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Das Reich der Sieben Städte

Das Reich der Sieben Städte

Titel: Das Reich der Sieben Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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mir unbekannt. Es ist... verdorben worden.«
    »Von den Kratzern?«
    »Möglicherweise. Aber der Gestank, der von den Krallenspuren ausgeht, unterscheidet sich von dem, der von den Fliesen selbst aufsteigt. Ist er dir vertraut, Mappo? Bei Dessembraes sterblichen Tränen, das sollte er nämlich sein!«
    Der Trell schielte auf die ihm am nächsten liegende zerkratzte Fliese. Seine Nasenflügel bebten. »Wechselgänger. Vielwandler. Das Aroma der Gestaltwandler. Natürlich.« Er stieß ein bellendes Lachen aus, das in dem Gemach widerhallte. »Der Pfad der Hände, Icarium. Das Tor – es ist hier!«
    »Ich glaube, es ist mehr als nur ein Tor«, erwiderte Icarium. »Schau dir die Bilder an, die nicht beschädigt sind. Woran erinnern sie dich?«
    Mappo hatte eine Antwort auf diese Frage. Er musterte den Raum mit wachsender Gewissheit, doch die Erkenntnis, die ihm der Anblick bot, beantwortete nichts, sondern führte nur zu weiteren Fragen. »Ich sehe die Ähnlichkeit, aber da ist auch eine ... eine Unähnlichkeit. Und was noch verwirrender ist, ich kann mir keine mögliche Verbindung vorstellen ...«
    »Nein, solche Antworten gibt es hier nicht«, sagte Icarium. »Wir müssen zu jenem Ort gehen, den wir zuerst finden wollten, Mappo. Wir kommen der Erklärung näher – da bin ich mir ganz sicher.«
    »Icarium, glaubst du, dass Iskaral Pustl sich auf weitere Besucher vorbereitet? Wechselgänger und Vielwandler – die bevorstehende Öffnung des Tores. Ist er – und somit in letzter Konsequenz das Schattenreich – das eigentliche Zentrum dieser Konvergenz?«
    »Ich weiß es nicht. Wir sollten ihn fragen.«
    Sie traten von der Schwelle zurück.
     
    » Wir kommen der Erklärung näher.« Fünf Worte, die in Mappo Entsetzen aufsteigen ließen. Er fühlte sich wie ein Hase im Schussfeld eines meisterhaften Bogenschützen, wo es so hoffnungslos war, in irgendeine Richtung zu fliehen, dass er wie versteinert auf der Stelle verharrte. Er stand an der Seite von Kräften, die seinen Verstand erschütterten, Kräften der Vergangenheit und Kräften der Gegenwart. Die Namenlosen mit ihren Anweisungen und Andeutungen und Visionen, ihren verhüllten Absichten und verschleierten Wünschen. Kreaturen von ehrwürdigem Alter, wenn die Legenden der Trell auch nur einen Hauch Wahrheit enthalten. Und Icarium. Oh, teurer Freund, ich kann dir nichts erzählen. Mein Fluch ist es, auf jede deiner Fragen schweigen zu müssen, und meine Hand, die ich dir wie einem Bruder biete, wird dich nur noch tiefer in die Irreführen. All dies tue ich im Namen der Liebe auf meine eigenen Kosten ... Und was für Kosten sind das!
    Die Bhok'arala warteten an der Treppe auf sie und folgten den beiden Männern in sicherem Abstand hinauf zur Hauptebene.
    Sie fanden den Hohepriester in dem Vestibül, das er als Schlafzimmer benutzte. Er war gerade damit beschäftigt, einen geflochtenen Abfallbehälter mit verfaulten Früchten, toten Fledermäusen und zerstückelten Rhizan zu füllen, und murmelte dabei pausenlos vor sich hin. Als Mappo und Icarium im Eingang des Raumes stehen blieben, warf er ihnen über die Schulter hinweg einen finsteren Blick zu.
    »Wenn diese verkommenen Affen euch folgen, sollen sie sich bloß vor meinem Zorn in Acht nehmen«, zischte Iskaral. »Ganz egal, welches Zimmer ich mir aussuche, sie bestehen darauf, es als Aufbewahrungsort für ihre widerlichen Hinterlassenschaften zu benutzen. Meine Geduld ist zu Ende! Sie machen sich auf eigene Gefahr über einen Hohepriester des Schattens lustig!«
    »Wir haben das Tor gefunden«, sagte Mappo.
    Iskaral hielt nicht einen Augenblick in seiner Tätigkeit inne. »Oh, habt ihr das wirklich? Narren! Nichts ist so, wie es scheint. Ein Leben gegeben für eines, das genommen. Ihr habt jeden Winkel, jede Ritze erforscht, was? Dummköpfe! Solch übertriebene Prahlerei ist nichts anderes als das Banner der Ignoranz. Ihr wedelt mit ihm herum und erwartet, dass ich mich vor Angst ducke? Hah! Ich habe meine Geheimnisse, meine Pläne, meine Absichten. Iskaral Pustls labyrinthischer Genius kann von euresgleichen nicht ergründet werden. Seht euch doch an. Zwei uralte Wanderer auf dieser sterblichen Erde. Warum seid ihr nicht aufgestiegen wie die anderen? Ich werde es euch sagen. Langlebigkeit verleiht nicht einfach so ohne weiteres Weisheit. O nein, ganz und gar nicht. Ich vertraue darauf, dass ihr jede Spinne tötet, die ihr entdeckt. Hoffentlich tut ihr es auch, denn das ist der Pfad zur Weisheit. O ja, in der

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