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Das Reich der Sieben Städte

Das Reich der Sieben Städte

Titel: Das Reich der Sieben Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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gesehen?«
    »Nein. Was glaubst du, was du dort finden wirst?«
    »Antworten, alter Freund. Nun werde ich euch den Geruch meiner Verwandlung ersparen, indem ich ein bisschen mehr Abstand zwischen euch und mich lege. Wünschst du mir Glück, Mappo?«
    »Das tue ich, Messremb. Und ich füge noch eine Warnung hinzu: Vor vier Nächten sind wir Ryllandaras in die Quere gekommen. Sei vorsichtig.«
    In den Augen des Wechselgängers glitzerte etwas, das an den wilden Bären erinnerte, der er zuvor gewesen war. »Ich werde nach ihm Ausschau halten.«
    Mappo und Icarium sahen zu, wie der Mann davonging und kurz darauf hinter ein paar Felsen verschwand. »In ihm lauert der Wahnsinn«, sagte Icarium.
    Die Worte ließen den Trell zusammenzucken. »In ihnen allen lauert der Wahnsinn«, erwiderte er seufzend. »Nebenbei bemerkt, ich suche noch immer eine Stelle, an der man hinaufsteigen kann. Die Spalte bietet nicht den kleinsten Hinweis.«
    Plötzlich drang Hufgetrappel an ihre Ohren, das langsame, schwerfällige Stapfen beschlagener Hufe. Auf einem Pfad, der sich parallel zur Klippe dahinzog, erschien ein Mann auf einem schwarzen Maultier. Er war in eine zerlumpte, verdreckte Telaba gehüllt und saß mit gekreuzten Beinen in einem hohen, hölzernen Sattel. Seine Hände, die auf dem reich verzierten Sattelhorn ruhten, hatten die Farbe von Rost. Eine Kapuze verbarg seine Gesichtszüge. Das Maultier war ein merkwürdiges Tier, mit schwarzer Schnauze, schwarzen Ohren und schwarzen Augen. Sein Fell war überall gleichmäßig ebenholzschwarz, und die einzigen Ausnahmen waren Stellen voller Staub und etwas, das wie getrocknete Blutspritzer aussah.
    Im Sattel hin und her schaukelnd, kam der Mann allmählich näher. »Kein Weg hinein«, zischte er, »aber ein Weg hinaus. Es ist jetzt nicht die Stunde. Ein Leben gegeben für eines, das genommen, merkt euch diese Worte, merkt sie euch gut. Ihr seid verwundet. Ihr glüht vor Fieber. Mein Diener wird sich um euch kümmern. Ein fürsorglicher Mann mit salzigen Händen, die eine runzlig, die andere rosa – erkennt ihr die Bedeutung? Noch nicht. Noch nicht. So wenig ... Gäste. Aber ich habe euch erwartet.«
    Das Maultier blieb gegenüber der Spalte stehen und warf den beiden Wanderern einen traurigen Blick zu, während sein Reiter sich abmühte, seine überkreuzten Beine zu entwirren. Ein schmerzerfülltes Wimmern begleitete diese Anstrengungen, bis seine heftigen Versuche ihn schließlich aus dem Gleichgewicht brachten und er mit einem bestürzten Schrei aus seinem hohen Sitz fiel und im Staub landete.
    Rote Flecken erschienen auf dem Stoff der Telaba. Mappo sah es und trat vor. »Ihr tragt Eure eigenen Wunden, mein Herr!«
    Der Mann zappelte auf dem Boden herum wie eine auf dem Rücken liegende Schildkröte, seine Beine befanden sich noch immer in der überkreuzten Stellung. Die Kapuze fiel nach hinten und enthüllte eine große Adlernase, borstige graue Bartbüschel, einen tätowierten, kahlen Schädel und Haut von der Farbe dunklen Honigs. Inmitten des zu einer Grimasse verzogenen Gesichts blitzten makellos weiße Zähne auf.
    Mappo kniete sich neben dem Mann hin. Blinzelnd versuchte er die Wunden zu entdecken, aus denen so viel Blut geflossen war. Der Geruch von Eisen stach dem Trell in die Nase. Nach kurzem Zögern griff er dem Mann unter den Umhang und zog eine Blase ohne Stöpsel hervor. Er grunzte, warf Icarium einen Blick zu. »Das ist kein Blut. Das ist Farbe. Rote Ockerfarbe.«
    »Hilf mir, du Esel!«, schnappte der Mann. »Meine Beine!«
    Amüsiert half Mappo dem Mann, seine Beine zu entknoten, wobei jede Bewegung Schmerzenslaute zur Folge hatte. Sobald das geschehen war, setzte sich der Mann auf und begann, auf seine Oberschenkel einzuschlagen. »Diener! Wein! Wein! Ah, verdammt sei dein verfaultes Gehirn!«
    »Ich bin nicht Euer Diener«, sagte Mappo kühl und trat ein paar Schritte zurück. »Und ich habe auch keinen Wein bei mir, wenn ich eine Wüste durchquere.«
    »Ich meine nicht Euch, Barbar!« Der Mann schaute sich finster um. »Wo ist er?«
    »Wer?«
    »Diener, wer sonst? Er glaubt, seine einzige Aufgabe sei, mich zu tragen ... ah, da ist er ja!«
    Als er erkannte, wohin der Mann starrte, runzelte der Trell die Stirn. »Das ist ein Maultier, mein Herr. Ich bezweifle, dass es gut genug mit einem Weinschlauch umgehen kann, um einen Becher zu füllen.« Mappo grinste Icarium an, doch der Jhag kümmerte sich nicht um das, was um ihn herum geschah. Er hatte seinen Bogen

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