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Das Reich der Sieben Städte

Das Reich der Sieben Städte

Titel: Das Reich der Sieben Städte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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spritzte. Der Wächter sank wie ein mit Steinen gefüllter Sack in sich zusammen und stieß dabei einen durchdringenden, schrillen Schrei aus.
    Da er nichts anderes zu fassen bekam, packte Fiedler die Ohren seines Pferdes und riss hart an ihnen, zerrte das Tier weg, als es gerade anfangen wollte, auf dem zu Boden gegangenen Mann herumzutrampeln. Der Sappeur verbarg seinen Schock hinter einem noch finstereren Gesichtsausdruck und überschüttete die beiden übrig gebliebenen Wachen, die in aller Eile ein paar Schritte zurückgewichen waren und ihre Piken gesenkt hatten, mit einem Schwall übelster Gral-Flüche. »Ihr verfaulter Rotz tollwütiger Hunde! Ihr Schorf am Arsch durchfallgeplagter Ziegen! Dass zwei Jungverheiratete Zeugen eines solchen Anblicks werden müssen! Soll ihre Verbindung noch nicht einmal zwei Wochen nach dem gesegneten Tag ihrer Hochzeit schon verflucht sein? Soll ich die Flöhe auf meinem Kopf ausschicken, damit sie euch euer wertloses Fleisch von euren weichen Knochen reißen?«
    Während Fiedler jede Gral-Beleidigung herausbrüllte, an die er sich erinnern konnte, um die Wachen daran zu hindern, einen klaren Gedanken zu fassen, kam ein Trupp berittener Arak-Krieger in wilder Hast herangejagt.
    »Gral! Zehn Jakatas für dein Pferd!«
    »Zwölf, Gral, zwölf! Gib's mir!«
    »Fünfzehn, und meine jüngste Tochter dazu!«
    »Fünf Jakatas für drei Haare von seinem Schweif!«
    Fiedler warf den Reitern den finstersten Blick zu, den er zu Stande bringen konnte. »Nicht einer von euch ist es wert, auch nur die Fürze meines Pferdes zu riechen!« Doch er grinste dabei und machte eine mit Bier gefüllte Blase vom Sattel los, die er mit einer Hand dem nächsten Arak zuwarf. »Aber lasst uns diese Nacht bei euren Trupps lagern, und für einen Splitter dürft ihr es anfassen und seine Hitze an euren Handflächen spüren. Aber nur einmal! Wenn ihr mehr wollt, müsst ihr bezahlen.«
    Wild grinsend ließen die Arak-Krieger den Bierschlauch herumgehen, wobei jeder von ihnen ein paar große Schlucke nahm, um die Abmachung auf rituelle Weise zu besiegeln. Indem er mit ihnen sein Bier teilte, hatte Fiedler ihnen den Status von Gleichgestellten zugestanden, eine Geste, die der Bemerkung, die er ihnen entgegengeschleudert hatte, den Stachel nahm.
    Fiedler warf einen Blick auf Crokus und Apsalar. Sie sahen angemessen erschüttert aus. Der Sappeur drängte seine eigene Übelkeit zurück und zwinkerte ihnen zu.
    Die Wachen hatten sich von ihrem Schreck erholt, doch bevor sie an ihn herankommen konnten, trieben die Stammeskrieger ihre Pferde nach vorn, um ihn abzuschirmen.
    »Reite mit uns!«, brüllte einer der Arak Fiedler zu. Dann wendete die Gruppe wie ein einziger Mann. Fiedler bekam die Zügel wieder zu fassen und trieb sein Pferd an, um ihnen zu folgen; er seufzte leise, als er dem Hufgetrappel hinter sich entnehmen konnte, dass ihm die frisch Vermählten dicht auf den Fersen waren.
    Es würde ein Wettrennen zum Lager der Arak geben, und getreu seinem plötzlichen legendären Status war das Gral-Pferd entschlossen, jeden Muskel seines Körpers einzusetzen, um zu gewinnen. Fiedler hatte noch nie zuvor so ein Wildpferd geritten, und er stellte auf einmal fest, dass er gegen seinen Willen grinste, obwohl die Erinnerung an das zerfetzte Gesicht des Wächters noch immer einen eiskalten Knoten in seinem Magen heraufbeschwor.
    Die Zelte der Arak säumten die windzerzauste Kuppe eines nahe gelegenen Hügels. Sie standen so weit voneinander entfernt, dass kein Zelt einen Schatten auf das Nachbarzelt werfen konnte, was einer Beleidigung gleichgekommen wäre. Frauen und Kinder traten an den Rand der Kuppe, um dem Rennen zuzusehen. Sie schrien auf, als Fiedlers Reittier durch die Reihe der Führenden brach und dabei leicht zur Seite schwenkte, um den schnellsten Konkurrenten mit der Schulter zu rammen. Das getroffene Pferd geriet ins Stolpern und hätte seinen Reiter beinahe aus dem hölzernen, filzbezogenen Sattel geworfen, fing sich dann jedoch wieder und wieherte gellend auf, wütend darüber, dass es aus dem Rennen geworfen worden war.
    Ungehindert lehnte sich Fiedler nach vorn, als sein Pferd den Hügel erreichte und den grasbewachsenen Hang hinaufschoss. Die Reihe der Zuschauer teilte sich, als er die Kuppe erreichte und das Pferd inmitten der Zelte zügelte.
    So wie auch alle anderen Stämme, die in der Ebene lebten, wählten die Arak lieber Hügelkuppen als Talgründe für ihr Lager. Der Wind sorgte dafür, dass es

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