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Das Reich der Sieben Städte

Das Reich der Sieben Städte

Titel: Das Reich der Sieben Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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dass sie ziemlich laut gewesen waren, als sie durch die Straßen und Gassen marschiert waren, und Kalam hatte keine Mühe gehabt, ihnen aus dem Weg zu gehen.
    Er erreichte den Gipfel des Hügels und schlüpfte zwischen zwei großen Kalksteinblöcken hindurch, die einst Teil des äußeren Walls auf der Hügelkuppe gewesen waren. Dann blieb er kurz stehen, sog tief die staubige Nachtluft ein und schaute hinab auf die Straßen von Ehrlitan. Die Festung der Faust, einst das Heim des Heiligen Falah'd der Stadt, erhob sich dunkel und missgestaltet über einem hell erleuchteten Hof, wie eine geballte Hand, die von einem Bett aus Kohlen nach oben griff. Doch im Innern des steinernen Bauwerks kauerte der Militärgouverneur des malazanischen Imperiums, verschloss seine Ohren vor den hitzigen Warnungen der Roten Klingen und all jener malazanischen Spione oder Sympathisanten, die noch nicht vertrieben oder ermordet worden waren. Das gesamte Regiment der Besatzungstruppen hatte sich in den Unterkünften der Feste verkrochen, nachdem es aus den entlang der Peripherie von Ehrlitan verteilten Garnisons-Forts zurückgerufen worden war. Die Feste konnte eine so große Zahl von Bewohnern nicht versorgen – das Wasser der Quelle war bereits faulig, und so mancher Soldat schlief unter freiem Himmel auf den Steinplatten der Außenmauer. Im Hafen waren zwei alte Triremen aus Falar an der malazanischen Mole vertäut, und eine einzige Kompanie Soldaten – die noch nicht einmal Sollstärke hatte – hielt die imperialen Docks. Die Malazaner befanden sich im Belagerungszustand, obwohl sich noch keine einzige Hand wirklich gegen sie erhoben hatte.
    Kalam spürte zwei einander widerstrebende Loyalitäten in sich. Von Geburt her gehörte er zu den Unterdrückten, doch er hatte seine Wahl getroffen und unter dem Banner des Imperiums gekämpft. Er hatte für Imperator Kellanved gekämpft. Und für Dassem Ultor, und Elster, und Dujek Einarm. Aber nicht für Laseen. Diese Bande sind schon vor langer Zeit durch Verrat zerschnitten worden. Der Imperator hätte dieser Rebellion das Herz herausgerissen, kaum dass es zum ersten Mal geschlagen hätte. Ein kurzes, aber notwendiges Blutbad, gefolgt von einer langen Zeit des Friedens. Laseen hingegen hatte zugelassen, dass die alten Wunden weiterschwärten, und was jetzt kommen würde, würde selbst den Vermummten zum Schweigen bringen.
    Kalam wandte sich vom Rand des Hügels ab. Das Gelände vor ihm war ein verschlungenes Labyrinth aus zerschmetterten Kalksteinblöcken und Lehmziegeln, Dolinen und verfilzten Sträuchern. Insektenschwärme wogten über schwarzen Teichen auf und ab, und zwischen ihnen schossen Fledermäuse und Rhizan hin und her.
    In der Nähe des Zentrums erhoben sich die ersten drei Stockwerke eines Turms; sie waren von Wurzelsträngen überwuchert, die sich von einem Baum auf seiner Spitze herunterschlängelten, der aus Wassermangel ganz krumm und verkrüppelt gewachsen war. Am Fuß des Turms klaffte die dunkle Öffnung eines torlosen Eingangs.
    Kalam beobachtete ihn einige Zeit und näherte sich schließlich vorsichtig. Er war noch zehn Schritte von der Öffnung entfernt, als er innen ein Licht aufflackern sah. Der Assassine zog ein Messer, klopfte mit dem Knauf zweimal gegen einen Stein und ging dann zu dem Eingang hinüber. Eine Stimme aus der Dunkelheit ließ ihn innehalten.
    »Komm nicht näher, Kalam Mekhar.«
    Kalam spuckte laut aus. »Glaubst du, ich würde deine Stimme nicht erkennen, Mebra? Schmutzige Rhizan wie du entfernen sich niemals weit von ihrem Nest; das ist auch der Grund, warum du so leicht zu finden warst, und dir hierher zu folgen war sogar noch leichter.«
    »Ich muss mich um wichtige Geschäfte kümmern«, knurrte Mebra. »Warum bist du zurückgekommen? Was willst du von mir? Ich war den Brückenverbrennern verpflichtet, aber die gibt es nicht mehr.«
    »Du hattest mir gegenüber eine Verpflichtung«, sagte Kalam.
    »Und wenn der nächste malazanische Hund mit dem Abzeichen einer brennenden Brücke mich findet, dann wird er die Verpflichtung genauso einfordern, was ? Und dann der nächste und der übernächste? Oh, nein, Kal...«
    Der Assassine hatte den Eingang erreicht, ehe Mebra es überhaupt bemerkte; er tauchte in die Dunkelheit, eine Hand nach vorn gestreckt, die den Spion mit untrüglicher Sicherheit an der Kehle packte. Der Mann kreischte auf; er wurde von den Füßen gerissen, als Kalam ihn hochhob und gegen eine Wand schleuderte. Hier hielt der Assassine

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