Das Reich der Traeume
verhalten.
Wenn es stimmt, was Hinkebein uns erzählt hat, und Férenix auf antiken Ruinen erbaut ist und wenn sich unter der Stiftung ein wertvoller Schatz befindet, dann wird sich unsere finanzielle Situation vielleicht irgendwann verbessern.
Doch ich bin mir nicht sicher, dass es eine Lösung für mein ganz persönliches Problem gibt, im Gegenteil. Jeder Schritt, den ich tue, beweist mir, dass ich zwei Leben habe ⦠dass ich in zwei Welten lebe.
»Sag mal, Arturo ⦠dieses Mädchen ⦠Alexia ⦠Ist sie blond oder schwarzhaarig?«
»Und warum ist das wichtig?«
»Ist es gar nicht, aber ich habe gerade daran gedacht, dass Jungs immer von dem träumen, was sie gerne hätten. Und da würde ich nur gerne wissen, wie das Mädchen aussieht, von dem du träumst.«
»Tja, weià nicht, darüber hab ich noch nicht nachgedacht.«
»Na ja, ist auch egal ⦠Träum du nur weiter von deiner Hexe. Vielleicht kann sie dir ja besser helfen als ich.«
»Hör auf, so zu reden.«
»Ich wüsste wirklich zu gerne, was mit JazmÃn passiert ist. Und vielleicht erzählst du mir ja mal, ob du dasselbe gesehen hast wie er. Aber lüg mich nicht an. Sonst möchte ich lieber nichts hören.«
Ich schweige und blicke wieder nach drauÃen auf die StraÃen von Férenix. Ich weià nicht, was ich ihr sagen soll. Ich weià nicht, was ich gesehen habe. Und vor allem weià ich nicht, was ich von alldem halten soll.
Drittes Buch
Die Mächte des Bösen
leer
I
Die Abtei am Ende der Welt
A rturo und seine Begleiter konnten den Hauptturm von Ambrosia in der Ferne kaum erkennen, dichtes Schneetreiben verwehrte ihnen die Sicht. Nur mühsam kamen sie voran und Pferde wie Reiter waren vollkommen entkräftet. Ihr Anblick erinnerte an Eisfiguren, die sich widerwillig über die Schneedecke schieben lieÃen.
Die Abtei hob sich kaum von der Umgebung ab. Sie war so sehr in die Schneelandschaft eingebettet, dass man den Eindruck hatte, sie wäre zusammen mit ihr entstanden. Ambrosia war die älteste Klostereinrichtung, die es gab. Sie lag versteckt, fernab von jedem Königreich, und nur wenige Menschen wussten von ihrer Existenz. Besucher kamen so selten hierher, dass niemand eine genaue Vorstellung davon hatte, welcher Beschäftigung die Mönche eigentlich nachgingen. Die Bauern der Umgebung hatten sie so gut wie vergessen, denn die Abtei benötigte kaum Lebensmittel von auÃerhalb. Sie versorgte sich selbst dank ihres riesigen Nutzgartens, den die Mönche mit viel Fleià bestellten. Darüber hinaus fertigten sie im Auftrag verschiedener Könige Abschriften von Büchern und Pergamenten an. Zu jenen Herrschern zählte auch Königin Ãmedi, die die Mönche für ihre Dienste groÃzügig entlohnte.
Lediglich einige wenige Händler, die es wagten, mit ihren Karawanen die Berge zu überqueren, versorgten die Abtei mit anderen lebensnotwenigen Gütern wie Salz, Ãl und Saatgut.
Für die Mönche selbst war Ambrosia ein weltabgewandtes Paradies. Ein Paradies, zu dem nur wenige Menschen Zugang hatten.
Arturo, Alexia und CrispÃn hatten schon von der Abtei gehört, doch nur Arquimaes war dort gewesen. Die meisten Leute hielten den Ort für ein Fantasiegebilde.
»Dann gibt es Ambrosia also tatsächlich«, murmelte Arturo. »Die Legende ist wahr.«
»Alle Legenden haben einen wahren Kern«, sagte der Alchemist. »Hier hast du den Beweis. Ambrosia ist die auÃergewöhnlichste Abtei der heutigen Welt, auch wenn sie so gut wie niemand kennt. Innerhalb ihrer Mauern befinden sich kostbare Schätze.«
»Auch Gold?«, fragte CrispÃn. »Und Juwelen?«
»Nein, mein Junge, Bücher! Tausende von Büchern, die von den Mönchen kalligrafiert wurden. Du würdest staunen, wenn du sähest, wie geschickt sie Buchstaben auf die Pergamente malen. Sie sind wahre Künstler. Sie schreiben und zeichnen mit derselben Leichtigkeit.«
»Ihr alle werdet in der Abtei euer Leben verlieren«, prophezeite Alexia. »Sie wird euer Grab. Dort gibt es nichts als Bosheit und Finsternis. Bücher sind trügerisch, sie beeinflussen und verwirren den Verstand!«
»Du irrst dich«, erwiderte Arquimaes. »Ambrosia ist die Quelle des Wissens. Aus ihr trinken die berühmtesten Männer unserer Zeit. Dort entstehen fast alle Texte und Bücher, die unsere Weisen
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