Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Reich der Sieben Städte

Das Reich der Sieben Städte

Titel: Das Reich der Sieben Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
Zinnbecher.
    »Vorsichtig, Herr, es ist heiß.«
    Der Historiker starrte die dunkelbraune Flüssigkeit an. »Was ist das?«
    »Ich weiß es nicht, Herr. Irgendwas Wickanisches.«
    Duiker nahm einen Schluck und zuckte zusammen. Das Gebräu war kochend heiß und schmeckte bitter. »Wo ist Coltaine? Ich muss ihm noch etwas erzählen, das ich vorhin vergessen habe.«
    »Er reitet mit den Kriegern seines Krähen-Clans.«
    »Wie spät ist es?«
    »Die Morgendämmerung wird gleich anbrechen.«
    Es ist schon fast Morgen, und das Vieh fängt gerade erst an, den Fluss zu überqueren? Er spürte, wie er allmählich munter wurde, warf einen weiteren Blick in den Becher und trank noch einen Schluck. »Ist das hier eins von Sormos Gebräuen? Es lässt meine Nerven vibrieren.«
    »Eine alte Frau hat es mir gegeben, Herr. Seid Ihr fertig?«
    »Bist du mir zugeteilt worden, List?«
    »Ja, Herr.«
    »Dann wird es deine erste Aufgabe sein, mich zur Latrine zu geleiten, Korporal.«
    Sie traten nach draußen und mitten hinein ins Chaos. Auf der Insel in dem toten Flussarm wimmelte es von Vieh; eine ungeheure Masse von buckligen Rücken, die sich unter den Schreien der Treiber langsam voranbewegte. Das andere Ufer des Sekala lag hinter Staubwolken verborgen, die begonnen hatten, auf den Fluss hinauszutreiben.
    »Hier entlang, Herr.« List deutete auf einen Graben hinter dem Bauernhaus.
    »Lass das mit dem dauernden ›Herr‹«, sagte Duiker, während sie auf die Latrine zumarschierten. »Besorg mir einen Meldereiter. Die Soldaten am anderen Ufer werden demnächst ernste Schwierigkeiten bekommen.«
    »Herr?«
    Duiker stand am Rand des Grabens. Er schlug seine Telaba zurück, zögerte dann. »In diesem Graben ist Blut.«
    »Ja, Herr. Was habt Ihr gerade mit dem anderen Ufer des Flusses gemeint, Herr?«
    »Hab etwas von ein paar Tithansi-Vorreitern gehört«, sagte der Historiker, während er sich erleichterte. »Die Semk sind nach Süden gekommen. Ich vermute, dass sie auf der Guran-Seite sein werden. Die Semk verfügen über Zauberer, und die Tithansi fürchten ihre Krieger, daher ist zu erwarten, dass sie ein ziemlich übler Haufen sind. Ich wollte es vorhin in der Besprechung eigentlich noch erwähnen, hab es dann aber vergessen.«
    In diesem Augenblick ritt ein Reitertrupp vor dem Bauernhaus vorbei. Korporal List rannte los, um sie abzufangen.
    Duiker beendete sein Geschäft und ging zu seinem Adjutanten zurück. Er verlangsamte seine Schritte. Die Standarte der Gruppe war unverkennbar. List überbrachte dem Befehlshaber atemlos die Neuigkeit. Der Historiker holte tief Luft und trat zu den Männern.
    »Baria Setral.«
    Der Kommandeur der Roten Klingen warf Duiker einen raschen Blick zu. Seine Augen waren kalt. Neben ihm brummte sein Bruder Mesker wortlos vor sich hin.
    »Es scheint, als wäre Euch das Glück treu geblieben«, sagte der Historiker.
    »Genau wie Euch«, erwiderte Baria polternd. »Was den weißhaarigen Magier angeht... bei ihm scheint es nicht so gut gelaufen zu sein. Zu schade. Ich hatte mich schon darauf gefreut, seine Haut an mein Banner zu heften. Was die Sache mit den Semk betrifft – stammt die Nachricht von Euch?«
    »Von den Tithansi.«
    Mesker stieß ein bellendes Lachen aus und grinste dann. »Ihr habt unterwegs mit ihnen das Zelt geteilt, nicht wahr?« Er wandte sich an seinen Bruder. »Es ist eine Lüge.«
    Duiker seufzte. »Und was hätte diese Lüge für einen Sinn?«
    »Wir sind unterwegs, um den Vorposten der Siebten zu verstärken«, sagte Baria. »Wir werden Eure Warnung weitergeben.«
    »Es ist eine Falle ...«
    »Halt's Maul, Bruder«, sagte Baria, den Blick noch immer auf Duiker gerichtet. »Eine Warnung ist zunächst einmal genau das – eine Warnung. Keine Lüge, keine Falle. Wenn die Semk kommen, werden wir bereit sein. Wenn nicht, dann war die Geschichte eben falsch. Aber sonst ist nichts Schlimmes passiert.«
    »Ich danke Euch, Kommandant«, sagte Duiker. »Schließlich stehen wir auf der gleichen Seite.«
    »Lieber spät als nie«, knurrte Baria. Die Andeutung eines Lächelns verzog seinen eingeölten Bart. »Historiker!« Er hob eine behandschuhte Faust, öffnete sie. Die Geste ließ den Trupp der Roten Klingen ihren leichten Galopp zur Furt wieder aufnehmen. Mesker war der Einzige, der Duiker einen düsteren Blick zuwarf, als er an ihm vorbeiritt.
    Das blasse Licht der Morgendämmerung sickerte allmählich in das Tal. Über dem Sekala wallte eine undurchdringliche Staubwolke sachte quer zur

Weitere Kostenlose Bücher