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Das Reich der Sieben Städte

Das Reich der Sieben Städte

Titel: Das Reich der Sieben Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Gefährten einen langen Blick zu. Kalams dunkles Gesicht glänzte im schwachen Tageslicht, das durch das mit einem Stück Stoff verhängte Fenster fiel. Ein Gurt mit Messern lag vor dem Assassinen auf dem zerkratzten Tisch, daneben ein Wetzstein. »Vielleicht, vielleicht auch nicht.«
    »Du denkst an die Handabdrücke auf den Mauern?«
    Fiedler gab ein Grunzen von sich. »Du hast sie bemerkt.«
    »Unzählige Symbole des Aufruhrs, die Bekanntgabe von Versammlungsplätzen, die Ankündigung von Dryjhna-Ritualen – ich kann das alles genauso gut lesen wie jeder andere, der hier geboren wurde. Aber diese Abdrücke, die nicht von Menschenhänden stammen, sind etwas völlig anderes.« Kalam beugte sich vor, nahm in jede Hand ein Messer. Müßig kreuzte er die bläulich schimmernden Klingen. »Sie scheinen in eine Richtung zu weisen ... nach Süden.«
    »In die Pan'potsun-Odhan«, sagte Fiedler. »Es ist eine Konvergenz.«
    Der Assassine erstarrte, die dunklen Augen unverwandt auf die gekreuzten Klingen in seinen Händen gerichtet. »Das ist ein Gerücht, von dem ich bisher noch nichts gehört habe.«
    »Kimloc ist überzeugt davon.«
    »Kimloc!« Kalam sprach den Namen aus, als wäre es ein Fluch. »Ist er in der Stadt?«
    »So geht das Gerücht.« Fiedler trank noch einen Schluck Wein. Wenn er dem Assassinen von seinem Abenteuer – und seiner Begegnung mit dem Geistergänger – erzählte, würde Kalam schon aus der Tür sein, noch bevor er mit seiner Erzählung fertig wäre. Und Kimloc unverzüglich zum Tor des Vermummten schicken. Kimloc, seine Familie, seine Wachen. Alle. Der Mann, der ihm gegenübersaß, würde nichts riskieren. Da wäre also noch ein weiteres Geschenk an Euch, Kimloc... mein Schweigen.
    Vom hinteren Eingang her erklangen Schritte, und einen Augenblick später tauchte Crokus auf. »Hier drinnen ist es so dunkel wie in einer Höhle«, beklagte er sich.
    »Wo ist Apsalar?«, wollte Fiedler wissen.
    »Im Garten – wo soll sie sonst sein?«, gab der Dieb aus Darujhistan bissig zurück.
    Der Sappeur ließ sich auf seinem Stuhl zurücksinken. Noch immer stiegen gelegentlich Reste seines alten Unbehagens in ihm auf. Wenn sie nirgends zu sehen war, hat das immer Arger bedeutet. Wenn sie nirgends zu sehen war, hast du gut daran getan, eine Mauer im Rücken zu haben. Es war immer noch schwierig, sich daran zu gewöhnen, dass das Mädchen nicht mehr diejenige war, die sie gewesen war. Andererseits... Wenn der Schutzpatron der Assassinen noch einmal auf die Idee kommen sollte, von ihr Besitz zu ergreifen, wird die erste Warnung darin bestehen, dass sie uns die Kehlen durchschneidet. Ächzend knetete er die verspannten Muskeln in seinem Nacken.
    Crokus zog einen Stuhl an den Tisch, ließ sich darauf fallen und griff nach dem Wein. »Wir haben keine Lust mehr, noch länger zu warten«, verkündete er. »Wenn wir dieses verdammte Land wirklich durchqueren müssen, dann sollten wir uns endlich auf den Weg machen. Hinter der Gartenmauer liegt ein dampfender Haufen Abfall, der die Abwasserrinne verstopft. Da wimmelt es von Ratten. Die Luft ist heiß, und es fliegen so viele Fliegen rum, dass man kaum atmen kann. Wenn wir noch länger hier bleiben, werden wir uns noch eine Seuche einfangen.«
    »Dann wollen wir hoffen, dass es die Blauzungen-Seuche sein wird«, sagte Kalam.
    »Was ist das?«
    »Deine Zunge schwillt an und wird blau«, erklärte Fiedler.
    »Und was soll daran so toll sein?«
    »Du kannst nicht mehr reden.«
     
    Der Mond war noch nicht aufgegangen, und nur Sterne glitzerten am Himmel, als Kalam sich auf den Weg zum Jen'rahb machte. Die alten Rampen schwangen sich zur Kuppe des Hügels hinauf wie die Treppen eines Riesen; dort, wo die behauenen Steinblöcke entfernt worden waren, weil man sie in einem anderen Teil von Ehrlitan gebraucht hatte, klafften gewaltige Lücken. Verfilztes Buschwerk hatte sich in diesen Lücken breit gemacht, die langen, drahtigen Wurzeln tief im Boden des Abhangs vergraben.
    Der Assassine huschte leichtfüßig über das Geröll, blieb jedoch tief geduckt, sodass sich seine Silhouette kaum gegen den Nachthimmel abzeichnen würde, falls jemand zufällig hier hochblicken sollte. Die Stadt war still, doch diese Stille hatte etwas Unnatürliches. Die wenigen malazanischen Patrouillen befanden sich mehr oder weniger allein auf den Straßen, als hätten sie den Auftrag, eine Totenstadt zu bewachen, in der sich nur noch Geister trafen. Das Unbehagen der Soldaten hatte dafür gesorgt,

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