Das Reich der Traeume
erleuchten. Ambrosia ist die Hüterin alles Wissens.«
»Bücher? Was ist das?«, fragte CrispÃn. »Kann man das essen?«
»Bücher sind Nahrung für den Geist«, erklärte der Alchemist. »Sie sind das wertvollste Lebensmittel der Welt.«
»Bücher sind voller Lügen!«, fauchte Alexia. »Ãble Machwerke, die nur dazu dienen, die Menschen zu verwirren. Mein Vater hat mich gelehrt, ihnen keinen Glauben zu schenken. Er weiÃ, dass sie nichts als Unwahrheiten enthalten.«
»Was hast du gegen Bücher, Alexia?«, fragte Arturo. »Warum hasst du sie so sehr?«
»Sie enthalten die gröÃten Lügen der Welt. Sie werden von Leuten ohne Skrupel geschrieben, von Leuten, die lügen und betrügen und alle Macht an sich reiÃen wollen. Bücher verwandeln die Lüge in Wahrheit! Darum sind sie so gefährlich! Sie vernebeln die Gedanken einfacher Menschen! Sie sind verdorben! Aus ihnen spricht der Hass auf die Magie!«
Arquimaes beteiligte sich nicht mehr an der Diskussion. Er musste auf den Weg achten, der vor lauter Schnee kaum zu erkennen war. Sie drohten, von ihm abzukommen. AuÃerdem konnte eines der Pferde jederzeit ins Stolpern geraten oder in eine Spalte stürzen und sich ein Bein brechen.
Als sie endlich die Klostermauern erreichten, mussten sie zu ihrem Bekümmern feststellen, dass das Tor verriegelt und verrammelt war. Wind und Schnee peitschten in ihre Gesichter und gegen ihre Hände, sodass sie kaum noch die Zügel halten konnten. Und das, obwohl sie ihre Hände und FüÃe mit Lappen und Fellen umwickelt hatten. CrispÃn und Arturo, die derart eisige Temperaturen nicht gewohnt waren, spürten erste Anzeichen von Erfrierungen.
Arquimaes näherte sich dem massiven Holztor und hämmerte mit aller Kraft dagegen. Doch es rührte sich nichts. Das Tor blieb verschlossen. Sicherlich hatten die Mönche, die den Eingang bewachen sollten, ihre Posten verlassen, um sich an einem Feuer zu wärmen.
Der Weise befürchtete, dass ihnen wohl frühestens in ein paar Stunden geöffnet werden würde. Doch bis dahin wären sie längst erfroren. Wieder einmal bereute er, dass er geschworen hatte, keinen Gebrauch mehr von seiner Magie zu machen. Doch jetzt war ihr Leben in Gefahr, sie benötigten die Hilfe seiner magischen Kräfte mehr denn je. Also fasste er einen Entschluss.
Er wendete sein Pferd und entfernte sich ein Stück vom Tor. Dann hob er die Arme gen Himmel, rief geheimnisvolle, nur ihm bekannte Mächte an und bat sie um Unterstützung. Wenige Augenblicke später wirbelte der Schnee auf, und eine magische Kraft in Form eines heftigen Sturmes warf sich gegen das Tor, sodass der dicke Querbalken in Stücke barst und den Weg freigab.
Mit letzter Kraft schleppten sie sich und ihre Pferde hinter die Klostermauern. Arquimaes ging zu einem Wachhäuschen, aus dem der gelbliche Lichtschein eines offenen Feuers drang. Er fand sich zwei Mönchen gegenüber, die ihn aufgrund seines eisgrauen, bleichen Aussehens und seines spektakulären Erscheinens für einen Geist hielten.
»Wer bist du?«, fragten sie gleichzeitig. »Wie bist du hier reingekommen?«
»Ich heiÃe Arquimaes und brauche Hilfe.«
»Das kann nicht sein! Arquimaes ist vor langer Zeit gestorben.«
»Nein, ihr müsst mir glauben. Ich bin Arquimaes, der Alchemist«, versicherte der Weise, bevor er entkräftet auf die Knie sank. »Wir brauchen Hilfe.«
Endlich erkannte ihn einer der Mönche.
»Arquimaes!«, rief er aus. »Wir glaubten dich tot! Uns wurde berichtet, deine eigene Magie habe dich umgebracht.«
»Nein, ich bin noch nicht tot ⦠Ich brauche eure Hilfe ⦠Und meine Freunde auch. Nehmt euch ihrer an, ehe sie erfrieren«, flüsterte er und sank bewusstlos zu Boden.
* * *
Als Morfidio die Pferde durch den Schnee traben sah, grinste er zufrieden. Oswald gab seinem Reittier die Sporen, schloss zum Grafen auf und fragte ihn: »Bist du sicher, dass das der richtige Weg ist, Graf?«
»Daran besteht kein Zweifel, Oswald. Ich weià ganz genau, wo sie sich verstecken.«
»Wenn du dich irrst und wir Alexia nicht zurückbringen, ist unser Leben in gröÃter Gefahr. Vor allem deins.«
»Keine Angst, ich garantiere dir, dass du sie schneller befreien wirst, als du glaubst. Später wirst du noch genug Zeit haben, mir zu danken.«
»Hoffentlich.
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