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Das Reich der Sieben Städte

Das Reich der Sieben Städte

Titel: Das Reich der Sieben Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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genauso gut. Prahlen konnte eine gute Tarnung sein, Arroganz eine Maske, hinter der sich eine weitaus tödlichere Selbstsicherheit verstecken ließ.
    Die Art und Weise, wie die Drachenkarten sich auf der Tischplatte verteilt hatten, das Muster, das sie gebildet hatten, hatte Lostara einiges enthüllt – nicht nur über Kalam und seine Mission, sondern auch über seine Mitverschwörer. Über den Sergeanten der Wachtruppe etwa, den sein Gesichtsausdruck verraten hatte – ein weiterer malazanischer Soldat, der bereit war, seine Imperatrix zu hintergehen. Anscheinend hatte Kalam doch nicht so zufällig in der Festung Halt gemacht, wie es zunächst den Anschein gehabt hatte.
    Lostara war gerade dabei, sich um die Pferde zu kümmern, als ihr Kamerad aus dem Innern der Festung auftauchte. Sie drehte sich zu ihm um. Der Mann grinste sie an. »Ihr wart gründlich, wie immer«, sagte er. »Aber der Kommandant hat mir eine lustige Jagd geliefert. Ich habe ihn unten im Gewölbe gefunden. Er war gerade dabei, in eine fünfzig Jahre alte Rüstung zu steigen. Es scheint, als wäre er in seiner Jugend sehr viel dünner gewesen.«
    Lostara schwang sich in den Sattel. »Und es atmet wirklich keiner mehr? Du bist sicher, dass du alle genau untersucht hast? Was ist mit den Dienern im hinteren Korridor? Ich hatte es vielleicht ein wenig eilig.«
    »Ihr habt niemanden zurückgelassen, dessen Herz noch schlagen würde, Hauptmann.«
    »Sehr gut. Steig auf. Das Pferd dieses Assassinen wird die hier noch umbringen ... Wir sollten uns in Intesarm frische Pferde besorgen.«
    »Falls es Baralta gelungen ist, alles vorzubereiten.«
    Lostara musterte ihren Begleiter. »Du solltest Baralta vertrauen«, sagte sie kühl. »Und froh sein, dass ich dieses Mal deine Skepsis für mich behalten werde.«
    Der Mann nickte mit zusammengepressten Lippen. »Ich danke Euch, Hauptmann.«
    Dann ritten die beiden die Straße entlang, die von der Festung wegführte. Sobald sie die Küstenstraße erreichten, wandten sie sich nach Süden.
    Das gesamte Hauptstockwerk des Klosters war kreisförmig um einen einzelnen Raum herum angelegt, in dem sich eine steinerne Wendeltreppe befand, die in die Dunkelheit hinabführte. Mappo kauerte sich an der Treppe hin.
    »Ich nehme an, die hier führt ins Gewölbe.«
    »Wenn ich mich richtig erinnere«, sagte Icarium, der noch in der Nähe des Eingangs stand, »ist es bei den Nonnen der Königin der Träume Brauch, die Leichen ihrer Mitschwestern einfach in Leintücher einzuwickeln und auf Gesimsen aufzubahren, die an den Wänden der Gruft ausgespart wurden. Hast du Interesse daran, Leichname zu untersuchen?«
    »Nein, eigentlich nicht«, erwiderte der Trell. Er richtete sich mit einem leisen Ächzen auf. »Es ist nur so, dass die Stufen unterhalb des Bodenniveaus aus einem ganz anderen Gestein bestehen.«
    Icarium zog eine Braue hoch. »Tatsächlich?«
    »Das Stockwerk, in dem wir uns befinden, ist aus natürlichem Fels herausgehauen worden – aus dem Kalkstein der Klippen. Er ist ziemlich weich. Aber das da unten sind Granitblöcke. Ich glaube, dass die Gruft unter uns ein älteres Gewölbe ist. Oder aber die Nonnen und ihr Kult sind der Ansicht, dass die Wände einer Gruft und ihr Zugang geschmückt werden müssen, während das bei den Räumen, in denen man lebt, nicht der Fall ist.«
    Der Jhag schüttelte den Kopf und trat näher. »Das würde mich überraschen. Die Königin der Träume ist dem Leben zugewandt. Nun gut, wollen wir das Gewölbe erforschen?«
    Mappo stieg als Erster hinab. Keiner von ihnen benötigte künstliches Licht; die Dunkelheit unter ihnen war für sie kein Hindernis. Auf den Stufen der Wendeltreppe zeigten sich die Überreste von Marmorfliesen, doch die meisten waren von den vielen Füßen, die vor langer Zeit über sie hinweggeschritten waren, zerstört. Der harte Granit darunter hatte hingegen der Erosion widerstanden.
    Die Stufen führten tiefer und tiefer hinab. Mit der siebzigsten endete die Treppe in der Mitte eines achteckigen Raums. Alle acht Wände waren mit Friesen geschmückt, deren unzählige Grauschattierungen auf ihre Farbenpracht hindeuteten. Außer an der Stelle, wo sich die Wendeltreppe befand, war der Fußboden förmlich durchlöchert mit rechteckigen Vertiefungen; die Fliesen waren zerschnitten und die darunter liegenden Granitblöcke entfernt worden. Diese Blöcke waren jetzt an einer Stelle aufgeschichtet, hinter der sich ganz offensichtlich ein Durchgang befand. In jeder

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