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Das Reich der Sieben Städte

Das Reich der Sieben Städte

Titel: Das Reich der Sieben Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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entspannt und hockte jetzt auf einem Fels block und reinigte sein Schwert.
    Noch immer auf dem Boden sitzend, nahm der Mann eine Hand voll Sand und warf sie nach dem Maultier. Das Tier stieß einen schrillen, erschreckten Schrei aus, schoss in die Spalte und verschwand in der Höhlung. Vor sich hin brummend mühte sich der Mann auf die Beine und stand schließlich schwankend aufrecht; er hielt die Hände vor sich hin und zupfte ununterbrochen nervös mit der einen an der anderen herum. »Eine größtenteils ungehobelte Begrüßung von Gästen«, sagte er und versuchte zu lächeln. »Höchst ungehobelt. Eine höchst ungehobelte Begrüßung, das war gemeint. Sinnlose Entschuldigungen und freundliche Gesten sind sehr wichtig. Der zeitweilige Zusammenbruch der Gastfreundschaft tut mir Leid. Oh, ja, das tut es. Wäre ich nicht der Herr dieses Tempels, hätte ich wesentlich mehr Übung. Ein Akolyth ist gezwungen, herumzuscharwenzeln und sich anzubiedern. Und später zusammen mit seinen Kameraden über sein Elend zu murren und zu meckern. Ah, da kommt Diener.«
    Ein breitschultriger, krummbeiniger Mann in schwarzen Gewändern war aus der Höhle aufgetaucht, ein Tablett in den Händen, auf dem ein Krug und Tonbecher standen. Er trug den Schleier eines Dieners vor dem Gesicht, der nur einen Schlitz für seine Augen freiließ, die von einem dunklen Braun waren.
    »Du fauler Dummkopf! Hast du irgendwelche Spinnweben gesehen?«
    »Nein, nicht eine einzige, Iskaral.« Mappo zuckte überrascht zusammen, als er Dieners Akzent hörte. Er war eindeutig malazanisch.
    »Sprich mich gefälligst mit meinem Titel an!«
    »Hohepriester ...«
    »Falsch!«
    »Hohepriester Iskaral Pustl vom Tesem – Tempel Schatten ...«
    »Idiot! Du bist Diener, was mich zu was macht?«
    »Zu meinem Meister.«
    »In der Tat.« Iskaral drehte sich zu Mappo um. »Wir sprechen nur selten miteinander«, meinte er erklärend.
    Icarium gesellte sich zu ihnen. »Dies hier ist also Tesem. Man hat mich veranlasst zu glauben, es wäre ein Kloster, das der Königin der Träume geweiht wäre ...«
    »Sie sind verschwunden«, schnappte Iskaral. »Haben ihre Lampen mitgenommen und nichts zurückgelassen außer ...«
    »Schatten.«
    »Ihr seid klug, Jhag, aber man hat mich davor gewarnt, oh, ja, das hat man. Ihr beide seid so krank wie zu kurz gekochte Schweine. Diener hat eure Zimmer vorbereitet. Und eine Brühe aus heilenden Kräutern, Wurzeln, Arzneimitteln und Elixieren. Weißes Paralt, Emulor,Tralb ...«
    »Das sind Gifte«, warf Mappo ein.
    »Ach, tatsächlich? Kein Wunder, dass das Schwein gestorben ist. Es ist gleich so weit. Wollen wir uns darauf vorbereiten, hinaufzusteigen?«
    »Zeigt uns den Weg«, bat Icarium den Mann.
    »Ein Leben gegeben für eines, das genommen. Folgt mir. Niemand kann Iskaral Pustl austricksen.« Der Hohepriester wandte sich mit einem grimmigen Blinzeln der Spalte zu.
    Sie warteten. Mappo hatte keine Ahnung, worauf. Nach einigen Minuten räusperte sich der Trell. »Werden Eure Akolythen uns eine Leiter herunterlassen?«
    »Akolythen? Ich habe keine Akolythen. Keine Gelegenheit zur Tyrannei. Das ist traurig, kein Gemurmel und Gemecker hinter meinem Rücken, kaum eine befriedigende Belohnung für diesen Hohepriester. Wenn es nicht um das Flüstern meines Gottes ginge, würde ich mir keine Sorgen machen, dessen seid versichert. Und ich vertraue darauf, dass Ihr das mit in Betracht ziehen werdet, wie alles, was ich getan habe, und alles, was ich noch tun werde.«
    »Ich kann Bewegung in dem Riss erkennen«, sagte Icarium.
    Iskaral grunzte. »Das sind Bhok'arala, sie nisten auf dieser Seite der Klippe. Widerlich quäkende Kreaturen, die mich immerfort belästigen; sie schnüffeln an diesem und jenem, pissen auf den Altar, hinterlassen ihren Kot auf meinem Kissen. Sie sind meine Plage, sie haben mich auserkoren, und warum? Ich habe keinen Einzigen von ihnen enthäutet, habe auch ihre Gehirne nicht gekocht, um sie als zivilisierte Mahlzeit aus ihren Schädeln zu löffeln. Keine Schlingen, keine Fallen, kein Gift. Und doch verfolgen sie mich pausenlos. Ich weiß keine Antwort mehr. Ich verzweifle.«
    Als die Sonne tiefer sank, wurden die Bhok'arala mutiger, flatterten hoch oben an der Klippe von Sitzplatz zu Sitzplatz, tollten auf Händen und Füßen entlang der Risse in den Steinen und nahmen die Rhizan aufs Korn, als die kleinen fliegenden Eidechsen zu ihren nächtlichen Jagdflügen aufbrachen. Die Bhok'arala waren klein und affenartig und

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