Das Reich des dunklen Herrschers - 8
Seite des Gebäudes führte hinauf zu einem kleinen Balkon mit einer in das zweite Geschoss führenden Eingangstür. Als sie durch das niedrige Gatter in den Hinterhof traten, bemerkte Kahlan einen Treppenschacht, der unter der hölzernen Treppe nach unten führte.
Owen blickte um sich, dann beugte er sich zu ihr. »Sie sind unten. Dies ist das Versteck des Weisen.«
Richard suchte die Gasse und die umliegenden Gebäude mit den Augen ab, ehe er sich nachdenklich mit den Fingerspitzen über die Stirn strich.
»Und das Gegenmittel befindet sich dort drinnen?«
Owen nickte. »Wollt Ihr solange warten, während ich es holen gehe?«
Richard schüttelte den Kopf. »Nein, wir begleiten dich.«
Kahlan stützte ihn und wünschte, sie könnte irgend etwas tun, um seine Schmerzen zu lindern. Doch das Einzige, was sie jetzt tun konnten, war, das Gegenmittel zu beschaffen. Je schneller das Gift aus seinem Körper gespült wurde, desto eher konnte er sich dem Problem der durch die Gabe verursachten Kopfschmerzen widmen.
Einigen der in der Nahe wartenden Männern stand die Angst, in jene Stadt, in der die Soldaten der Imperialen Ordnung das Sagen hatten, zurückgekehrt zu sein, deutlich ins Gesicht geschrieben. Nach wie vor war ihr schleierhaft, wie sie und Richard ihr Volk von diesen Truppen befreien sollten, aber sie war fest entschlossen, einen Weg zu finden.
Kahlan und Cara folgten Richard und Owen zur Rückseite des Gebäudes. Owen, bereits am nach unten führenden Treppenschacht, blieb erstaunt stehen, als Richard statt dessen zur Tür hinüberging, die in das Gebäude selbst hineinführte.
»Hier entlang, Lord Rahl.«
»Ich weiß. Warte, bis ich einen Blick in den Flur geworfen und mich überzeugt habe, daß die Luft rein ist.«
»Dort oben gibt es nur unbewohnte Räumlichkeiten, in denen die Ortsbewohner gelegentliche Zusammenkünfte abhalten.«
»Ich will mich trotzdem mit eigenen Augen überzeugen. Cara, Ihr wartet hier bei Kahlan.«
Kahlan folgte ihm bis zur Tür unterhalb des Balkons. »Ich komme mit.«
Richard öffnete die Tür einen spaltbreit und spähte in den dahinter liegenden dunklen Flur. Es war keine Menschenseele zu sehen. Cara, den Strafer in der Hand, zwängte sich an ihnen vorbei und trat noch vor ihnen in das Haus, um sich zu vergewissern, daß es auch sicher war. Schließlich folgte Kahlan ihm in das Gebäude. Auf beiden Seiten des Flures gab es jeweils zwei Türen sowie eine weitere ganz am Ende mit einem kleinen Fenster darin.
»Kannst du etwas erkennen?«, flüsterte Kahlan, als Richard durch das Fenster spähte.
»Die Straße. Und ein paar von unseren Leuten.«
Auf dem Weg zurück überprüfte Richard die Zimmer auf der einen, während Cara einen Blick in die auf der anderen Seite warf. Sie waren, wie Owen gesagt hatte, ausnahmslos leer.
»Dies wäre möglicherweise ein geeignetes Versteck für unsere Männer«, schlug Cara vor.
Richard nickte. »Der Gedanke war mir auch schon gekommen. Wir könnten das Haus, hier, mitten im Ort, zum Ausgangspunkt für unsere Überfälle machen, statt Gefahr zu laufen, entdeckt zu werden, wenn wir uns jedes Mal aus der näheren Umgebung anschleichen.«
Sie hatten die Hintertür noch nicht wieder ganz erreicht, als Richard plötzlich das Gleichgewicht verlor, mit der Schulter gegen die Wand stieß und auf ein Knie sackte. Kahlan und Cara bekamen ihnen gerade noch rechtzeitig zu fassen, um zu verhindern, daß er vornüber auf das Gesicht fiel.
Er hielt einen Moment inne, offenbar um abzuwarten, bis der Schmerzanfall wieder abgeklungen war. Dabei krallte er seine Finger so schmerzhaft in Kahlans Arm, daß ihr die Tränen kamen, sie zwang sich jedoch, sich jeder Bemerkung zu enthalten. »Die Dunkelheit im Flur, vermutlich.« Er lockerte den schraubstockartigen Griff an Kahlans Arm.
»Das zweite Stadium, so hat Owen es genannt. Er sagte, das zweite Stadium der Vergiftung werde von einem gelegentlichen Schwindelgefühl begleitet«, murmelte Kahlan.
Richard sah in der Dunkelheit zu ihr hoch. »Es geht schon wieder. Holen wir uns jetzt das Gegenmittel.«
Als sie bei Owen anlangten, der im Schatten des Treppenschachtes gewartet hatte, machte dieser sich sofort auf den Weg hinunter, stieß die Tür am Fuß der Treppe auf und spähte hinein.
Erleichtert verkündete er: »Sie sind noch hier. Die Sprecher sind noch im Gebäude - ich kann einige reden hören. Der Weise muß ebenfalls noch bei ihnen sein. Offenbar sind sie nicht, wie ich befürchtet hatte,
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