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Das Reich der Traeume

Das Reich der Traeume

Titel: Das Reich der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Santiago García-Clairac
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gefasst.
    Â»Wer ist das?«, fragt einer der beiden, der so groß und stark ist wie eine Eiche.
    Â»Keine Ahnung. Hab ihn eben auf der Treppe erwischt. Wahrscheinlich wollte er uns ausspionieren.«
    Der andere Mann, dem die Pomade nur so aus dem Haar trieft, mustert mich aufmerksam.
    Â»Das ist der Sohn von Adragón! Der Freund vom Einbeinigen!«, ruft er. »Wieso hast du ihn hergebracht?«
    Â»Ich hab ihn nicht hergebracht, er ist von selbst gekommen«, erklärt der Mann hinter mir. »Was sollte ich denn machen?«
    Â»Weiß ich doch nicht, aber der wird uns garantiert in Schwierigkeiten bringen. Was machen wir jetzt mit ihm?«
    Â»Am besten, wir fesseln und knebeln ihn und sperren ihn ein!«, sagt die Eiche.
    Â»Aber er hat unsere Gesichter gesehen und kann uns identifizieren!«
    Â»Dann müssen wir ihn also umbringen?«
    Â»Ich verspreche Ihnen, ich sage nichts«, versichere ich, während Panik in mir aufsteigt.
    Â»Ja, klar, das sagst du jetzt, aber ich trau dir nicht. Los, geh da rein!«, befiehlt er mir und packt mich am Arm. »Ich werd dir Beine machen!«
    Ich leiste keinen Widerstand. Mein Hirn sucht fieberhaft nach einem Ausweg, aber mir fällt nichts ein.
    Â»Setz dich hierhin und rühr dich nicht vom Fleck! Beim kleinsten Mucks bring ich dich um, kapiert?«
    Â»Ja, Señor.«
    Sie stecken die Köpfe zusammen, um darüber zu entscheiden, was mit mir passieren soll. Plötzlich vibriert mein Handy. Das muss Metáfora sein, sie macht sich bestimmt Sorgen.
    Die Männer verstauen noch weitere Objekte und schließen die Kisten. Dann kommt die Eiche zu mir und blickt mich grimmig an.
    Â»Hör zu, Kleiner, du bist uns in die Quere gekommen und jetzt haben wir ein Problem. Ich will wissen, was du hier unten zu suchen hattest. Eigentlich solltest du doch im großen Saal sein und dir den Vortrag deines Vaters anhören. Hat dir vielleicht jemand gesagt, dass wir hier sind?«
    Â»Nein, Señor! Ich hab mich gelangweilt und bin ein wenig rumgelaufen. Dabei hab ich gesehen, dass die Tür offen stand, und wollte nachsehen, ob alles in Ordnung ist. Das ist alles.«
    Â»Ich glaub dir kein Wort«, sagt er. Er packt mich an den Schultern und schüttelt mich. »Mir machst du nichts vor! Sag mir sofort, wer dich gewarnt hat!«
    Â»Keiner!«, antworte ich und fange mir eine Ohrfeige, dass mir die Luft wegbleibt.
    Â»Sag die Wahrheit!«, schreit er und schlägt weiter auf mich ein. »Ich weiß, dass du lügst!«
    Â»Ich lüge nicht, ich schwöre es Ihnen!«
    Weitere Schläge prasseln auf mich nieder. Der Kellner mit der Pomade im Haar kommt herein, entschlossen, das Problem endgültig zu lösen.
    Â»Das Beste wäre es, ihn zu töten«, sagt er wieder und zielt mit seinem Finger auf mich, als wäre er eine Pistole. »Wir können keine Zeugen gebrauchen.«
    Â»Wir sind keine Mörder«, widerspricht ihm die Eiche. »Wir interessieren uns für was anderes.«
    Â»Willst du etwa wegen so einer vorlauten Rotznase in den Knast wandern?«
    Â»Nein, aber wir können ihn doch nicht einfach umbringen.«
    Â»Dann mach ich es eben alleine«, sagt der Pomaden-Typ. »Los, haut ab und bringt schon mal die Kisten rauf.«
    Die beiden anderen verschwinden. Ich habe Schweißausbrüche vor Angst – wahrscheinlich ist mein Leben tatsächlich in Gefahr! Einen Moment überlege ich, die Hand in die Hosentasche zu stecken und zu versuchen, heimlich Metáfora anzurufen. Aber das ist wohl keine besonders gute Idee.
    Â»Zum letzten Mal, Kleiner: Sag mir, wer dir verraten hat, dass wir hier unten sind. Der Einbeinige? Hat er dich gewarnt?«
    Â»Nein, wirklich nicht …«
    Er nimmt ein Schwert und fuchtelt damit vor meinem Gesicht herum.
    Â»Hier liegen so viele Waffen rum … Es wird wie ein Unfall aussehen …« Er hebt das Schwert und tut so, als wollte er mich in Stücke hauen. »Ich frag dich nicht noch mal! Raus mit der Sprache!«
    Dann holt er aus … Ich mache die Augen zu, um nicht zu sehen, wie das mittelalterliche Schwert auf mich niedersaust.
    Â»Ahhhhhhhhh! Hilfe! Schaff mir das Ding vom Hals!«
    Ich öffne die Augen. Das, was ich sehe, ist so grausig, dass ich es kaum beschreiben kann: Der Drache von meiner Stirn ist zum Leben erwacht und hat den Mann mit den Zähnen an der Gurgel gepackt. Er hat mit solcher Kraft zugebissen, dass der

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