Das Reich des dunklen Herrschers - 8
geben, und wir werden auch alles in unserer Macht stehende tun. Aber wenn wir diesen Menschen wirklich helfen wollen, muß ich Owen und seine Gefährten davon überzeugen, daß sie die Dinge selbst in die Hand nehmen müssen.«
Cara schnaubte verächtlich. »Das wäre schon ein gewaltige Leistung, diesen Lämmern beizubringen, sich in Wölfe zu verwandeln.«
Kahlan war der gleichen Ansicht. Vermutlich wäre es schwieriger, Owen und seine Gefährten von der Notwendigkeit der Selbstverteidigung zu überzeugen, als Bandakar zu fünft von der Imperialen Ordnung zu befreien. Sie fragte sich, woran Richard wohl dachte.
»Nun«, meinte Jennsen, »findet ihr nicht, daß ich ein Recht darauf habe, eingeweiht zu werden und zu erfahren, warum ihr beide euch ständig heimlich Blicke zuwerft und miteinander tuschelt? Schließlich sitzen wir alle im selben Boot, wenn wir es mit der Imperialen Ordnung in Bandakar zu tun bekommen.«
Richard starrte Jennsen einen Moment an, ehe er sich wieder an Kahlan wandte.
Kahlan legte ihr Zweigbündel neben dem Unterschlupf auf dem Boden ab. »Ich finde, sie hat recht.«
Richard schien darob nicht sonderlich begeistert, aber schließlich nickte er und legte den Balsamzweig fort, den er gerade in der Hand hielt. »Vor nahezu zwei Jahren gelang es Jagang, mit Hilfe von Magie eine Seuche auszulösen. Die Seuche selbst war nicht magisch; sie war nichts weiter als eine Seuche. Sie fegte durch Städte und hinterließ Zehntausende Opfer. Da dieser Flächenbrand durch einen magischen Funken ausgelöst worden war, konnte ich die Seuche schließlich auch mit Hilfe von Magie beenden.«
Kahlan glaubte nicht, daß sich ein solcher Alptraum auf die einfache Feststellung der Tatsachen reduzieren ließ, wenn man auch nur ansatzweise jenes Grauen vermitteln wollte, das sie damals durchgemacht hatten, doch Jennsens Gesichtsausdruck ließ vermuten, daß sie ein wenig von dem Schrecken begriff, der damals das Land ergriffen hatte.
»Um den Ort wieder verlassen zu können, den er hatte aufsuchen müssen, um die Seuche zu beenden«, fuhr Kahlan unter Auslassung der schaurigen Einzelheiten fort, »mußte er sich selbst mit der Seuche infizieren. Andernfalls hätte er zwar selbst überlebt, allerdings vollkommen vereinsamt, ohne mich oder sonst einen seiner Lieben jemals wiederzusehen. Er steckte sich freiwillig mit der Seuche an, um zurückkehren und mir seine Liebe gestehen zu können.«
Jennsen starrte sie aus großen Augen an. »Wußtest du denn nicht, daß er dich liebt?«
Ein dünnes, bitteres Lächeln spielte über Kahlans Lippen. »Meinst du nicht, deine Mutter würde nur zu gern aus dem Reich der Toten zurückkehren, um dir zu sagen, daß sie dich liebt, obwohl du das längst weißt?«
»Doch, vermutlich würde sie das. Aber warum mußtest du dich anstecken, um zurückkehren zu können? Und von wo überhaupt?«
»Der Ort nannte sich Tempel der vier Winde und lag teilweise in der Unterwelt.« Richard deutete mit einer Handbewegung hinauf zum Paß. »Vergleichbar in etwa mit der Grenze dort, die einerseits Teil des Totenreiches, gleichzeitig aber Teil dieser Welt war. Man könnte sagen, mit dem Tempel der vier Winde verhielt es sich ähnlich. Er lag verborgen in der Unterwelt; und da ich eine Art Grenze zur Unterwelt überqueren mußte, um in ihn hineinzugelangen, setzten die Seelen einen Preis für meine Rückkehr in die Welt des Lebens fest.«
»Seelen? Du bist dort tatsächlich den Seelen der Toten begegnet?«, wollte Jennsen wissen. Als Richard darauf nickte, hakte sie sofort nach. »Und warum haben sie diesen Preis festgesetzt?«
»Die Seele, die diesen Preis festsetzte, war die Darken Rahls.«
Jennsen klappte vor Verblüffung der Unterkiefer herunter.
»Als wir Lord Rahl damals fanden«, warf Cara ein, »lag er im Sterben. Die Mutter Konfessor begab sich auf eine gefahrvolle Reise durch die Sliph, um in Erfahrung zu bringen, wodurch er wieder geheilt werden könnte. Schließlich gelang es ihr tatsächlich, ein Heilmittel zu beschaffen, doch trennten ihn da nur noch wenige Augenblicke von seinem Tod.«
»Ich wendete die Magie an, die ich mitgebracht hatte«, griff Kahlan den Faden auf. »Etwas, mit der sich die Seuche, die er sich durch Magie zugezogen hatte, ins Gegenteil verkehren ließ. Die Magie, die ich zu diesem Zweck beschwor, waren die drei Chimären.«
»Drei Chimären?«, fragte Jennsen. »Was muß man sich darunter vorstellen?«
»Die Chimären sind magische Wesen aus der
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