Das Reich des dunklen Herrschers - 8
stürmte.
Auf den ersten Blick schien es sich nicht um Soldaten zu handeln; sie trugen weder Uniformen, noch griffen sie, wie bei Soldaten üblich, mit gezogenen Waffen an. Kahlan sah nicht einen der Kerle ein Schwert, eine Axt oder auch nur ein Messer schwingen.
Waffen oder nicht es war eine riesige Horde übelster Burschen mit wütenden Schlachtrufen auf den Lippen, so als hätten sie nichts anderes als ein blutiges Gemetzel im Sinn. Allerdings wußte sie auch, daß der Schock des unvermittelten, ohrenbetäubenden Gebrülls nichts weiter war als eine Taktik, die darauf abzielte, die Zielpersonen in hilfloser Angst erstarren zu lassen, um sie leichter niederstrecken zu können. Das wußte sie, denn sie hatte sich dieser Taktik selbst schon bedient.
Mit dem Schwert in der Hand war Richard voll und ganz in seinem Element: konzentriert, beherzt, und bis zur Skrupellosigkeit entschlossen - auch ohne die seinem Schwert innewohnende Magie.
Das Lager, eben noch ein Hort angespannter Ruhe, verwandelte sich schlagartig in ein Inferno. Schon stürzte der erste der Kerle mit erhobenen Armen heran, um Richard zu packen, ehe ihm sein Schwert gefährlich werden konnte. Sirrend flog dessen Spitze heran, getrieben von tödlicher Entschlossenheit. Die Klinge zerteilte einen der erhobenen Arme des Mannes, ehe sie ihm wuchtig den Schädel spaltete. Die Luft über dem Lagerfeuer füllte sich mit einer feinen Gischt aus Blut, Knochensplittern und Gehirn; einem weiteren schlitzte Richards Schwert den Brustkorb auf. In der Zeitspanne zweier Lidschläge waren zwei der Angreifer tot.
Dann endlich schien die Magie doch noch in Richards Augen aufzuleuchten, so als hätte sie seine Absicht erst mit Verzögerung erkannt.
Kahlan war die Vorgehensweise der Männer ein einziges Rätsel. Sie attackierten mit bloßen Händen, was ihr Ungestüm aber keineswegs zu mindern schien. Ihre Schnelligkeit, ihre große Zahl und körperliche Überlegenheit und nicht zuletzt ihr aggressives Mienenspiel hätten so ziemlich jeden vor Angst erzittern lassen.
Immer mehr Gestalten stürmten aus dem Dunkel in ihr Lager. Cara stellte sich ihnen in den Weg und schlug mit ihrem Strafer um sich. Jeder Treffer rief einen schaurigen Schmerzensschrei hervor, was unter den Angreifern eine gewisse Unschlüssigkeit auszulösen schien. Sabar, das Messer in der Hand, wälzte sich mit einem der Männer, die ihn von hinten gepackt hatten, auf dem Boden. Jennsen konnte gerade noch vor einem Kerl wegtauchen, der sie am Haar zu packen versuchte; sie schlitzte ihm das Gesicht mit dem Messer auf. Sein tierischer Schrei verschmolz mit dem schrillen Gekreisch der übrigen.
Kahlan merkte, daß das Gebrüll nicht allein von den Angreifern stammte, auch die Pferde schrien in panischer Angst. Cara bohrte ihren Strafer in einen bulligen Männernacken, was einen wahrhaft schaurigen Aufschrei zur Folge hatte. Alles Gebrüll schien allerdings nur einem einzigen Ziel gewidmet: der Überwältigung der vier im Lager befindlichen Personen. In diesem Moment wurde Kahlan schlagartig klar, was eigentlich geschah: Man versuchte keineswegs, sie umzubringen, man wollte sie gefangen nehmen. Sie zu töten wäre in den Augen dieser Männer, verglichen mit ihrer eigentlichen Absicht, geradezu ein Akt der Barmherzigkeit gewesen.
Zwei der stämmigen Kerle setzten, die Arme weit gespreizt, über das Feuer hinweg, als wollten sie Richard und Kahlan zu Boden reißen. Mit ausgestreckter Hand bekam Cara eine handvoll Hemdstoff zu fassen, riß einen der beiden herum und bohrte ihm ihren Strafer in den Unterleib. Er sackte auf die Knie. Der andere machte unerwartet Bekanntschaft mit Richards Schwert, das dieser ihm mit ungeheurer Wucht entgegenstieß. Sein schmerzerfüllter Todesschrei währte nur kurz, dann bohrte die Klinge sich in seine Kehle. Cara beugte sich über den auf den Knien liegenden Mann und preßte ihm den Strafer gegen die Brust; eine kurze Drehung, und er sackte in sich zusammen.
Unterdessen setzte Richard bereits über das Lagerfeuer hinweg, um sich der Hauptwucht des Angriffs entgegenzuwerfen. Kaum waren seine Stiefel mit dumpfem Knall auf dem Boden gelandet, da spaltete sein Schwert den Kerl, der sich auf Sabar geworfen hatte, auch schon fast in zwei Teile und verteilte seine Eingeweide über den Boden.
Der Hüne, den Jennsen aufgeschlitzt hatte, kam wieder auf die Beine, nur um gleich darauf erneut in ihr von verzweifelter Angst getriebenes Messer zu laufen. Entsetzt wich sie mit einem
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