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Das Reich der Sieben Städte

Das Reich der Sieben Städte

Titel: Das Reich der Sieben Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Sormos Ritual teilzunehmen. Waerlogas waren dafür berüchtigt, sich unschicklich zu verhalten und den gesunden Menschenverstand absichtlich zu verwirren. Allein weil es der Verteidigung des Anstands gedient hat, sollte man der Imperatrix die Hinrichtungen nicht so übel nehmen. Duiker zog eine Grimasse – das war allerdings eine Meinung, die man in Hörweite eines Wickaners besser nicht in Worte fassen sollte.
    Sie erreichten den Nordrand der Stadt und ritten ungefähr eineinhalb Längen auf einem Küstenpfad weiter, ehe sie landeinwärts abbogen, hinein in die unfruchtbaren Weiten der Odhan. Die Oase, der sie sich eine Stunde später näherten, war tot, die Quelle schon lange ausgetrocknet. Eine Reihe vertrockneter, knorriger Zedern, die sich aus einem Teppich umgestürzter Palmen erhoben, war alles, was von einem Ort übrig geblieben war, der einst ein üppiger, natürlicher Garten inmitten des Sandes gewesen war.
    Sie lenkten ihre Pferde näher heran, und sogleich erwachte Duikers Neugier, denn in und auf vielen der Bäume waren fremdartige Gegenstände zu sehen.
    »Sind das da oben in den Bäumen Hörner?«, fragte Kulp.
    »Ich glaube, sie stammen von Bhederin«, erwiderte der Historiker. »Sie wurden in eine Astgabel gequetscht, und dann ist der Baum weitergewachsen, sodass sie tief im Holz eingeschlossen wurden. Diese Bäume waren wahrscheinlich schon tausend Jahre alt, als das Wasser verschwunden ist.«
    Der Magier grunzte. »Die hätten eigentlich längst gefällt sein müssen, so nahe bei Hissar.«
    »Die Hörner sind eine Warnung«, erklärte Bult. »Dies war heiliger Boden. Früher, vor langer Zeit. Und Erinnerungen sterben nicht.«
    »Das sollten sie auch nicht tun«, murmelte Duiker. »Sormo sollte sich von dem heiligen Sand fern halten und ihn nicht eigens aufsuchen. Wenn dieser Ort über eine besondere Kraft verfügt, dann ist es wahrscheinlich eine, die einem wickanischen Waerloga feindlich gesonnen ist.«
    »Ich habe schon vor langer Zeit gelernt, Sormo E'naths Urteil zu vertrauen, Historiker. Ihr tätet gut daran, es ebenfalls zu tun.«
    »Wer jedermanns Urteil vertraut, ist ein armseliger Gelehrter«, erwiderte Duiker. »Sogar und vielleicht ganz besonders, wenn es das eigene Urteil ist.«
    »›Ihr bewegt Euch auf unsicherem Grund‹«, sagte Bult seufzend und grinste den Historiker einen Augenblick später wieder breit an. »Das würden zumindest die Einheimischen sagen.«
    »Und was würden die Wickaner sagen?«, fragte Kulp.
    In Bults Augen glitzerte der Schalk. »Nichts. Weise Worte sind wie Pfeile, die auf deine Stirn zielen. Was würdest du tun? Dich ducken, natürlich, was sonst? Diese Wahrheit kennt ein Wickaner von dem Tag an, da er reiten lernt – lange bevor er laufen lernt.«
    Sie entdeckten den Waerloga auf einer Lichtung. Der angewehte Sand war beiseite gefegt und dadurch ein unebener, verschlungener Backsteinboden freigelegt worden – das war alles, was von einem wie auch immer gearteten Bauwerk übrig geblieben war. In den Fugen zwischen den Steinen glitzerten Obsidian-Splitter.
    Kulp stieg von seinem Pferd und musterte Sormo, der genau in der Mitte des Ziegelbodens stand, die Hände in den weiten Ärmeln seines Gewandes verborgen. Er verjagte eine Fliege. »Was soll das hier sein? Ein längst vergessener alter Tempel?«
    Der junge Wickaner blinzelte träge. »Meine Helfer sind zu dem Schluss gekommen, dass es einst ein Stall war. Dann sind sie gegangen, ohne ihre Meinung weiter auszuführen.«
    Kulp warf Duiker einen finsteren Blick zu. »Ich verabscheue diesen wickanischen Humor.«
    Sormo winkte sie näher heran. »Ich habe die Absicht, mich dem geheiligten Aspekt dieses Kheror zu öffnen – so nennen wir Wickaner einen heiligen Ort, der zu den Himmeln hin offen ist...«
    »Seid Ihr wahnsinnig?« Kulp war totenblass geworden. »Diese Geister werden Euch die Kehle herausreißen, mein Junge. Sie sind den Sieben...«
    »Nein, das sind sie nicht«, unterbrach ihn der Waerloga. »Die Geister in diesem Kheror wurden in einer Zeit lange vor den Sieben beschworen. Sie sind ein Teil dieses Landes, und wenn Ihr sie mit irgendetwas Bekanntem in Verbindung bringen wollt, dann muss es Tellann sein.«
    »Bei der Gnade des Vermummten«, stöhnte Duiker. »Wenn es sich tatsächlich um Teilann handelt, dann werdet Ihr es mit den T'lan Imass zu tun haben, Sormo. Und die untoten Krieger haben der Imperatrix und allem, was mit dem Imperium zu tun hat, seit der Ermordung des alten Imperators den

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