Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Reich der Sieben Städte

Das Reich der Sieben Städte

Titel: Das Reich der Sieben Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
den äußersten Erdwällen war ein wilder Kampf im Gange.
    »In Ordnung, Krake«, sagte der große Mann schleppend, »zieh das Haar raus!«
    Duiker drehte sich wieder um und sah, dass der Sappeur in der Grube beide Hände hob und ein langes, schwarzes Seil packte, das hinunter ins Wasser führte. Krakes dreckverschmiertes Gesicht verzog sich zu einer wilden Grimasse, seine Augen waren fest zusammengekniffen. Dann zog er. Das Seil wurde schlaff.
    Nichts geschah.
    Der Historiker warf einen schnellen Blick auf den großen Mann. Der hatte sich jeweils einen Finger ins Ohr gesteckt, doch seine Augen waren geöffnet und fest auf den Fluss gerichtet. List brüllte in voller Lautstärke: » Vorsicht, Herr!«, – und im gleichen Augenblick begriff Duiker.
    Die Erde schien einen Zoll unter ihnen wegzusacken. Das Wasser in der Furt stieg in die Höhe, bildete einen Buckel, verschwamm; der Buckel schien schnell wie der Blitz die ganze Länge der unter Wasser liegenden Straße entlangzulaufen. Die Bauern im Fluss verschwanden einfach. Und tauchten einen Herzschlag später – zum gleichen Zeitpunkt, da alle am Ufer sich unter der Erschütterung und der ihr folgenden Druckwelle duckten, die wie die Faust eines Gottes über sie hinwegfegte – als Flecken von Rot und Rosa und Gelb, als Fleischfetzen und Knochensplitter, Gliedmaßen, Haarbüschel und Kleiderfetzen wieder auf, die sich höher und höher hoben, als das Wasser explodierte und sich in eine Fontäne aus schlammigem, schrecklichem Nebel verwandelte.
    Duikers Pferd machte ein paar Schritte rückwärts, warf den Kopf zurück. Das Geräusch war ohrenbetäubend gewesen. Die Welt erzitterte ringsumher. Ein wickanischer Reiter war aus dem Sattel gestürzt und wand sich nun am Boden, die Hände auf die Ohren gepresst.
    Der Fluss begann sich wieder zu senken, er schäumte entsetzlich vor Leichen und Leichenteilen; Dampf wurde von plötzlichen Windböen davongewirbelt. Der Kopf der riesigen Schlange war verschwunden. Ausgelöscht. Genau wie ein Drittel ihrer gesamten Länge – alle, die im Wasser gewesen waren, waren tot.
    Obwohl der große Mann nun ganz nah bei Duiker stand, klangen seine Worte in Duikers dröhnenden Ohren dünn und wie aus weiter Ferne, als er sagte: »Fünfundfünfzig Sprengladungen – die hat die Siebte über Jahre hinweg gehortet. Diese Furt ist jetzt ein Graben. Ha!« Dann verflüchtigte sich sein zufriedener Gesichtsausdruck. »Bei den Zehen des Vermummten, jetzt müssen wir wieder mit Schaufeln graben.«
    Eine Hand packte den Historiker am Ärmel. List beugte sich nahe zu ihm heran und flüsterte: »Und wohin jetzt, Herr?«
    Der Historiker warf einen Blick flussabwärts, auf die wirbelnden Strudel, rot gefärbt und voller menschlichem Treibgut. Einen Augenblick lang konnte er die Frage des Korporals nicht verstehen. Wohin? Nirgendwohin, wo es schön ist, wo eine Unterbrechung dieses Gemetzels sofort das Gefühl von Verzweiflung in einem aufsteigen lässt.
    »Herr?«
    »So nah wie möglich ans Gewühl, Korporal. Wir müssen jetzt bis zum Ende durchhalten.«
    Durch die schnelle Ankunft von Coltaine und seinen Krähen-Kriegern, die unverzüglich die westliche Flanke der Tithansi-Lanzenreiter auf dieser Seite des Flusses angegriffen hatten, hatte sich das Kriegsglück gewendet. Während sie auf den Kampf zuritten, der um die Erdwälle tobte, konnten Duiker und List sehen, wie die Reihen der Tithansi einbrachen und damit den berittenen wickanischen Bogenschützen den Weg zu den Fußsoldaten der Semk freimachten. Pfeilsalven beharkten die zerzausten Semk-Kämpfer.
    Im Zentrum des Kampfes stand der größte Teil der Infanterie der Siebten, die die rasenden Angriffe der Semk abwehrte, während hundert Schritt weiter im Norden die schwere Infanterie aus Guran noch immer darauf wartete, endlich mit den verhassten Malazanern ins Handgemenge zu kommen. Ihr Kommandant hatte anscheinend diesbezüglich seine Zweifel. Kamist Reloe und seine Armee saßen – zumindest für die Dauer dieser Schlacht – auf der anderen Seite des Flusses fest. Einmal abgesehen von den schwer mitgenommenen Seesoldaten, die die Nachhut gebildet hatten, und dem Wiesel-Clan, war Coltaines Streitmacht hingegen größtenteils noch intakt.
    Fünfhundert Schritt weiter westlich, auf einer weiten, steinigen Ebene, verfolgte der Wiesel-Clan ein paar versprengte Überreste der Kavallerie aus Guran.
    Duiker entdeckte einen rotgoldenen Farbklecks inmitten der Siebten – Baria Setral und seine Roten

Weitere Kostenlose Bücher