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Das Reich der Traeume

Das Reich der Traeume

Titel: Das Reich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santiago García-Clairac
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kleinen Sternen übersät. Es sieht aus wie in einem Kinderzimmer, irgendwas zwischen Walt Disney und Märchenstunde. Rechts und links von dem Arzt steht je eine Lampe, die einen gelblichen, ovalen Lichtkegel auf die Wand wirft. Die geeignete Stimmung, um jemanden einzuschläfern – oder zu hypnotisieren. Ich muss an das Zimmer der Wahrsagerin denken, die mir die Karten gelegt hat, und stelle fest, dass jeder seine eigene Inszenierung hat.
    Â»Sagt mir bitte erst einmal, wie ihr heißt. Für die Patientenkartei.«
    Â»Ich heiße Metáfora Caballero und das ist Arturo Adragón.«
    Â»Gut. Cristóbal hat mir gesagt, dass du ein Problem hast, Arturo. Stimmt das?«, fragt mich Cristóbals Vater und sieht mich offen an. »Möchtest du mir davon erzählen?«
    Â»Ich glaube, er leidet unter Narkolepsie«, sagt Metáfora. »Er schläft plötzlich ein und hat seltsame Träume. Wir haben uns gedacht, vielleicht können Sie ihn davon heilen.«
    Â»Du leidest also unter der Schlafkrankheit?«
    Â»Das weiß ich nicht. Sie behauptet das, aber ich glaube, sie irrt sich«, antworte ich. »Es muss etwas anderes sein. Ich träume viel.«
    Â»Weißt du, was Narkolepsie ist?«, fragt mich Dr. Vistalegre. »Das ist eine Krankheit, bei der der Kranke plötzlich in einen tiefen Schlaf fällt. Das geschieht von einem Moment auf den anderen, überfallartig …«
    Er sieht mich eine Weile aufmerksam an. Wahrscheinlich will er herausfinden, ob ich tatsächlich die Krankheit habe, die er soeben beschrieben hat.
    Â»Mir scheint, du bist mit deiner Diagnose etwas voreilig«, sagt er schließlich zu Metáfora. »Warum glaubst du, dass er unter Narkolepsie leidet?«
    Â»Er träumt sehr intensiv«, erklärt Metáfora. »Am helllichten Tag verliert er plötzlich das Bewusstsein und danach ist er völlig durcheinander.«
    Â»Die Symptome deuten zwar darauf hin, aber sie reichen nicht aus. Wie häufig passiert das?«
    Â»In letzter Zeit sehr häufig und ich mache mir langsam ernsthaft Sorgen. Es wird immer schlimmer. Manchmal träumt er sogar, wenn er wach ist.«
    Â»Also, Metáfora, es besteht kein Grund zur Panik. Narkolepsie ist keine lebensgefährliche Krankheit. Man kann sie mit ein paar sehr wirksamen Medikamente ganz gut kontrollieren. Es ist nicht schlimm.«
    Er greift nach einem Schreibblock, schraubt die Kappe seines Füllers ab und lächelt mir aufmunternd zu.
    Dann sagt er mit sanfter Stimme: »Erzähl mir mal genau, was du hast, Arturo. Mit allen Einzelheiten, an die du dich erinnern kannst.«
    Â»Er hat sonderbare Träume …«
    Â»Bitte, Metáfora, lass ihn selbst erzählen. Also, Arturo, ich höre.«
    Â»Ja, es stimmt, ich habe sonderbare Träume.«
    Â»Wie oft?«
    Â»Jeden Tag, glaube ich. Die Träume sind sehr anstrengend und eindringlich, sodass ich jedes Mal total erschöpft bin, fix und alle. Es ist, als würde mich das, was ich in meinen Träumen erlebe, auch nicht loslassen, wenn ich wieder aufwache.«
    Â»Seit wann hast du das, Arturo?«
    Â»Schwer zu sagen. Ich glaube, schon länger, aber Gedanken mache ich mir erst seit Kurzem darüber …«
    Â»Wir haben angefangen, es komisch zu finden, als er sich eines Abends nach dem Essen nicht wohlgefühlt hat und halb eingeschlafen ist. Fast so, als wäre er ohnmächtig geworden. Als er wieder zu sich kam, hat er gesagt, er hätte vom Mittelalter geträumt. Stellen Sie sich das mal vor, vom Mittelalter!«, redet Metáfora dazwischen.
    Â»Du hast vom Mittelalter geträumt, sagst du?«
    Â»Ja, Señor, jedenfalls glaube ich das.«
    Â»Hm … spielst du Rollenspiele?«
    Â»Nein, Señor, so was habe ich noch nie gespielt.«
    Â»Jetzt eine sehr persönliche Frage, du musst sie nicht beantworten, wenn du nicht willst. Rauchst du Marihuana, oder nimmst du irgendwelche chemischen Drogen?«
    Â»Nein, ich schwöre Ihnen, so was hab ich noch nie gemacht.«
    Â»Dann erzähl mir mal, was genau du in deinen Mittelalter-Träumen erlebt hast.«
    Â»Wenn ich schlafe, träume ich, dass ich im Mittelalter bin. Ganz einfach.«
    Â»Und was machst du da? Bist du König, Bauer …?«
    Â»Nein, ich bin so was wie ein freier Ritter, der einen wichtigen Auftrag zu erfüllen hat. Ich muss einen Alchemisten beschützen! Zumindest am Anfang,

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