Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Reich der Sieben Städte

Das Reich der Sieben Städte

Titel: Das Reich der Sieben Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
spritzte an die Wand. Der Spion taumelte zurück, schlug die Hände vor das verletzte Gesicht.
    »Du wirst zu vertraulich«, sagte Baralta ruhig. »Ich gehe davon aus, dass du Kalam ... vorbereitet hast? Ihm die passenden ... Anweisungen gegeben hast?«
    Mebra spuckte Blut, dann nickte er. »Ihr solltet in der Lage sein, ihm unfehlbar zu folgen, Kommandant.«
    »Den ganzen Weg, bis zu Sha'iks Lager?«
    »Ja. Aber ich flehe Euch an, seid vorsichtig, Herr. Wenn Kalam merkt, dass er verfolgt wird, wird er das Buch zerstören. Bleibt mindestens einen Tag hinter ihm, am besten noch mehr.«
    Tene Baralta zog ein Stück Bhederin-Leder aus einer Tasche an seinem Gürtel. »Das Kalb sehnt sich nach seiner Mutter«, sagte er.
    »Und sucht sie ganz bestimmt«, beendete Mebra den Satz. »Ihr werdet eine Armee brauchen, um Sha'ik zu töten, Kommandant.«
    Der Anführer der Roten Klingen lächelte. »Das lass mal unsere Sorge sein, Mebra.«
    Mebra holte tief Luft. Nach einem kurzen Augenblick des Zögerns sagte er: »Da ist noch etwas, das ich von Euch will, Herr.«
    »Etwas, das du willst?«
    »Um das ich Euch bitte, Kommandant.«
    »Und das wäre?«
    »Dass Kalam am Leben bleibt.«
    »Deine Wunden sind ungleichmäßig verteilt, Mebra. Erlaube mir, auch die andere Seite deines Gesichts zärtlich zu tätscheln.«
    »Hört mich an, Kommandant! Der Brückenverbrenner ist ins Reich der Sieben Städte zurückgekehrt. Er behauptet von sich, ein Soldat der Apokalypse zu sein. Doch ist Kalam wirklich jemand, der zu Sha'iks Heereszug stoßen wird? Kann ein Mann, der geboren ist zu führen, sich damit zufrieden geben, jemand anderem zu folgen?«
    »Worauf willst du hinaus?«
    »Kalam ist aus einem anderen Grund hier, Kommandant. Er hat nur freies Geleit durch die Pan'potsun-Odhan gesucht. Er hat das Buch mitgenommen, weil es ihm diese sichere Durchreise gewähren wird. Der Assassine ist unterwegs nach Süden. Warum? Ich bin überzeugt, dass die Roten Klingen – und das Imperium – nur zu gern die Antwort auf diese Frage wüssten. Und diese Antwort kann man nur bekommen, solange er noch atmet.«
    »Du vermutest doch etwas.«
    »Er will nach Aren.«
    Tene Baralta schnaubte. »Um Pormqual ein Messer zwischen die Rippen zu stoßen ? Wenn er das tut, hätte er unser aller Segen, Mebra.«
    »Die Hohefaust ist Kalam völlig gleichgültig.«
    »Wenn das so ist, was sucht er dann in Aren?«
    »Ich kann mir nur eines vorstellen, Kommandant: Ein Schiff, das ihn nach Malaz bringt.« Mebra kauerte noch immer an der Wand und beobachtete aus verschleierten Augen den Kommandanten der Roten Klingen, der allmählich zu begreifen schien, worauf der Spion anspielte. Die Wunde in seinem Gesicht pochte schmerzhaft.
    Nach einiger Zeit fragte Tene Baralta mit leiser Stimme: »Was hast du für einen Plan?«
    Obwohl es ihm einige Mühe bereitete, begann Mebra zu lächeln.
     
    Wie gewaltige, sich aneinander lehnende Kalkstein-Platten ragten die Klippen mitten in der Wüste gut vierhundert Armspannen hoch auf. Die verwitterte Oberfläche war von tiefen Spalten und Rissen durchzogen, und in die größte dieser Spalten duckte sich einhundertfünfzig Armspannen über dem Wüstensand ein Turm. Schwarz hob sich ein einziges Bogenfenster von den Lehmziegeln ab.
    Mappo seufzte zittrig. »Ich kann nichts erkennen, das wie ein Zugang aussieht, aber irgendwo muss einer sein.« Er warf einen Blick zurück zu seinem Gefährten. »Du glaubst, dass er bewohnt ist.«
    Icarium rieb sich das verkrustete Blut von der Stirn, dann nickte er. Er zog das Schwert halb aus der Scheide und runzelte die Stirn, als er die Hautfetzen sah, die noch immer an der gekerbten Klinge hingen.
    Sie waren unachtsam gewesen, und der Vielwandler hatte sie überrascht – ein Dutzend Leoparden von der Farbe des Wüstensandes, die keine zehn Schritte zu ihrer Rechten aus dem ausgetrockneten Bett eines Rinnsals herausgeschnellt waren, als die beiden Reisenden gerade ihr Lager aufschlagen wollten. Eines der Tiere war auf Mappos Rücken gesprungen und hatte die Fänge um seinen Nacken geschlossen, während seine Krallen sich durch die derbe Haut des Trells gebohrt hatten. Der Leopard hatte ihn angegriffen, als wäre er eine Antilope, hatte versucht, ihm die Luftröhre zu zerreißen, während er ihn zu Boden drückte; doch Mappo war keine Antilope. Obwohl sich die Reißzähne tief in sein Fleisch gebohrt hatten, fanden sie nur Muskeln. Wütend hatte der Trell über seinen Kopf nach hinten gegriffen und sich

Weitere Kostenlose Bücher