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Das Reich der Sieben Städte

Das Reich der Sieben Städte

Titel: Das Reich der Sieben Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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den Kopf. »Ich habe keine Antwort auf Eure Fragen«, sagte er leise. »Und ich glaube sogar, dass noch nicht einmal die Wechselgänger und Vielwandler wissen, was sie suchen. Wie Lachse, die in jenen Fluss zurückkehren, in dem sie geboren wurden, folgen sie ihrem Instinkt – einer tief aus dem Bauch kommenden Sehnsucht und einem Versprechen, das nur sie selbst fühlen können.« Er faltete die Hände. »Es gibt keine Vereinigung unter den Gestaltwandlern. Jeder steht für sich allein. Der Pfad der Hände...« – er zögerte, dann fuhr er fort – »... ist vielleicht ein Mittel, um aufzusteigen ... für den Sieger.«
    Fiedler holte tief und etwas zittrig Luft. »Aufstieg bedeutet Macht. Macht bedeutet Kontrolle.« Er blickte dem Geistergänger in die lohfarbenen Augen. »Sollte es einem Gestaltwandler gelingen, aufzusteigen, dann...«
    »Dann wird er über seine eigene Art herrschen, ja. Solch ein Ereignis würde einigen ... Widerhall auslösen. Wie auch immer, mein Freund, man konnte die Ödlande noch nie als sicher bezeichnen, aber die kommenden Monate werden die Odhan in einen Ort voll schrecklicher Gräuel verwandeln, das zumindest weiß ich mit Gewissheit.«
    »Ich danke Euch für die Warnung.«
    »Aber sie wird Euch nicht von Eurem Vorhaben abbringen.«
    »Ich fürchte nein.«
    »Dann ist es an mir, Euch einen Schutz für Eure Reise anzubieten. Hauptmann, wenn Ihr so freundlich wärt.«
    Der Veteran stand auf und verließ das Zimmer.
    »Ein zum Gesetzlosen erklärter Soldat«, sagte der alte Priester nach einem Augenblick, »der sein Leben riskiert, um ins Herz des Imperiums zurückzukehren, das ihn zum Tode verurteilt hat. Eure Not muss wirklich sehr groß sein.«
    Fiedler zuckte die Achseln.
    »Hier, im Reich der Sieben Städte, erinnert man sich an die Brückenverbrenner. Ein Name, der gleichermaßen verflucht wie bewundert wird. Ihr wart ehrenvolle Soldaten, doch ihr habt in einem ehrlosen Krieg gekämpft. Man erzählt sich, dass die Hitze und die verbrannten Felsen der Heiligen Wüste Raraku dem Regiment bei der Verfolgung einer Gruppe von Magiern des Falah'd den letzten Schliff verliehen haben. Dies ist eine Geschichte, die ich eines Tages gerne einmal hören würde, sodass ich vielleicht ein Lied daraus formen kann.«
    Fiedlers Augen weiteten sich. Die Zauberei eines Geistergängers wurde gesungen, andere Rituale waren dazu nicht erforderlich. Man sagte, dass die Macht in einem Tanno-Lied gewaltig sein sollte, obwohl es dem Frieden geweiht war. Der Sappeur fragte sich, wie sich ein solches Lied wohl auf die Brückenverbrenner auswirken mochte.
    Der Tanno-Geistergänger schien sich über diese Frage im Klaren zu sein, denn er lächelte. »Solch ein Lied ist niemals zuvor versucht worden. In einem Tanno-Lied ist das Potenzial zum Aufstieg, aber kann ein ganzes Regiment aufsteigen? Das ist in der Tat eine Frage, die eine Antwort verdient hätte.«
    Fiedler seufzte. »Wenn ich Zeit hätte, würde ich Euch die Geschichte erzählen.«
    »Es würde nur einen kurzen Moment dauern.«
    »Wie meint Ihr das?«
    Der alte Priester hob eine runzlige, langfingrige Hand. »Wenn Ihr mir erlauben würdet, Euch zu berühren, würde ich Eure Geschichte kennen.«
    Der Sappeur wich zurück.
    »Oh«, seufzte der Tanno-Geistergänger, »Ihr fürchtet, ich könnte sorglos mit Euren Geheimnissen umgehen.«
    »Ich fürchte, wenn Ihr meine Geheimnisse kennt, könnte Euch das in Gefahr bringen. Und außerdem sind nicht alle meine Erinnerungen ehrenvoll.«
    Der alte Mann legte den Kopf in den Nacken und lachte laut auf. »Wenn sie alle ehrenvoll wären, mein Freund, würdet Ihr diese Robe mehr verdienen, als ich es tue. Vergebt mir also meinen dreisten Wunsch.«
    Hauptmann Turqa kehrte zurück. In seinen Händen hielt er eine kleine Kiste aus verwittertem Holz, das die Farbe von Wüstensand hatte. Er setzte sie auf dem Tisch vor seinem Meister ab, der den Deckel hob und hineingriff. »Die Raraku war einst ein Meer«, sagte der Tanno-Geistergänger. Er zog eine ausgebleichte weiße Schneckenmuschel heraus. »Solche Überbleibsel kann man noch heute in der Heiligen Wüste finden, vorausgesetzt, man weiß, wo sich früher die Ufer befunden haben. Zusätzlich zu dem Lied der Erinnerungen an jenes Binnenmeer, das dies hier enthält, ist es auch noch mit anderen Liedern ausgestattet.« Er schaute auf, begegnete Fiedlers Blick. »Mit meinen eigenen Liedern der Macht. Ich bitte Euch, nehmt dieses Geschenk von mir an, mit dem ich Euch

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