Das Reich der Sieben Städte
Historikers folgte ihnen, während sie auf die durcheinander wimmelnden Flüchtlinge zuhielten. Seit er das letzte Mal hingesehen hatte, hatte sich die Menge der Zivilisten auf dieser Seite des Flusses merklich verringert. Das geht viel zu schnell. Sie müssen an der Furt in Panik geraten sein und sind vermutlich zu Tausenden im tiefen Wasser ertrunken. Das Ganze ist eine einzige Katastrophe.
»Wir sollten uns jetzt zurückziehen, Herr«, sagte List.
Die Nachhut würde jeden Augenblick zusammenbrechen, der Strom der Verwundeten wuchs, die Pferde, die vorbeidonnerten, trugen jeweils zwei, manchmal sogar drei Kämpfer. Die Linie zog sich zusammen, die Flanken wichen in Richtung des Zentrums zurück. In wenigen Minuten würden die letzten Verteidiger umzingelt sein. Und dann werden sie abgeschlachtet. Duiker konnte Hauptmann Lull erkennen, der Befehle brüllte, um ein Karree zu formieren. Es waren nur noch erschreckend wenige Soldaten auf den Beinen.
Und dann trat eines dieser wundersamen Ereignisse ein, die in Schlachten – warum auch immer – gelegentlich vorzukommen pflegten: Praktisch an der Schwelle zum endgültigen Sieg stoppte die Infanterie aus Sialk und Hissar ihren Vormarsch und verharrte, wo sie war. An der Flanke tauchte jetzt Kamist Reloes schwere Infanterie auf, zwei rechteckige Blöcke, jeweils fünfzig Soldaten breit und zwanzig tief. Zwischen den beiden Blöcken und an ihren Seiten befanden sich kleine Gruppen von Bogenschützen. Einen Augenblick lang schien alles wie erstarrt, und Stille senkte sich herab, bildete gleichsam eine Art Barriere auf der freien Fläche zwischen den beiden Streitmächten.
Der Wiesel-Clan war noch immer damit beschäftigt, Fußsoldaten aufzulesen. Lulls Karree wurde von der Rückseite her aufgelöst, wurde zu einem dreiseitigen, im Innern hohlen Ring.
»Die letzten Flüchtlinge sind im Wasser«, sagte List; sein Atem ging schneller als zuvor, seine Hände zuckten, als sie die Zügel fester fassten. »Wir müssen reiten ...«
»Wo im Namen des Vermummten bleibt Coltaine?«, wollte Duiker wissen.
Ein Dutzend Schritte entfernt zügelte Nil sein Pferd in einer wirbelnden Staubwolke. »Wir warten nicht länger! So lautet der Befehl der Faust! Reitet, Historiker!«
Reiter sammelten die letzten Mitglieder von Lulls Truppen im gleichen Augenblick ein, als die Reihen der Feinde mit einem Gebrüll, das die Luft erzittern ließ, vorwärts stürmten. Gassen öffneten sich in den Infanterie-Abteilungen, die nun schließlich der Raserei der Bauern-Horde freien Lauf ließen.
»Herr!« Lists Schrei war eine verzweifelte Bitte.
Fluchend riss Duiker sein Reittier herum und gab der Stute die Fersen. Sie rasten hinter den wickanischen Reitern her.
Förmlich entfesselt strömte die Horde in wilder Verfolgung heran, begierig darauf, diese Seite der Furt zu besetzen. Die Infanterie aus Sialk und Hissar sowie Kamist Reloes schwere Infanterie schlossen sich den vorwärts stürmenden Bauern nicht an, sondern behielten ihre disziplinierte Aufstellung bei.
Wickanische Reiter tauchten in vollem Galopp in die vor ihnen wogenden Staubwolken. Bei dieser Geschwindigkeit würden sie mit den letzten Reihen der Flüchtlinge zusammenstoßen, die sich noch immer mitten in der Furt befinden mussten. Dann würde die Bauern-Armee zuschlagen, und der Fluss würde sich rot färben. Duiker zügelte sein Pferd, schrie List hinterher. Der Korporal schaute zurück; sein Gesichtsausdruck verriet sein Entsetzen. Er riss an den Zügeln, und sein Pferd rutschte und schlitterte über den schlammigen Hang.
»Historiker!«
»Wir reiten nach Süden, am Ufer entlang!«, schrie Duiker gellend. »Wir schwimmen mit den Pferden rüber! Da vorne erwartet uns nichts als Chaos und Tod!«
List schien gänzlich anderer Meinung und schüttelte heftig den Kopf.
Ohne eine Antwort abzuwarten, lenkte der Historiker sein Pferd nach links. Wenn sie schnell genug ritten, würden sie genügend Abstand von der Insel gewinnen, bevor die Horde das Ufer der Furt erreichte. Er trieb seinem Pferd die Hacken in die Flanken. Das Tier preschte vorwärts.
»Historiker!«
»Reite oder stirb, verdammt noch mal!«
Hundert Schritt weiter am Ufer befand sich die etwas tiefer gelegene Mündung des alten Flussarms, ein dichtes grünes Gebüsch aus Rohrkolben, das wunderbarerweise von den Ereignissen des Tages unberührt geblieben war. Dahinter erhoben sich die Hügel, die L'enbarl schützten. Wenn Coltaine sich aus dem Kampf lösen kann, wird
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