Das Reich der Traeume
Bellen von sich und kam Arturo gefährlich nahe. Doch bevor er dem Jungen etwas antun konnte, stürzten sich die Leibwächter auf ihn und töteten ihn. Der armen Kreatur blieb keine Zeit, fortzukriechen oder sich zu wehren.
»Wenn sie dich beiÃen, bist du verloren«, erklärte Alexia. »Sie stecken dich an und du verwandelst dich in ein Wesen ihresgleichen. Wenn du jemals einem begegnest, darfst du nicht zögern, es zu töten.«
»Tut mir leid, Prinzessin«, sagte der Kerkermeister mit dem dicken Bauch. »Aber diese Tiere sind unberechenbar â¦Â«
»Ist schon in Ordnung, du machst deine Sache sehr gut.«
»Aber er hat meine Männer in Gefahr gebracht«, beschwerte sich Quinto. »Er muss bestraft werden!«
»Das sollen sie selbst erledigen«, schlug die Prinzessin vor. »Sag deinen Leuten, sie können ihn in den Kerker bringen und bestrafen.«
Die beiden Leibwächter sahen sich an und grinsten. Sie packten den Kerkermeister an beiden Armen und schleppten ihn in die Zelle nebenan.
»Macht schnell«, bat die Prinzessin. »Wir haben nicht ewig Zeit.«
»Ich verspreche Euch, sie beeilen sich«, versicherte Quinto. »Sie wissen, was zu tun ist.«
Die Schreie waren bis in den Hof zu hören. Kurz darauf kamen die beiden Leibwächter zurück, steckten ihre blutverschmierten Schwerter in die Scheide und nickten ihrem Vorgesetzten zu.
»Was haben sie mit ihm gemacht?«, fragte Arturo, der nach und nach wieder Anteil nahm an dem, was um ihn herum vor sich ging.
»Sie haben ihm die Arme abgehackt. Die kriegen die kleinen Drachen zum Abendessen«, antwortete Quinto. »Disziplin ist oberstes Gebot an einem Ort wie diesem. Unsere Leibwächter sind zu wertvoll, als dass man sie leichtfertig einer Gefahr aussetzen dürfte.«
Alexia bemerkte nicht, dass Arturo zornig die Fäuste ballte. Er war empört über all das, was er sah und was für Alexia ganz normal zu sein schien. Sein Geist begann zu reagieren und sich gegen diese Unmenschlichkeit aufzulehnen.
Auf dem übrigen Rundgang zeigte Alexia ihm weitere Gräueltaten ihres Vaters und der anderen Zauberer. Arturos Entsetzen wurde immer gröÃer. Er weigerte sich gutzuheiÃen, dass menschliche Wesen in Tiere verwandelt oder den Drachen zum Fraà vorgeworfen wurden.
Stundenlang musste er sich unvorstellbar grässliche Dinge ansehen: miteinander verwachsene oder durch schwarze Magie verdrehte Körper, Wesen mit zwei Köpfen, ohne Beine und mit auf dem Rücken angewachsenen Armen ⦠Tausende von Monstrositäten, die nur kranken Hirnen entsprungen sein konnten. Ein Kabinett des Grauens, das kein anständiger Mensch, der ein edles Herz besaÃ, zu ertragen vermochte.
»Wenn du erst mal König und GroÃer Zauberer bist, kannst du alles selbst ausprobieren, wie es dir gefällt«, sagte Alexia. »Du wirst ein groÃartiger Hexenmeister sein, mein Liebling.«
Ihre Worte entrüsteten Arturo. Trotz der Wirkung des Folgsamkeitstrankes, den er wochenlang zu sich genommen hatte, regte sich erster Widerstand in ihm.
XVIII
Ratten in der Stiftung
I ch habe Geräusche gehört. Ich bin fast sicher, dass jemand im ersten Keller ist. Vorsichtig gehe ich ein paar Stufen hinunter und halte mich dabei dicht an der Wand. Unten im Gang stehen mehrere Kisten. Es sind die Kisten vom Catering-Service.
Ich traue meinen Augen kaum: Ein falscher Kellner ist gerade damit beschäftigt, die Objekte, die wir bei unserem ersten Besuch gesehen haben, aus dem Keller zu holen.
Er verstaut sie in einer Kiste: all die Schwerter, Schilde, Standarten ⦠Jetzt kommt ein anderer dazu, ebenfalls als Kellner verkleidet! Ich weià nicht, wie viele Männer es insgesamt sind, aber eins ist klar: Ich muss auf jeden Fall sofort Adela Bescheid sagen! Sonst verlieren wir all diese Sachen!
»Was machst du denn hier, Kleiner?«, fragt mich plötzlich ein weiterer Mann, der ein paar Stufen über mir auf der Treppe steht. »Was hast du hier zu suchen?«
»Ich ⦠Nichts, nichts ⦠Ich habe mich verlaufen.«
»Verlaufen? Komm mit, ich zeig dir den Ausgang. Geh runter! Und kein Wort, klar?«
»Ja, Señor.«
Ich tue, was er sagt und gehe die Kellertreppe hinunter. Wie es aussieht, bin ich in meine eigene Falle getappt. Die beiden Männer unten im Gang sehen mich erstaunt an. Bestimmt waren sie nicht auf einen Besuch
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