Das Reich der Traeume
weisen. Doch es wurden immer mehr.
»Verschwindet von hier!«, schrie Ritter Reynaldo. »Geht an eure Arbeit zurück!«
Doch die Menge war auÃer sich. Einige Männer, die enttäuscht darüber waren, dass die Hinrichtung nicht stattfand, fingen an, die Soldaten mit Schlägen zu traktieren. Diese verteidigten sich mit ihren Waffen und Blut begann über den Schlosshof zu flieÃen. Reynaldo versuchte vergeblich, den Kampf zu unterbinden. Mehrere Bauern wurden von den Schwertern der Soldaten hingeschlachtet, was die Ãbrigen nur noch mehr in Rage brachte.
Arturo und CrispÃn beschlossen, sich aus dem Staub zu machen. Sie hatten hier nichts mehr verloren. Ihr wichtigstes Ziel war es, die Mappe mit Arquimaesâ Zeichnungen zu retten. Doch es war gar nicht so einfach, aus dem Getümmel zu entkommen. Die Soldaten schlugen auf alles ein, was keine Uniform trug, und es war ihnen egal, ob es sich um Frauen, Kinder oder Alte handelte. Ihre Schwerter sausten durch die Luft und bohrten sich wahllos in die Leiber.
Die schutzlosen, unbewaffneten Bauern verteidigten sich ihrerseits, so gut sie konnten. Um an Waffen zu kommen, umringten sie einen Soldaten und nahmen ihm das Schwert ab. Innerhalb kürzester Zeit sprang die Rebellion auf den gesamten Innenhof über und wurde auch nach drauÃen getragen, wo eine noch gröÃere Menschenmenge wartete, die keinen Einlass gefunden hatte. Alle wollten die Schreie des Verurteilten hören und seine Leiche sehen.
Das Blutbad war durch nichts mehr aufzuhalten.
Benicius hörte die schmerzerfüllten Schreie der Verwundeten, das Wiehern der Pferde und den klirrenden Lärm des Metalls. Doch wirklich entsetzt war er, als er eine schwarze Rauchwolke aus den Stallungen in den Himmel aufsteigen sah.
Arquimaes und Alexia achteten nicht auf die beiden Gestalten, die querfeldein davonliefen, nachdem sie zwei Soldaten ausgewichen waren. Arturo und CrispÃn waren fest davon überzeugt, dass es in Beniciusâ Schloss nun nichts mehr gab, das wichtig für sie war.
»Das ist eure Schuld!«, brüllte Benicius. »Ich nehme an, ihr seid zufrieden!«
Seine Worte empörten Arquimaes zutiefst. Er trat auf den König zu und ohrfeigte ihn.
»Das Verhalten deiner Soldaten spiegelt die Bösartigkeit deiner Gedanken wider!«, donnerte er und spuckte Benicius ins Gesicht. »Du hast niemals das Leben der Menschen geachtet! Du bist ein Mörder und verdienst den Tod!«
»Oder etwas Schlimmeres«, sagte Alexia. »Ich habe dich gewarnt!«
Die Tochter des Finsteren Zauberers legte ihm eine Hand auf die Schulter und murmelte ein paar magische Worte, bevor Arquimaes sie daran hindern konnte. Sogleich krümmte sich Beniciusâ Körper zusammen und begann, sich langsam zu verformen. Die Schreie, die er ausstieÃ, wurden zu einem Grunzen, während er eine neue Gestalt annahm. Alexias mächtige Zauberformel hatte den hinterlistigen König in ein Schwein verwandelt.
XXII
Der Traumdeuter
I ch habe mich von Metáfora überreden lassen und bin zu Cristóbals Vater in die Sprechstunde gegangen. Er ist Arzt und hat sich auf Krankheiten spezialisiert, die mit Träumen zu tun haben. Ich halte das Ganze für Zeitverschwendung, denn niemand kann sich in die Träume eines anderen hineinversetzen, um sein Problem zu ergründen, wenn er denn eins hat.
»Sie können jetzt reingehen«, sagt die junge Arzthelferin. »Dr. Vistalegre erwartet Sie.«
Metáfora steht auf, aber ich bleibe einfach sitzen.
»Los, komm, du hast mir versprochen, mitzumachen«, erinnert sie mich. »Lass uns nicht noch mehr Zeit vertrödeln.«
»Schon gut«, sage ich und stehe widerwillig auf. »Damit du hinterher nicht sagst, ich würde nicht auf dich hören. Aber es ist das letzte Mal, dass ich mit jemandem über meine Träume spreche. Ich habâs satt!«
Die Arzthelferin, die geduldig gewartet hat, zeigt uns lächelnd den Weg. Wir betreten das Sprechzimmer. Ein groÃer, kräftiger junger Mann mit roten Haaren streckt uns die Hand entgegen.
»Ich bin Dr. Vistalegre. Willkommen in meiner Sprechstunde. Nehmt doch bitte Platz. Cristóbal hat mich gebeten, mir anzuhören, was ihr auf dem Herzen habt. Alles, was wir hier besprechen, bleibt natürlich unter uns.«
Wir setzen uns, doch bevor ich etwas sage, sehe ich mir das Sprechzimmer an. Die blau gestrichenen Wände sind mit
Weitere Kostenlose Bücher