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Das Reich der Sieben Städte

Das Reich der Sieben Städte

Titel: Das Reich der Sieben Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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er das einzig Sinnvolle tun –  geradewegs rein in den Fluss. Selbst wenn die Strömung sie zur Furt hinuntertreibt, werden sie dort eine bessere Ausgangsposition haben. Es ist immer noch besser, auf diese Weise ein paar Hundert Ertrunkene in Kauf zu nehmen, als bei dem Versuch, diese Seite der Furt zurückzuerobern, dreitausend Mann zu verlieren.
    Als würden sie sich all seinen Wünschen widersetzen, erschienen wickanische Reiter, kamen den ein Stück vor ihnen liegenden Hang heruntergeprescht. Coltaine ritt an der Spitze, sein schwarzer Feder-Umhang wehte wie ein einzelner ausgebreiteter Flügel hinter ihm her. Lanzen senkten sich, die an den Flanken reitenden Bogenschützen legten Pfeile an die Sehnen, ohne auch nur ein bisschen langsamer zu werden. Der Angriff kam genau auf Duiker zu.
    Der Historiker, der noch immer nicht recht glauben konnte, was er da sah, riss sein Pferd in einer so heftigen Kehrtwendung herum, dass es beinah ins Stolpern gekommen wäre. »Beim Vermummten, da kann ich mich diesem zum Untergang verurteilten Angriff auch gleich anschließen!« Er sah, dass List das Gleiche tat; das Gesicht des jungen Burschen war unter dem Helm totenbleich.
    Sie würden in die Flanke der Bauern-Armee stoßen wie eine Messerklinge in die Seite eines Wals. Und ungefähr genauso wirkungsvoll. Das ist Selbstmord! Selbst wenn wir es bis zur Furt schaffen sollten, werden wir gewaltige Probleme bekommen. Pferde werden stürzen, Männer werden ertrinken, und die Bauern werden über uns herfallen und alles niedermetzeln. Es wird ein Blutbad geben. Sie ritte immer noch weiter. Kurz bevor sie den Feind erreichten, sah Duiker Krieger des Wiesel-Clans wieder aus der Staubwolke über der Furt auftauchen. Ein Gegenangriff. Noch mehr Wahnsinn!
    Reiter des Krähen-Clans schossen links und rechts an dem Historiker vorbei, der Schwung ihres Sturmangriffs hatte seinen Höhepunkt erreicht. Bei Coltaines wildem, freudigem Schrei drehte der Historiker den Kopf.
    Pfeile schwirrten vorbei. Die Flanke der Bauern-Armee zog sich zusammen, wich zurück. Der Sturmangriff würde die Wickaner in eine dicht gedrängte Masse aus Menschenleibern tragen. Doch im letzten Moment drehten die Krähen-Krieger in Richtung auf den Fluss ab und ritten an der Flanke entlang. Kein Messerstoß. Ein Säbelhieb.
    Bauern starben. Andere versuchten verzweifelt zurückzuweichen, stürzten dabei und wurden von den rasenden Pferden totgetrampelt. Unter der Attacke der Wickaner fielen die Bauern wie reifes Korn unter einem Sensenhieb, und entlang der gesamten Flanke der Bauern-Armee erblühten unzählige blutrote Blumen des Todes.
    Die Bauern, die den Ausgangspunkt der Furt gehalten hatten, waren vom Gegenangriff des Wiesel-Clans in alle Richtungen zerstreut worden. Jene, die nach Süden flohen, wurden von den vordersten Reitern des Krähen-Clans niedergetrampelt.
    Die Reihe der Bauern schien vor Duikers Augen dahinzuschmelzen. Er ritt jetzt inmitten des Krähen-Clans, Pferdeschultern krachten von beiden Seiten gegen seine Beine. Blut tropfte von hoch erhobenen Waffen, bespritzte sein Gesicht und seine Hände. Ein Stück voraus öffneten die Reiter des Wiesel-Clans eine Gasse, deckten den Sturmlauf ihrer Verwandten, die geradewegs in die Staubwolken hineinpreschten.
    Und jetzt geht das Chaos erst richtig los. Bei all der Herrlichkeit von Coltaines Sturmangriff – vor ihnen lag der Fluss. Und der ist voller verwundeter Soldaten, Flüchtlinge und was-weiß-ich-sonst-noch, beim Vermummten!
    Der Historiker nahm einen tiefen Atemzug – er hatte das Gefühl, es wäre sein letzter –, bevor er in den von der Sonne angestrahlten Staub tauchte.
    Unter den Hufen seiner Stute spritzte das Wasser auf, doch sie wurde kaum langsamer. Vor ihm erstreckte sich der Weg – er war frei, eine wirbelnde, merkwürdig kabbelige Strecke aus schlammigem Wasser. Weit voraus und kaum noch zu sehen waren ein paar andere Reiter, die in vollem Galopp dahinjagten. Während sie weiterritten, konnte Duiker spüren, dass die Hufe seiner Stute auf festen, unnachgiebigen Boden trafen. Das Wasser war keine viereinhalb Fuß tief, sondern gerade mal die Hälfte. Und die Hufe trafen auf Stein, nicht auf Schlamm. Er verstand überhaupt nichts mehr.
    Korporal List tauchte an der Seite des Historikers auf, genauso wie ein versprengter Trupp aus Kriegern des Krähen-Clans. Einer der Wickaner grinste. »Coltaines Straße – seine Krieger fliegen wie Geister über den Fluss!«
    Plötzlich erinnerte

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