Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Reich der Sieben Städte

Das Reich der Sieben Städte

Titel: Das Reich der Sieben Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
ihn fest, ritzte ihm die Haut in der Kuhle über dem Brustbein mit der Spitze eines Messers. Etwas, das der Spion an seine Brust gedrückt gehabt hatte, rutschte nach unten und prallte mit einem dumpfen Geräusch zwischen ihren Füßen auf den Boden. Kalam verschwendete keinen Blick auf den Gegenstand; er starrte Mebra unverwandt in die Augen.
    »Die Verpflichtung«, sagte er.
    »Mebra ist ein ehrenvoller Mann«, keuchte der Spion. »Er bezahlt jede Schuld! Er bezahlt auch die Schuld dir gegenüber!«
    Kalam grinste. »Die Hand, die du gerade eben an das Heft des Dolchs in deinem Gürtel gelegt hast, sollte am besten bleiben, wo sie ist, Mebra. Ich sehe alles, was du vorhast. Da, in deinen Augen. Jetzt schau in meine. Was siehst du darin?«
    Mebra begann schneller zu atmen. Schweißperlen glitzerten auf seiner Stirn. »Gnade«, sagte er.
    Kalam zog die Augenbrauen hoch. »Eine tödlich falsche Deutung ...«
    »Nein, nein! Ich bitte um Gnade, Kalam! In deinen Augen sehe ich nichts als den Tod! Meinen Tod! Ich werde die Schuld zurückzahlen, alter Freund. Ich weiß viel, ich weiß alles, was die Faust zu wissen wünscht! Ich kann ihr Ehrlitan ausliefern ...«
    »Daran besteht kein Zweifel«, sagte Kalam und lockerte den Griff um die Kehle des Mannes. Er trat einen Schritt zurück. Mebra rutschte an der Wand hinunter und kauerte sich kläglich auf dem Fußboden zusammen. »Aber überlass die Faust ihrem Schicksal.«
    Der Spion blickte auf. Plötzlich lag ein verschlagener Ausdruck auf seinem Gesicht. »Du bist zum Gesetzlosen erklärt worden. Und du hast nicht den Wunsch, zur malazanischen Herde zurückzukehren. Du bist wieder einer von uns, einer aus dem Reich der Sieben Städte! Mögen die Sieben dich segnen, Kalam!«
    »Ich brauche die Zeichen, Mebra. Eine sichere Reise durch die Odhan.«
    »Du kennst sie ...«
    »Es sind mehr Symbole geworden. Ich kenne nur die alten, und wenn ich die verwende, wird mich schon der erste Stamm töten, der mich findet.«
    »Für eine sichere Durchreise brauchst du nur ein einziges Symbol, Kalam. Und zwar überall im Reich der Sieben Städte, das schwöre ich.«
    Der Assassine trat einen Schritt zurück. »Was ist das für ein Zeichen?«
    »Du bist Dryjhnas Kind, ein Soldat der Apokalypse. Mach die Geste des Wirbelwinds – ich nehme an, du erinnerst dich noch an sie?«
    Kalam nickte zögernd; Misstrauen sprach aus seinem Blick. »Aber ich habe noch viele andere gesehen, so viele neue Symbole. Was ist mit denen?«
    »Inmitten der Heuschreckenwolke gibt es nur eine, die wirklich wichtig ist«, sagte Mebra. »Gibt es einen besseren Weg, die Roten Klingen in die Irre zu führen? Bitte, Kalam, du musst jetzt gehen. Ich habe die Schuld zurückgezahlt...«
    »Wenn du mich betrogen hast, wird Adaephon Ben Delat davon erfahren. Sag mir, kannst du dem Schnellen Ben entkommen, wenn er seine Gewirre öffnet?«
    Mebra schüttelte stumm den Kopf. Im Mondlicht wirkte sein Gesicht kalkweiß.
    »Die Geste des Wirbelwinds.«
    »Ja, ich schwöre es bei den Sieben.«
    »Bleib ganz ruhig«, befahl Kalam. Eine Hand am Langmesser in seinem Gürtel, trat der Assassine vor, bückte sich und hob den Gegenstand auf, den Mebra vorhin hatte fallen lassen. Er hörte, wie der Spion scharf die Luft einsog, und lächelte. »Vielleicht sollte ich das hier mitnehmen, sozusagen als Pfand.«
    »Bitte, Kalam...«
    »Sei still!« Der Assassine stellte fest, dass er ein in Musselin eingewickeltes Buch in der Hand hielt. Er wickelte das verdreckte Stück Stoff ab. »Beim Atem des Vermummten!«, flüsterte er. »Aus den Gewölben der Hohefaust in Aren... in die Hände eines Spions der Ehrlii.« Er blickte auf und sah Mebra in die Augen. »Weiß Pormqual, dass ihm das, was die Apokalypse entfesseln wird, gestohlen wurde?«
    Der kleine Mann grinste und zeigte dabei eine Reihe scharfer, silberüberzogener Zähne. »Diesem Narren könnte man sein Seidenkissen unter dem Kopf wegstehlen, und er würde es nicht merken. Dir ist doch wohl klar, Kalam, dass dich jeder Krieger der Apokalypse verfolgen wird, wenn du das da als Pfand mitnimmst. Das Heilige Buch Dryjhnas ist befreit worden und muss zur Raraku zurückkehren, wo die Seherin ...«
    »... den Wirbelwind entfesseln wird«, beendete Kalam den Satz. Der uralte Wälzer fühlte sich in seinen Händen so schwer an wie eine Granit-Tafel. Der Einband aus Bhederin-Leder war fleckig und zerkratzt, die Schafleder-Seiten darin rochen nach Wollfett und Blutbeeren-Tinte. Und auf den

Weitere Kostenlose Bücher