Das Reich der Sieben Städte
Seiten... Worte des Wahnsinns; und in der Heiligen Wüste wartet Sha'ik, die Seherin, die verheißene Anführerin der Rebellion... »Du wirst mir jetzt das letzte Geheimnis verraten, Mebra, das, das der Träger dieses Buches kennen muss.«
Die Augen des Spions weiteten sich erschrocken. »Das hier kann nicht dein Pfand sein, Kalam! Nimm stattdessen mich, ich bitte dich!«
»Ich werde es in die Heilige Wüste Raraku bringen«, sagte Kalam. »Ich werde es Sha'ik persönlich übergeben, und ich werde mir damit meine Durchreise erkaufen, Mebra. Und wenn ich irgendwelche Anzeichen von Verrat entdecke, wenn ich auch nur einen einzigen Soldaten der Apokalypse auf meiner Spur bemerke, werde ich es zerstören. Hast du mich verstanden?«
Mebra blinzelte, um den Schweiß aus den Augen zu bekommen, dann nickte er. »Du musst einen Hengst von der Farbe des Sandes reiten, euer Blut muss sich vermischen. Du musst eine rote Telaba tragen. Jeden Abend musst du dich auf den Knien deiner Fährte zuwenden, das Buch auswickeln und Dryjhna anrufen – nur das, nicht mehr, nicht ein einziges weiteres Wort, denn die Göttin des Wirbelwindes wird dich hören und gehorchen –, und alle Spuren, die du hinterlassen hast, werden verschwinden. Du musst eine Stunde schweigend warten und dann das Buch wieder einwickeln. Es darf niemals dem Sonnenlicht ausgesetzt werden, denn der Zeitpunkt, das Buch zu erwecken, liegt in den Händen Sha'iks. Ich werde diese Anweisungen jetzt wiederholen ...«
»Das ist nicht nötig«, knurrte Kalam.
»Bist du jetzt wirklich ein Gesetzloser?«
»Ist das, was ich vorhabe, nicht Beweis genug?«
»Übergib Sha'ik das Buch von Dryjhna, und dein Name wird für alle Zeiten zu den Himmeln gesungen werden, Kalam. Betrüge uns, und dein Name wird in den Staub gespuckt werden.«
Der Assassine wickelte das Buch wieder in das Stück Musselin ein und verstaute es in den Falten seiner Tunika. »Wir sind fertig.«
»Der Segen der Sieben sei mit dir, Kalam Mekhar.«
Ein Grunzen war die einzige Antwort. Kalam glitt bereits auf die Türöffnung zu, zögerte dort kurz, um sich draußen umzuschauen. Als er nicht eine Menschenseele im Mondlicht entdecken konnte, huschte er durch die Öffnung.
Noch immer an die Wand gekauert, sah Mebra zu, wie der Assassine verschwand. Er strengte sich an, um irgendwelche Geräusche zu hören, die Kalam bei der Durchquerung des Durcheinanders aus Felsen, Ziegeln und Schutt verursachen musste, doch er hörte nichts. Der Spion wischte sich den Schweiß von der Stirn, ließ den Kopf nach hinten gegen den kühlen Stein sinken und schloss die Augen.
Wenige Minuten später hörte er vom Eingang her das Scheppern einer Rüstung. »Habt Ihr ihn gesehen?«, fragte Mebra, die Augen noch immer geschlossen.
Eine tiefe, brummige Stimme antwortete. »Lostara verfolgt ihn. Hat er das Buch?«
Mebras schmallippiger Mund verzog sich zu einem Lächeln. »Das war nun nicht gerade der Besucher, den ich erwartet hatte. Ich hätte mir nie und nimmer vorgestellt, dass ein solcher Gast zufällig vorbeikommt. Das war Kalam Mekhar.«
»Der Brückenverbrenner? Beim Kuss des Vermummten, Mebra, wenn ich das gewusst hätte ... Wir hätten ihn niedergehauen, noch bevor er außerhalb dieses Turms einen Fuß auf den Boden gesetzt hätte.«
»Wenn Ihr das versucht hättet«, erwiderte Mebra, »dann würde Euer Blut – Eures und das von Aralt und Lostara – jetzt Jen'rahbs durstige Wurzeln tränken.«
Der große Krieger stieß ein bellendes Lachen aus und trat ins Innere des Turms. Wie der Spion schon vermutet hatte, tauchte hinter ihm Aralt Arpat auf und bewachte den Eingang; er war so groß und breit, dass kaum noch Mondlicht durch die Öffnung fiel.
Tene Baralta ließ seine gepanzerten Hände auf die Knäufe der Schwerter sinken, die er an den Hüften trug. »Was ist mit dem Mann, an den du als Erstes herangetreten bist?«
Mebra seufzte. »Wie ich Euch schon gesagt habe, hätten wir wahrscheinlich ein Dutzend Nächte wie diese gebraucht. Der Mann hat es mit der Angst zu tun bekommen und ist jetzt wahrscheinlich schon auf halbem Weg nach G'danisban. Er ... hat nochmals nachgedacht, wie es jeder vernünftige Mann tun würde.« Der Spion stand auf und klopfte sich den Staub von seiner Telaba. »Ich kann unser Glück noch gar nicht fassen, Baralta -«
Tene Baraltas gepanzerte Hand zuckte blitzschnell vor und schlug Mebra ins Gesicht; die gespornten Kettenglieder rissen tiefe Furchen in die Haut des Spions. Blut
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