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Das Reich der Sieben Städte

Das Reich der Sieben Städte

Titel: Das Reich der Sieben Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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anderen. »Einen Krug Bier«, sagte sie.
    »Der Herr des Hauses wird Euch dafür etwas berechnen«, sagte Kalam und lächelte die Pardu sarkastisch an.
    »Beim Schicksal der Sieben! Dieser schäbige Bastard – he, du da... Diener! Bring mir einen Krug, und ich werde prüfen, ob das Bier sein Geld wert ist. Los, mach schon!«
    »Das Weib hält das hier wohl für ein Gasthaus«, sagte einer der Wächter.
    »Ihr seid nur auf Grund des Wohlwollens des Kommandeurs dieser Festung hier«, ergriff jetzt der Sergeant das Wort. »Ihr werdet für das Bier bezahlen, Ihr werdet für das Bad bezahlen – und Ihr werdet dafür bezahlen, auf diesem Fußboden schlafen zu dürfen.«
    »Und das soll Wohlwollen sein?«
    Das Gesicht des Sergeanten lief dunkel an – er war Malazaner, und außerdem befand sich eine Meisterklaue im Raum. »Die vier Wände, das Dach, der Herd und die Benutzung des Stalls sind umsonst, Weib. Ihr beklagt Euch, als wärt Ihr eine jungfräuliche Prinzessin – akzeptiert die Gastfreundschaft, die Euch gewährt wird, oder verschwindet.«
    Die Frau kniff die Augen zusammen, dann holte sie eine Hand voll Jakatas aus einer Tasche an ihrem Gürtel und knallte sie auf den Tisch. »Ich vermute fast«, sagte sie sanft, »dass Euer großzügiger Herr sogar das Bier berechnet, das Ihr trinkt, Sergeant. So wie es aussieht, habe ich gar keine andere Wahl, als allen Anwesenden einen Krug Bier zu spendieren.«
    »Das ist großzügig«, sagte der Sergeant und nickte steif.
    »Und jetzt soll die Zukunft offenbart werden«, sagte die Frau des Händlers und legte dabei die Karten aus.
    Kalam bemerkte, dass die Pardu zusammenzuckte, als sie die Karten sah.
    »Verschont uns«, sagte der Assassine. »Es ist kein Gewinn, zu wissen, was kommt – wenn wir einmal davon ausgehen, dass Ihr überhaupt so etwas wie Talent besitzt, was ich doch stark bezweifeln möchte. Erspart uns also die Peinlichkeit, Eure Vorstellung mit ansehen zu müssen.«
    Die alte Frau ignorierte ihn und setzte sich so hin, dass sie die Wächter anschaute. »Euer aller Schicksal beruht auf ... dem hier!« Sie legte die erste Karte aus.
    Kalam ließ ein bellendes Lachen hören.
    »Welche Karte ist es?«, wollte einer der Wächter wissen.
    »Obelisk«, sagte Kalam. »Die Frau ist eine Schwindlerin. Jeder Seher, jede Seherin mit einem Hauch von Talent würde wissen, dass diese Karte im Reich der Sieben Städte unwirksam ist.«
    »Ihr seid wohl ein Experte, was Vorhersagen betrifft, wie?«, giftete die alte Frau.
    »Vor jeder größeren Reise über Land besuche ich einen angesehenen Seher«, erwiderte Kalam. »Es nicht zu tun wäre ziemlich dumm. Ich kenne die Drachenkarten, und ich habe gesehen, wann eine Deutung echt war, wann eine Macht ihre Hand gezeigt hat. Ohne Zweifel wolltet Ihr diesen Wächtern Geld abknöpfen – nach dem Lesen, nachdem Ihr ihnen erzählt hättet, wie reich sie werden würden, welch hohes Alter sie erreichen würden, was für Helden aus ihren Söhnen werden würden ...«
    Ihr Gesichtsausdruck zeigte, dass die Scharade endgültig vorbei war, als die Frau voller Wut aufkreischte und Kalam den Kartenstapel entgegenschleuderte. Die Karten trafen ihn an der Brust, fielen dann auf die Tischplatte – und blieben dort in einem Muster liegen.
    Die Pardu stieß zischend die Luft aus. Von diesem Geräusch einmal abgesehen, wurde es in dem Gemeinschaftsraum auf einmal sehr still.
    Urplötzlich brach Kalam der Schweiß aus. Er schaute hinunter auf die Karten. Sechs von ihnen umgaben eine siebte, und diese einzelne siebte Karte war seine, das wusste er mit absoluter Sicherheit. Das Seil, der Assassine des Schattens. Die sechs Karten darum herum gehörten alle zum gleichen Haus. König, Herold, Steinmetz, Weber, Ritter, Königin ... das Hohe Haus Tod, das Haus des Vermummten, alle aufgereiht... um den Einen, der das Heilige Buch Dryjhnas mit sich führt. »Tja, nun«, seufzte Kalam und warf der Pardu einen Blick zu, »ich nehme an, heute Nacht werde ich allein schlafen.«
     
    Hauptmann Lostara Yl von den Roten Klingen und ihr Begleiter waren die Letzten, die die Feste Ladro verließen – mehr als eine Stunde, nachdem der Mann, hinter dem sie her waren, auf seinem Hengst aufgebrochen und durch die Staubschleier, die der Sandsturm hinter sich zurückgelassen hatte, nach Süden weitergeritten war.
    Es war in Anbetracht der Umstände leider unvermeidbar gewesen, Kalam so nahe zu kommen, doch so gut er auch darin war, andere zu täuschen – Lostara war

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