Das Reich des dunklen Herrschers - 8
dicht vor dem Ausgang am anderen Ende waren, doch zuvor galt es noch einen Felsvorsprung zu überwinden, der ihnen nach oben hin extrem wenig Spielraum ließ. Der Spalt dort hatte etwas unangenehm Beengendes.
»Von hier an müssen wir auf dem Bauch weiterrobben«, erklärte er Kahlan. »Halt dich an meinem Knöchel fest und sag den anderen, sie sollen es ebenso machen.«
Kahlan spähte blinzelnd nach vorn ins Licht und stieß einen tiefen Seufzer aus. »Also gut.«
»Alle mal herhören«, rief Richard nach hinten in die Dunkelheit. »Wir sind fast durch.«
»Hier, schieb dich an mir vorbei«, sagte Kahlan zu Jennsen, die plötzlich große Angst bekommen hatte. »Halt dich an Richards Knöchel fest, dann bist du noch vor uns anderen draußen.«
»Ich achte darauf, daß Betty dich hindurchkriechen sieht und dir hinterherklettert«, erbot sich Tom.
Damit schien die ausweglose Situation geklärt. Jennsen zog sich auf den Felssims und reichte ihren Rucksack herauf. Richard, der in dem niedrigen Felsspalt auf dem Bauch lag, ergriff ihre Hand und zog sie hoch.
Als sie im Schein des Lichtes sah, wie niedrig und eng der Spalt war, und daß Richard sogar auf dem Bauch liegen mußte, fing sie am ganzen Körper an zu zittern. Beim Hochziehen dann geriet ihr Gesicht ganz dicht neben seines, und er konnte im trüben Licht erkennen, daß sie weinte.
»Bitte, Richard, ich hab Angst. Ich will mich da nicht hineinzwängen.«
Er nickte. »Ich weiß, aber es ist wirklich nicht weit. Ich lasse dich nicht hier drinnen zurück. Sei unbesorgt, ich bringe dich und auch die anderen hier raus.« Er legte ihr die Hand an die Wange. »Versprochen.«
»Woher weiß ich, daß du dein Versprechen halten wirst?«
Lächelnd erwiderte er: »Zauberer halten ihre Versprechen immer.«
»Du hast gesagt, du weißt nicht viel darüber was es bedeutet, ein Zauberer zu sein.«
»Aber ich weiß, wie man sein Versprechen hält.«
Zu guter letzt willigte sie ein.
Richard schob sich immer tiefer in die Dunkelheit, umging so den trügerischen Engpaß in der Mitte der flachen Höhle und erreichte schließlich jene Stelle, wo die Felsendecke niedriger wurde. Wenige Zoll später reichte sie so weit herab, daß sie spürbar gegen seinen Rücken preßte. Er wußte, es war nicht mehr weit, nicht mehr als ein Dutzend Fuß, doch ohne die Möglichkeit, tief Luft zu holen, hatte der enge Durchlaß etwas Furchteinflößendes.
Richard stieß die beiden Rucksäcke vor sich her, während er sich windend und schlängelnd vorwärts mühte. Er mußte sich mit den Zehenspitzen vorwärtsschieben und, während seine Finger jeden Halt und jede Ritze nutzten, seinen Brustkorb hindurchzwängen. Es kostete ihn einige Überwindung, mit dem Kopf voran ins Dunkel - immer weiter fort vom Licht - zu kriechen.
Jennsens Finger hielten seinen Knöchel mit eisernem Griff umklammert. Ihm war das nur recht, denn auf diese Weise konnte er ihr helfen und sie hinter sich herziehen. Vor allem an der Stelle, wo der Fels ihre Brust zusammenpressen würde, war ihm das wichtig.
Dann, plötzlich, ließ sie seinen Knöchel los.
33
Irgendwo hinter seinem Rücken hörte er Jennsen hektisch wegkrabbeln.
»Jennsen? Was ist passiert? Was tust du?«
Mit einem Aufschrei hielt sie plötzlich vor Entsetzen wimmernd auf den Lichtschein bei der Felsenöffnung zu.
»Jennsen!«, rief Richard ihr zu. »Nicht dort entlang! Bleib bei mir!«
Unter Aufbietung aller Kräfte schob er sich ein Stück nach vorn, ehe er sich im Krebsgang zur Seite drehte und sie auszumachen versuchte. Jennsen, taub für seine Zurufe, kroch auf Händen und Füßen weiter auf das Licht zu.
Richard versetzte den Rucksäcken einen kräftigen Stoß und arbeitete sich wie von Sinnen vorwärts, bis er in den Bereich jenseits des Engpasses gelangte, wo er zumindest genügend Platz hatte, um tief durchzuatmen und sich fast bis auf Hände und Knie zu erheben.
Jennsen stieß erneut einen Schrei aus. Richard konnte nur undeutlich ausmachen, wie sie ihre Finger panisch in den Fels krallte, ohne auch nur einen Millimeter voranzukommen. Mit einer letzten, verzweifelten Anstrengung versuchte sie sich vorwärts zu schieben, statt dessen aber rutschte sie seitlich weiter die Schräge hinunter und klemmte sich noch fester ein.
»Jennsen! Atme ganz flach und beruhige dich!«, rief Richard ihr zu, während er robbend zur Öffnung herumschwenkte. »Atme ruhig und flach! Atme!«
Endlich erreichte Richard die Öffnung. Er zwängte sich aus dem
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