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Das Reich der Sieben Städte

Das Reich der Sieben Städte

Titel: Das Reich der Sieben Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Drei
     
    Zu dieser Zeit taten sich von allen pro–malazanischen
    Organisationen, die in den besetzten Gebieten entstanden,
    besonders die Roten Klingen hervor. Dieser quasimilitärische
    Kult, der sich selbst als fortschrittlich betrachtete,
    da er die Wertschätzung der imperialen Vereinheitlichung
    voll und ganz verinnerlichte, wurde sehr schnell
    für den brutalen Pragmatismus berüchtigt,
    mit dem seine Mitglieder Menschen ihres eigenen Volkes
    behandelten, die eine andere Meinung hatten.
     
    Das Leben der Eroberten
      Ilem Trauth
     
    F elisin lag reglos unter Beneth, bis er, nach einem letzten Erschauern, endlich fertig war. Er richtete sich auf und packte eine Hand voll ihrer Haare. Unter der Schmutzschicht war sein Gesicht gerötet, und seine Augen glänzten im Lampenlicht. »Du wirst lernen, es zu mögen, Mädchen«, sagte er.
    Jedes Mal, wenn er bei ihr gelegen hatte, stieg danach etwas Wildes in ihr auf, versuchte, an die Oberfläche zu kommen. Sie wusste, es würde vorbeigehen. »Das werde ich bestimmt«, sagte sie. »Kann er sich jetzt einen Tag lang ausruhen?«
    Einen Augenblick wurde Beneths Griff fester, dann lockerte er ihn wieder. »Na gut.« Er schob sich ein Stück von ihr weg, begann seine Hose zuzuschnüren. »Obwohl ich nicht so recht weiß, was das eigentlich bringen soll. Der alte Mann wird den nächsten Monat sowieso nicht überleben.« Er machte eine Pause. Sein Atem ging schwer, während er sie musterte. »Beim Atem des Vermummten, Mädchen, du bist wirklich schön. Sei das nächste Mal ein bisschen lebhafter. Ich werde dich gut behandeln. Ich besorg dir Seife und 'nen neuen Kamm, 'nen Lausekamm. Du wirst hier in Krümmungen arbeiten, das verspreche ich dir. Zeig einfach, dass es dir Spaß macht, Mädchen, mehr verlange ich gar nicht.«
    »Bald«, sagte sie. »Wenn es aufhört wehzutun.«
    Die elfte Glocke des Tages war erklungen. Sie waren im dritten Abschnitt des längsten und tiefsten Schachts von Krümmungen. Der Abschnitt war von den Rotbeinen ausgehöhlt worden, und auf dem größten Stück seiner Ausdehnung von einer Viertellänge war er kaum hoch genug, um darin kriechen zu können. Die Luft war dumpf und stank nach Otataral-Staub und schwitzenden Felsen.
    So ziemlich alle anderen würden inzwischen Nahlicht erreicht haben, doch Beneth stand in Hauptmann Sawarks Gunst und konnte tun und lassen, was immer ihm gefiel. Er hatte den verlassenen Abschnitt zu seinem persönlichen Reich erklärt. Dies war Felisins dritter Besuch bei ihm. Das erste Mal war es am schlimmsten gewesen. Beneth hatte sie binnen weniger Stunden nach ihrer Ankunft in Schädelmulde, dem Bergbau-Lager in der Dosin-Grube, ausgesucht. Er war ein großer Mann, größer noch als Baudin, und obwohl er selbst ein Sklave war, war er doch gleichzeitig auch Herr über alle anderen Sklaven, der verlängerte Arm der Wachen, grausam und gefährlich. Und außerdem sah er erstaunlich gut aus.
    Felisin hatte auf dem Sklavenschiff schnell gelernt. Sie hatte nichts anderes zu verkaufen als ihren Körper, doch der hatte sich als überaus wertvolle Währung erwiesen. Indem sie sich den Schiffswachen hingegeben hatte, hatte sie mehr zu essen für sich und für Heboric und Baudin bekommen. Dadurch, dass sie für die richtigen Männer die Beine breit gemacht hatte, war es ihr gelungen, zusammen mit ihren beiden Gefährten an der Kielrampe angekettet zu werden, statt in dem verdreckten Wasser, das kniehoch unter dem Laufgang des Prachtraums hin und her schwappte. Ein paar andere waren in dem Wasser verfault. Ein paar waren auch ertrunken; sie hatten es – von Hunger und Krankheit geschwächt – einfach nicht mehr geschafft, den Kopf über Wasser zu halten.
    Anfangs war es schwierig gewesen, Heborics Kummer und seinen Zorn über den Preis, den sie zu zahlen hatte, zu ignorieren; ganz im Gegenteil, sie hatte sich sogar sehr geschämt. Doch sie hatte ihn bezahlt, damit sie am Leben blieben, und das war eine Tatsache, die nicht in Frage gestellt werden konnte. Baudin hatte sie einfach nur ausdruckslos angeblickt, und das war bis zum heutigen Tag seine einzige Reaktion geblieben. Er schaute sie genau so an, wie es ein Fremder tun würde, der nicht in der Lage war, festzustellen, wer oder was sie war. Aber er war an ihrer Seite geblieben, und nun war er auch an Beneths Seite. Sie hatten eine Art Abmachung getroffen. Wenn Beneth nicht da war, um sie zu beschützen, dann war es Baudin.
    Auf dem Schiff hatte sie viel über die Neigungen der

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