Das Reich der Sieben Städte
sehr auseinander zog oder zu den Seiten hin ausfranste; sie schlugen auf Schienbeine und Knie ein, stießen in Gesichter. Die Flüchtlinge zuckten zurück, wo immer die Reiter auftauchten.
»Historiker«, sagte List neben ihm. »Wir sollten uns Pferde besorgen.«
Duiker schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Das Zentrum der Schlacht ist jetzt hier, bei der Verteidigungsstellung der Nachhut. Ich kann noch nicht gehen. Ich muss zusehen ...«
»Das verstehe ich, Herr. Aber wenn sie sich zurückziehen, werden die Wickaner sie einsammeln; jeder Reiter wird einen Soldaten mitnehmen. Coltaine und der Rest seines Clans sollten bald zu ihnen stoßen. Sie werden diese Seite der Furt halten, um der Nachhut die Möglichkeit zu geben, den Fluss zu überqueren. Wenn wir nicht wollen, dass unsere Köpfe auf Speeren enden, Herr, dann sollten wir uns lieber Pferde besorgen.«
Nach einem Augenblick nickte Duiker. »Dann kümmere dich darum.«
»Ja, Herr.« Der junge Soldat eilte davon.
Die Verteidigungslinie entlang des alten Kanals wand sich wie eine Schlange. Die reguläre Infanterie des Feindes, die inzwischen die letzten Skelett-Krieger vernichtet hatte, übte mächtig Druck aus. Doch die Hilfstrupps nahmen sich ein Beispiel an der Ruhe und der unglaublichen Kampfkraft der Seesoldaten an ihrer Seite und schafften es immer wieder, die erfahrenen, besser ausgerüsteten Angreifer zurückzudrängen. Die Reiter des Wiesel-Clans hatten sich in kleine, gemischte Einheiten aus Bogenschützen und Lanzenreitern aufgeteilt. Wo immer die Verteidigungslinie nachzugeben drohte, waren sie blitzschnell zur Stelle, um die Bedrängten zu unterstützen.
Nil, der Waerloga, befehligte sie, und seine mit lauter Stimme erteilten Befehle waren selbst mitten im Schlachtgetümmel klar und deutlich zu verstehen. Er schien in der Lage zu sein, Schwachstellen zu spüren, noch ehe sie sichtbar wurden und sich auswirken konnten. Dieses magisch gesteigerte Gespür für den richtigen Zeitpunkt war der Hauptgrund dafür, dass die Verteidigungslinie noch immer standhielt.
Nördlich des eigentlichen Schlachtfelds hatte Kamist Reloe schließlich seine Elitetrupps in Bewegung gesetzt. Hinter einer Vorausabteilung aus Bogenschützen marschierte die schwere Infanterie in Reihen heran, geschützt von den sie umschwirrenden Tithansi. Sie hatten anscheinend nicht vor, den Geist herauszufordern, der die Bleibäume und die Marschgräser beherrschte, sondern schlugen einen leichten Bogen in östlicher Richtung, um das tödliche Gelände zu umgehen.
Hinter der Infanterie aus Hissar und Sialk drängte sich die Armee der Bauern, und der Druck von Zehntausenden baute sich allmählich zu einer unaufhaltsamen Flutwelle auf.
Duiker schaute ängstlich nach Süden. Wo blieb Coltaine? Staub – inzwischen auch mit Rauch vermischt – stieg von den Hügeln auf. Das Dorf L'enbarl brannte, und noch immer tobte die Schlacht. Wenn es Coltaine und dem Großteil seiner Krähen-Krieger nicht bald gelang, sich abzusetzen, würden sie auf dieser Seite des Flusses in der Falle sitzen. Der Historiker stellte fest, dass nicht nur er sich Sorgen machte. Nils Kopf wandte sich wieder und wieder in die gleiche Richtung. Es dauerte einige Zeit, bis Duiker klar wurde, dass der junge Magier mit den anderen Waerlogas in Verbindung stand – mit denen, die mit Coltaine unterwegs waren. Kontrolle... und die Illusion von Kontrolle.
List kam herangeritten; er führte Duikers Stute am Zügel. Der Korporal stieg nicht ab, als er Duiker die Zügel reichte. Der Historiker schwang sich in den vertrauten, abgenutzten Sattel und dankte im Stillen den alten Wickanern, die sich so liebevoll um sein Pferd gekümmert hatten. Das Tier war frisch und sprühte vor Leben. Wenn sie jetzt noch das Gleiche mit mir tun könnten...
Die Nachhut begann wieder ein Stück Gelände preiszugeben, gab den alten Kanal auf, als die Feinde unbarmherzig vordrängten. Kamist Reloes schwere Infanterie würde in höchstens fünf Minuten die nördliche Flanke angreifen.
»Das sieht nicht gut aus«, sagte Duiker.
Korporal List zog den Riemen seines Helms fest; er sagte kein Wort, doch der Historiker sah, dass die Hand des jungen Burschen zitterte.
Reiter des Wiesel-Clans lösten sich jetzt aus der Verteidigungslinie, beladen mit verwundeten Soldaten. Sie ritten an Duikers Standort vorbei – blutverschmierte, staubbedeckte Gespenster, denen ihre tätowierten Gesichter und Körper etwas Dämonisches verliehen. Der Blick des
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