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Das Reich der Sieben Städte

Das Reich der Sieben Städte

Titel: Das Reich der Sieben Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Männer gelernt, genau wie über die der wenigen weiblichen Wachen, die sie mit in ihre Kojen genommen hatten. Sie hatte gedacht, sie wäre auf Beneth vorbereitet gewesen, und im Großen und Ganzen war sie das auch. Abgesehen von seiner Größe.
    Stöhnend zog Felisin ihre Sklaventunika an.
    Beneth beobachtete sie. Hoch angesetzte, markant ausgeprägte Wangenknochen prägten sein Gesicht, und sein langes, lockiges schwarzes Haar glänzte von Walöl. »Wenn du willst, schicke ich den alten Mann nach Tieferd«, sagte er.
    »Das würdest du tun?«
    Er nickte. »Für dich werde ich einiges ändern. Ich werde mir keine andere Frau mehr nehmen. Ich bin der König von Schädelmulde, und du wirst meine Königin sein. Baudin wird dein Leibwächter – ihm traue ich.«
    »Und Heboric?«
    Beneth zuckte die Schultern. »Dem traue ich nicht. Und er ist kaum zu gebrauchen. Die Karren ziehen ist so ziemlich das Einzige, was er tun kann. Die Karren, oder einen Pflug in Tieferd.« Sein Blick huschte zu ihr hinüber. »Aber er ist dein Freund, also werde ich etwas für ihn finden.«
    Felisin fuhr sich mit gespreizten Fingern durch die Haare. »Die Karren bringen ihn um. Wenn du dafür sorgst, dass er nach Tieferd gebracht wird, wo er stattdessen einen Pflug ziehen muss, dann ist das kein großer Gefallen ...«
    Der finstere Blick, den Beneth ihr zuwarf, ließ sie sich fragen, ob sie vielleicht zu weit gegangen war. »Du hast noch nie einen Karren voller Steine gezogen, Mädchen. Durch anderthalb Längen Tunnel immer nur bergauf. Und dann geht's wieder runter, um den Nächsten hochzuziehen, und das Ganze drei- , viermal am Tag. Das ist etwas völlig anderes, als einen Pflug durch weiche Erde zu ziehen. Verdammt noch mal, Mädchen, wenn ich ihn von den Karren weghole, muss ich das rechtfertigen. Hier in Schädelmulde muss jeder arbeiten.«
    »Aber das ist doch nicht alles, oder?«
    Zur Antwort drehte er ihr den Rücken zu und fing an, den Abschnitt hochzukriechen. »Ich habe kanesischen Wein für uns, und frisches Brot und Käse. Bult hat Eintopf für die Wachen gemacht, und wir haben beide eine Schüssel bekommen.«
    Felisin kroch hinter ihm her. Der Gedanke an Essen ließ ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen. Wenn genug Brot und Käse da war, konnte sie ein bisschen davon für Heboric beiseite schaffen, obwohl er darauf beharrte, dass er eigentlich Früchte und Fleisch brauchte. Doch diese Dinge waren ihr Gewicht in Gold wert, und in Schädelmulde auch genauso selten. Er würde mehr als dankbar für das sein, was sie ihm brachte, das wusste sie.
    Es war klar, dass Sawark den Befehl erhalten hatte, dafür zu sorgen, dass der Historiker nicht lange überlebte. Wobei es nicht um etwas so Offensichtliches ging wie einen Mord – dafür waren die politischen Risiken zu groß –, sondern es war eher die Kombination von Unterernährung und mörderischer Anstrengung, die für einen langsamen, schleichenden Tod sorgen sollte. Dass Heboric keine Hände hatte, war für den Hauptmann Grund genug, ihn den Karren zuzuteilen. Täglich schuftete er in seinem Geschirr, zog Hunderte von Pfund Felsbrocken aus der Tiefen Mine hinauf zum Schacht Nahlicht. In allen anderen Geschirren steckten Ochsen. Die Tiere zogen jeweils drei Karren, während Heboric nur einen ziehen musste; das war das einzige Zugeständnis, das die Wachen angesichts der Tatsache, dass er ein Mensch war, machten.
    Felisin war sich sicher, dass Beneth über Sawarks Instruktionen Bescheid wusste. Die Macht des »Königs« von Schädelmulde hatte ihre Grenzen, was immer er auch behaupten mochte.
    Sie hatten mittlerweile den Hauptschacht erreicht; von dort waren es noch vierhundert Schritt bis zum Nahlicht von Krümmungen. Im Gegensatz zur Tiefen Mine mit ihrer dicken, reichen und schnurgerade tief unter den Hügeln verlaufenden Otataral-Ader folgte Krümmungen einer sich windenden Ader durch den Kalkstein, die aufstieg und abtauchte, sich krümmte und drehte.
    Anders als bei den Eisenminen im Kernland verliefen Otataral-Adern niemals in echtem Felsgestein. Sie wurden nur in Kalkstein gefunden, und sie erstreckten sich flach und weit, wie Flüsse aus Rost zwischen zusammengedrängten Betten voller versteinerter Pflanzen und Schalentiere.
    Kalkstein besteht aus den Knochen von Dingen, die einst gelebt haben, hatte Heboric in ihrer zweiten Nacht in dem Schuppen am Rande der Spuckgasse gesagt, den sie in Beschlag genommen hatten. Das war, bevor Beneth sie in eine etwas bessere Nachbarschaft

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