Das Reich der Sieben Städte
Rücken gekehrt.«
Die Augen des Waerloga leuchteten. »Habt Ihr Euch eigentlich jemals gefragt, warum?«
Der Historiker klappte den Mund zu. Was diese Angelegenheit betraf, hatte er seine eigenen Theorien, doch sie laut auszusprechen – wem gegenüber auch immer – wäre Verrat gleichgekommen.
Kulps trockene, an Sormo gerichtete Frage riss Duiker aus seinen Gedanken. »Hat Imperatrix Laseen Euch mit dieser Aufgabe betraut? Seid Ihr hier, um einen Sinn in zukünftigen Ereignissen zu suchen, oder ist das nur eine Finte?«
Bult hatte ein paar Schritte von ihnen entfernt gestanden und bisher geschwiegen, doch jetzt zischte er: »Wir brauchen keinen Seher, um das herauszufinden, Magier.«
Der Waerloga breitete die Arme aus. »Bleibt dicht bei mir«, sagte er zu Kulp; dann richtete er den Blick auf den Historiker. »Und Ihr, seht zu und erinnert Euch an all das, dessen Ihr hier Zeuge werdet!«
»Genau das tue ich bereits, Waerloga.«
Sormo nickte, dann schloss er die Augen.
Seine Macht breitete sich wie eine kaum wahrnehmbare sanfte Welle aus, schwappte über Duiker und die anderen hinweg und hüllte schließlich die gesamte Lichtung ein. Abrupt verblasste das Tageslicht, wurde von einem sanften Dämmerschein abgelöst, und die trockene Luft war plötzlich feucht und roch nach Sumpfland.
Ein Ring aus Zypressen umgab die Lichtung, als würden sie sie bewachen. Moos hing wie Vorhänge von den Zweigen, hüllte alles, was jenseits der Bäume lag, in undurchdringliche Schatten.
Duiker konnte Sormo E'naths Magie wie einen warmen Mantel spüren; er hatte noch niemals zuvor eine ähnliche Macht verspürt – sie war ruhig und beschützend, stark und doch nachgiebig. Er fragte sich, was das Imperium durch die Ausrottung dieser Waerlogas verloren haben mochte. Es war ein Irrtum, den sie ganz eindeutig korrigiert bat. Doch vielleicht war es auch schon zu spät. Wie viele Waerlogas sind wirklich für immer verloren?
Sormo stieß einen heulenden Schrei aus, der widerhallte, als stünden sie in einem riesigen Gewölbe.
Im nächsten Augenblick erfüllten eisige Winde die Luft, die in wilden Böen aus verschiedenen Richtungen ankamen.
Sormo schwankte. Seine Augen waren jetzt offen und vor Schreck weit aufgerissen. Er holte tief Luft und schauderte dann sichtlich, und Duiker konnte ihm deswegen keinen Vorwurf machen. Ein bestialischer Gestank kam mit dem Wind herangeweht und wurde mit jedem Augenblick schlimmer.
Etwas schien sich auf die Lichtung herabzusenken; Gewalt lag in der Luft, und das Gefühl wurde stärker, als plötzlich die moosbewachsenen Äste um sich zu schlagen begannen. Der Historiker sah, wie eine schwirrende Wolke von hinten auf Bult zuflog, und brüllte eine Warnung. Der Wickaner wirbelte herum, seine Langmesser in den Händen. Er schrie auf, als ihn die erste Wespe stach.
» Vielwandler!«, brüllte Kulp, während er mit einer Hand Duikers Telaba packte und ihn dorthin zog, wo Sormo wie betäubt stand.
Ratten hasteten über den weichen Boden, sie quiekten schrill, als sie ein durcheinander wimmelndes Bündel aus Schlangen angriffen.
Der Historiker spürte Hitze an seinen Beinen und sah nach unten. Feuerameisen schwärmten bis zur Höhe seiner Oberschenkel über ihn hinweg. Das Hitzegefühl wurde zu einem fürchterlichen Schmerz. Er schrie auf.
Fluchend öffnete Kulp sein Gewirr, und pulsierend brach die Macht daraus hervor. Verdorrte Ameisen fielen von den Beinen des Historikers, sanken wie Staub zu Boden. Der angreifende Schwärm zuckte zurück, der Vielwandler setzte zum Rückzug an.
Die Ratten hatten die Schlangen überrannt und gingen jetzt auf Sormo los. Der Wickaner starrte sie stirnrunzelnd an.
Dort, wo Bult kauerte und vergeblich auf die stechenden Wespen einschlug, explodierte plötzlich flüssiges Feuer auf einer Grasnarbe; die Flammen tanzten über den Veteranen hinweg.
Duiker versuchte zu ergründen, wo das Feuer seinen Ursprung hatte, und er entdeckte, dass ein gewaltiger Dämon die Lichtung betreten hatte. Er war doppelt so groß wie ein Mensch, seine Haut so dunkel wie der mitternächtliche Himmel. Das Wesen stieß einen brüllenden Wutschrei aus und griff mit wilder Wucht einen weiß bepelzten Bären an. Die Lichtung wimmelte förmlich von Wechselgängern und Vielwandlern, die Luft erbebte unter Schreien und Schnauben. Der Dämon landete auf dem Bären, rammte ihn mit voller Wucht in den Boden. Knirschende Geräusche verkündeten, dass Knochen brachen. Der Dämon ließ das
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