solch ... alchemistischen Begriffen über den Krieg denkt? Und du, Korporal, hat er dich zu seinem Schützling erkoren?«
    Der junge Mann machte ein mürrisches Gesicht. »Ich bin in den Kriegsspielen wieder und wieder gestorben. Dadurch habe ich viel Zeit in seiner Nähe verbracht und so manches gehört...«
    Das Vieh bewegte sich jetzt etwas schneller, tauchte in die noch immer unbeweglich über der Furt schwebenden Staubwolken ein. Für Duiker ging das alles jetzt ein bisschen zu schnell. »Viereinhalb Fuß Wassertiefe, über vierhundert Schritt weit... die Tiere müssten die Furt im Schneckentempo durchqueren. Außerdem, wie sorgt man dafür, dass sie den seichten Streifen nicht verlassen? Die Hunde werden schwimmen müssen, die Treiber werden in die tieferen Bereiche abgedrängt werden – und wer kann bei dem verdammten Staub da unten überhaupt noch irgendwas erkennen?«
    List sagte nichts.
    Donner grollte auf der anderen Seite der Furt, gefolgt von schnellen, knatternden Geräuschen. Rauchsäulen stiegen in die Höhe, und die Luft schien plötzlich merkwürdig zu prickeln. Zauberei. Die Zauberpriester der Semk. Und auf unserer Seite stellt sich ihnen nur ein Kind entgegen – ganz allein. »Das alles dauert viel zu lange«, schnappte Duiker. »Warum im Namen des Vermummten hat es die ganze Nacht gedauert, nur die Wagen rüberzubringen? Es wird dunkel sein, bevor die Flüchtlinge auch nur mit der Überquerung anfangen können.«
    »Sie kommen näher«, sagte List. Sein Gesicht war mit Staub und Schweiß verschmiert.
    Im Osten waren die Infanterie-Einheiten aus Hissar und Sialk bei den äußeren Verteidigungsstellungen angekommen. Pfeile schwirrten durch die Luft. Die Reiter des Wiesel-Clans kämpften an zwei Fronten; direkt vor ihnen waren die Tithansi-Lanzenreiter, während Piken schwingende

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