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Das Reich der Sieben Städte

Das Reich der Sieben Städte

Titel: Das Reich der Sieben Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Planken überbrückt, die von neuen Stützpfosten verstärkt wurden, welche die Sappeure der Siebten gesetzt hatten. Dieser Weg wurde freigehalten, damit die berittenen Boten hin und her reiten konnten, doch wie überall sonst regierte auch hier das Chaos. Duiker blieb dicht hinter List, der sich gestikulierend und hin und her tänzelnd einen Weg zur Brücke suchte. Dahinter erhoben sich der Buckel der Insel und Tausende Stück Vieh.
    »Woher kommt diese Herde?«, frage der Historiker, als sie den hölzernen Übergang erreichten.
    »Sie ist zum größten Teil gekauft«, erwiderte List. »Coltaine und seine Clans haben außerhalb von Hissar Land in Beschlag genommen, und dann haben sie angefangen, Vieh zu kaufen, und Pferde, Ochsen, Maultiere, Ziegen – so ziemlich alles, was vier Beine hat.«
    »Wann ist das alles geschehen?«
    »Praktisch am gleichen Tag, als sie angekommen sind«, entgegnete der Korporal. »Als der Aufstand angefangen hat, waren die meisten Mitglieder des Tollhund-Clans bei den Herden. Die Tithansi haben versucht, das Vieh zu stehlen, und sich dabei blutige Nasen geholt.«
    Als sie sich dem dahinziehenden Ende der Herde näherten, wurde der Lärm allmählich ohrenbetäubend: das Geschrei der Treiber, das Gebell der Hirtenhunde – kräftige, halb wilde Tiere von den wickanischen Ebenen –, das Muhen des Viehs und das unaufhörliche Donnern ihrer Hufe. Die Staubwolke, die den Fluss einhüllte, war undurchdringlich.
    Duiker starrte die wimmelnde Menge vor ihnen an. »Ich bin mir nicht mehr so sicher, ob deine Idee wirklich so gut ist, Korporal – diese Tiere wirken ziemlich nervös. Wir werden wahrscheinlich binnen weniger Sekunden zertrampelt.«
    Hinter ihnen erklang ein Ruf. Ein junges wickanisches Mädchen kam auf sie zugeritten.
    »Das ist Neder«, sagte List.
    Etwas in seinem Tonfall brachte Duiker dazu, sich umzudrehen. Das Gesicht des jungen Burschen war bleich.
    Das Mädchen, das nicht älter als neun oder zehn sein konnte, hielt ihr Pferd bei ihnen an. Ihre Haut war dunkel, ihre Augen wirkten wie eine schwarze Flüssigkeit, ihr Haar war struppig und kurz geschnitten.
    Der Historiker erinnerte sich daran, sie in der Nacht zuvor unter Sormos Schützlingen gesehen zu haben. »Ihr wollt zur Mauer, um einen guten Aussichtspunkt zu haben«, sagte sie. »Ich werde euch einen Weg bahnen.«
    List nickte.
    »Am anderen Ufer ist Magie am Werk«, fuhr sie, die Augen auf Duiker gerichtet, fort. »Das Gewirr eines einsamen Gottes. Kein Vielwandler oder Wechselgänger. Der Gott eines Stammes.«
    »Die Semk«, sagte der Historiker. »Die Roten Klingen werden die Nachricht weitergeben.« Er verstummte, als ihm die Tragweite von Neders Worten bewusst wurde, die Bedeutung ihrer Anwesenheit bei der Besprechung letzte Nacht. Sie ist eine der wieder geborenen Waerlogas. Sormo führt einen Clan von Kindern an, die über die Fähigkeiten uralter Magier verfügen.
    »Ich werde mich ihnen entgegenstellen. Der Geist dieses Landes ist älter als jeder Gott.« Sie lenkte ihr Pferd um die beiden Männer herum, stieß dann einen durchdringenden Schrei aus. Eine Gasse bildete sich; Tiere drängten sich ängstlich muhend nach beiden Seiten.
    Neder ritt durch den Durchgang. Nach einem Augenblick folgten ihr List und Duiker. Sie mussten rennen, um zu ihr aufzuschließen. Sobald sie den Pfad betreten hatten, konnten sie spüren, wie die Erde unter ihren Füßen zitterte. Doch es war nicht der dumpfe Nachhall zahlloser Hufe, sondern etwas Intensiveres, Stärkeres. Als würden wir die Wirbelsäule einer gigantischen Schlange entlangwandern ... das Land ist erwacht, das Land ist begierig darauf seine Macht zu zeigen.
    Fünfzig Schritt voraus erschien die Krone einer verwitterten, mit Weinreben bewachsenen Mauer. Sie war gedrungen und breit, ganz offensichtlich das Überbleibsel einer alten Befestigungsanlage; doch da sie etwas mehr als mannshoch war, ragte sie aus der Viehherde heraus. Der Pfad, den Neder geschaffen hatte, streifte eine Ecke der Mauer und führte dann weiter zum Fluss hinunter.
    Das Mädchen ritt weiter, ohne sich noch einmal umzudrehen. Wenige Augenblicke später erreichten List und Duiker das steinerne Bauwerk und kletterten auf die zerklüftete, breite Krone.
    »Seht nach Süden«, sagte List und deutete in die entsprechende Richtung.
    Ein goldener Staubschleier stieg von den Hügeln hinter der wogenden Masse der Flüchtlinge auf.
    »Coltaine und seine Krähen sind in einen Kampf verwickelt«, sagte

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