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Das Reich der Sieben Städte

Das Reich der Sieben Städte

Titel: Das Reich der Sieben Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Tat, das ist der Pfad!
    Bhok'arala haben kleine Gehirne. Winzige Hirne in ihren winzigen runden Schädeln. Sie sind verschlagen wie Ratten, mit Augen wie glänzend schwarze Steine. Einmal habe ich vier Stunden lang in die Augen eines Bhok'aral gestarrt, und er in meine. Kein einziges Mal habe ich den Blick abgewendet, o nein, denn dies war ein Wettstreit, und zwar einer, den ich nicht verlieren würde. Vier Stunden lang, Auge in Auge, so nah, dass ich seinen fauligen Atem riechen konnte und er den meinen. Wer würde gewinnen? Die Antwort lag im Schoß der Götter.«
    Mappo warf Icarium einen Blick zu und räusperte sich dann. »Und wer, Iskaral Pustl, hat schließlich diesen ... diesen Kampf des Geistes gewonnen?«
    Iskaral Pustl starrte Mappo anzüglich an. »Schaut euch denjenigen an, der in seiner Sache nicht schwankend wird, gleichgültig, wie abgeschmackt und irrelevant sie auch sein mag, und ihr werdet in ihm das Wesen der Dummheit finden. Der Bhok'aral hätte für immer und ewig in meine Augen starren können, denn hinter ihnen war keine Intelligenz. Hinter seinen Augen, meine ich. Es war der Beweis meiner Überlegenheit, dass ich woanders Ablenkung gefunden habe.«
    »Habt Ihr vor, die Vielwandler und Wechselgänger zu dem Tor dort unten zu führen, Iskaral Pustl?«
    »Ungehobelt sind die Trell, entschlossen, blindlings voranzustolpern, und ungestüm in ihrer stolpernden Entschlossenheit. Wie ich schon gesagt habe. Ihr wisst nichts von den Geheimnissen, die hiermit verwoben sind, nichts von den Plänen Schattenthrons, von den vielen Geheimnissen der Grauen Feste, jenes Verschleierten Hauses, in dem sich der Thron der Schatten befindet. Aber ich weiß davon. Mir ist als Einzigem unter allen Sterblichen die Wahrheit offenbart worden. Mein Gott ist großzügig, mein Gott ist weise, und so verschlagen wie eine Ratte. Spinnen müssen sterben. Die Bhok'arala haben meinen Besen gestohlen, und ich stelle euch beiden, meinen Gästen, eine Aufgabe. Icarium und Mappo Trell, berühmte Wanderer auf dieser Welt, ich betraue euch mit dieser gefährlichen Aufgabe: Findet meinen Besen!«
     
    Als sie wieder draußen im Korridor standen, seufzte Mappo. »Nun, das war fruchtlos. Was sollen wir jetzt tun, mein Freund?«
    Icarium schien überrascht. »Das sollte doch wohl offensichtlich sein, Mappo. Wir müssen uns dieser gefahrvollen Aufgabe stellen. Wir müssen Iskaral Pustls Besen suchen.«
    »Wir haben dieses Kloster bereits erforscht, Icarium«, sagte der Trell müde. »Und ich habe dabei keinen Besen gesehen.«
    Die Mundwinkel des Jhag zuckten leicht. »Erforscht ? Jeden Winkel, jede Ritze ? Nun, das glaube ich nicht. Zunächst einmal wird uns unser Weg jedoch in die Küche führen. Wir müssen uns für unsere bevorstehenden Untersuchungen rüsten.«
    »Meinst du das wirklich ernst?«
    »Aber natürlich.«
     
    Die Fliegen stachen in der Hitze. Sie waren so übel gelaunt wie alle anderen Lebewesen unter der glühenden Sonne. Bis zum Mittag bevölkerten die Menschen Hissars Brunnen, drängten sich Schulter an Schulter in dem lauwarmen, trüben Wasser zusammen, ehe sie sich in den Schatten ihrer Häuser zurückzogen, wo es kühler war. Es war kein Tag, an dem man nach draußen ging, und Duiker starrte böse vor sich hin, während er eine weite, leicht gewobene Telaba überstreifte. Bult wartete an der Tür.
    »Warum kann das hier nicht im Mondlicht stattfinden?«, murmelte der Historiker. »Kühle Nachtluft, Sterne am Himmel, und alle Geister schauen herab. Das würde den Erfolg sicherstellen.«
    Bults sardonisches Grinsen machte die Sache auch nicht besser. Duiker zog den Gürtel seines Gewandes fest und drehte sich zu dem grauhaarigen Veteranen um. »Nun gut, dann weist mir den Weg, Onkel.«
    Das Grinsen des Wickaners wurde noch breiter, die riesige Narbe wurde noch tiefer, bis es so aussah, als zeige sein Gesicht zwei Lächeln statt einem.
    Draußen wartete Kulp mit den Pferden; er hockte auf seinem kleinen, robust aussehenden Reittier. Duiker empfand eine Art perverser Befriedigung, als er den verdrossenen Gesichtsausdruck des Kader-Magiers bemerkte.
    Sie ritten durch fast völlig leere Straßen. Es war Marrok – früher Nachmittag, die Zeit, in der Menschen im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte sich in die Häuser zurückzogen und warteten, bis die schlimmste Sommerhitze vorbei war. Der Historiker hatte sich angewöhnt, während Marrok ein Nickerchen zu machen; er fühlte sich missmutig und viel zu verstimmt, um an

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