Das Reich des dunklen Herrschers - 8
völlig unbefleckt und immun gegen Magie, weshalb ihr gewöhnliche Magie auch nicht wahrnehmen könnt. Trotzdem hat euch die Grenze daran gehindert, in die Welt hinauszugehen, oder? Was könnte, eurer Meinung nach, wohl der Grund dafür gewesen sein?«
»Dieser Wall war für uns tödlich«, ergriff ein älterer Mann, der dies offenbar für selbstverständlich hielt das Wort.
»Aber wieso konnte er Menschen etwas anhaben, die gegen Magie immun sind? Das Betreten der Grenze war für euch ebenso tödlich wie für jeden anderen. Ihr mögt nicht mit der Gabe gesegnet sein, gleichwohl seid ihr sterblich. Ihr seid den Gesetzen des Lebens unterworfen, also auch denen des Todes.«
Richard hielt die Statuette erneut in die Höhe. »Auch diese Magie ist untrennbar mit den Gesetzen der Unterwelt verbunden. Da ihr alle sterblich seid, gibt es eine Verbindung von euch zur Unterwelt, zur Macht des Hüters. Und deswegen könnt ihr auch den Sand sehen, der das Verrinnen meiner Lebenszeit anzeigt.«
»Ich wüßte nicht was daran magisch sein soll«, knurrte einer. »Eure Behauptung, daß es Magie ist oder es das Verrinnen Eurer Lebenszeit anzeigt, beweist in meinen Augen noch gar nichts.«
Richard drehte die Statuette in die Waagerechte. Der Sand rieselte munter weiter, jetzt jedoch seitwärts.
Ein verblüfftes Aufstöhnen ging durch die Reihen der Männer, begleitet von aufgeregtem Getuschel, während sie den seitwärts rieselnden Sand bestaunten. Neugierigen Kindern gleich drängten sie herbei, um die Statuette näher in Augenschein zu nehmen. Einige streckten zaghaft die Hände vor, um die tiefschwarze Oberfläche zu berühren, als Richard sie ihnen zur Begutachtung hinhielt. Andere beugten sich vor und spähten ins Innere, um den seitwärts rieselnden Sand im unteren Teil, wo die Figur noch durchsichtig war, genauer in Augenschein zu nehmen.
Trotz ihrer einhelligen Bestätigung, daß es sich um ein Wunder handeln müsse, schien sie seine Erklärung dieser unterweltlichen Magie nicht recht zu überzeugen.
»Aber wir können es doch alle sehen«, rief jemand. »Also kann es kein Beweis dafür sein, daß wir uns, wie Ihr behauptet, von anderen Menschen unterscheiden. Es beweist lediglich, daß wir fähig sind, diese Magie ebenso wahrzunehmen wie Ihr. Womöglich sind wir gar nicht dieses von der Gabe völlig unbefleckte Volk, für das Ihr uns offenbar zu halten scheint.«
Richard dachte einen Augenblick nach und überlegte, wie er diesen Männern das eigentlich Magische daran nahe bringen konnte. Er besaß zwar die Gabe, aber im Grunde waren seine Kenntnisse, wie sich dieses ihm angeborene Talent beherrschen ließ, eher begrenzt. Er wuße lediglich, daß es seine Kraft zum Teil aus seinem Zorn, gepaart mit einem Gespür für das Notwendige, bezog. Er konnte ihnen das Vorhandensein der Magie also nicht einfach, wie Zedd, durch ein kleines Zauberkunststück beweisen, zumal sie es in diesem Fall ohnehin nicht hätten sehen können.
Aus den Augenwinkeln sah er Cara mit verschränkten Armen etwas abseits stehen. Ihm kam eine Idee.
»Die Bande zwischen dem Lord Rahl und seinem Volk sind Bande der Magie«, erklärte er. »Einer Magie, die außer dem Schutz, den diese Bande vor dem Traumwandler bieten, auch noch andere Dinge ermöglicht.«
Richard bedeutete Cara, vorzutreten. »Cara hier ist nicht nur eine gute Freundin von mir sie ist auch eine Mord-Sith. Mord-Sith sind schon seit Jahrtausenden leidenschaftliche Beschützerinnen des Lord Rahl.« Richard hob Caras Arm in die Höhe, so daß die Männer den roten Stab sehen konnten, der mit einem dünnen Goldkettchen an ihrem Handgelenk befestigt war. »Dies ist ein Strafer, die Waffe der MordSith. Der Strafer bezieht seine Kraft aus der Verbundenheit der MordSith zu dem jeweiligen Lord Rahl - also zu mir.«
»Da ist ja nicht mal eine Klinge dran«, rief einer, als er den am Ende des Goldkettchens baumelnden Strafer genauer betrachtete. »Nichts daran ist irgendwie als Waffe zu gebrauchen.«
»Seht ihn euch genauer an«, forderte Richard sie auf, faßte Cara beim Ellenbogen und geleitete sie nach vorn, mitten zwischen die Männer. »Seht ihn euch genauer an, und überzeugt euch mit eigenen Augen, ob die Beobachtung eures Kameraden, daß er tatsächlich keine Klinge aufweist und nichts weiter ist als ein einfacher, dünner Stab, der Wahrheit entspricht.«
Sie streckten die Köpfe vor, als Cara mit erhobenem Arm durch ihre Reihen ging, damit sie ihren an seinem Kettchen baumelnden
Weitere Kostenlose Bücher