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Das Reich des dunklen Herrschers - 8

Das Reich des dunklen Herrschers - 8

Titel: Das Reich des dunklen Herrschers - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Grund hatte Verna Verständnis für Kahlans Groll auf die Prälatin, die ihr und Richards Leben in einen vielfach verschlungenen Alptraum verwandelt hatte. Mittlerweile jedoch hatte sie eingesehen, daß die Prälatin sie auf eine Mission von allesentscheidender Wichtigkeit geschickt hatte, eine Mission, die die Welt verändert hatte, aber auch wieder Hoffnung für die Zukunft hatte aufkeimen lassen.
    Verna schlug das Reisebuch auf und hielt es ein wenig zur Seite, um die Worte im Schein des Lichts besser lesen zu können.
    Verna , hieß es dort, ich glaube jetzt zu wissen, wo sich der Prophet verborgen hält.
    Verblüfft lehnte Verna sich zurück. Nach der Zerstörung des Palasts hatte sich der Prophet Nathan ihrem Gewahrsam entzogen und zog jetzt ungehindert durch die Lande - eine nicht zu unterschätzende Gefahr.
    Seit ein, zwei Jahren schon lebten die noch verbliebenen Schwestern des Lichts in dem Glauben, sowohl die Prälatin als auch der Prophet seien nicht mehr am Leben. Ann hatte, nachdem sie den Palast gemeinsam mit Nathan in wichtiger Mission verlassen hatte, ihrer beider Tod vorgetäuscht und Verna zu ihrer Nachfolgerin bestimmt. Außer Verna selbst, Zedd, Richard und Kahlan kannten nur wenige Personen die Wahrheit. Im Zuge dieser Mission war es Nathan jedoch gelungen, seinen Halsring abzustreifen und sich Anns Kontrolle zu entziehen. Niemand konnte sagen, welche Katastrophen dieser Mann auszulösen vermochte.
    Verna beugte sich erneut über das Reisebuch.
    Schon innerhalb der nächsten Tage sollte ich Nathans habhaft werden. Ich kann kaum glauben, daß ich diesen Mann nach all den Jahren nun beinahe wieder in meiner Gewalt habe. Ich werde dir in Kürze Bescheid geben.
    Wie geht es dir, Verna? Wie fühlst du dich in deiner Rolle? Wie geht es den Schwestern, und wie läuft es bei der Armee? Schreib mir, wenn du kannst. Ich werde jeden Abend einen Blick in mein Reisebuch werfen. Ich vermisse dich schrecklich.
    Verna lehnte sich erneut zurück. Das war tatsächlich bereits alles, aber es war mehr als genug. Allein die Vorstellung, daß Ann offenbar im Begriff war Nathan endlich wieder gefangen zu nehmen, versetzte sie in einen leichten Taumel der Erleichterung.
    Doch selbst diese gewichtigen Neuigkeiten vermochten ihre Stimmung nicht recht zu heben. Jagang stand kurz vor dem Beginn seiner Offensive gegen D’Hara, Ann war im Begriff, Nathan endlich wieder in ihre Gewalt zu bringen, Richard dagegen befand sich irgendwo tief unten im Süden und war somit unerreichbar. Fünfhundert Jahre lang hatte Ann darauf hingearbeitet, die Ereignisse so zu gestalten, daß Richard sie in die Schlacht um die Zukunft der Menschheit führen konnte, und jetzt, am Vorabend des womöglich entscheidenden Gefechts, war er nicht hier, bei ihnen.
    Verna zog den Stift aus dem Rücken des Reisebuchs und beugte sich vor, um Ann einen Lagebericht zu geben.
    Meine liebste Ann, ich fürchte, hier zeichnet sich eine überaus unerquickliche Entwicklung ab.
    Die Belagerung der nach D’Hara hineinführenden Pässe steht unmittelbar bevor.

20
    Die endlosen Flure des Palasts des Volkes, Sitz der Macht in D’Hara, waren erfüllt vom leisen Scharren unzähliger Füße auf dem steinernen Fußboden. Ann rutschte auf der weißen Marmorbank ein wenig nach hinten, wo sie eingekeilt zwischen drei Frauen auf der einen und einem älteren Ehepaar auf der anderen Seite saß, die sich in einmütigem Tratsch über die Kleidung der durch die prachtvollen Hallen schlendernden Besucher ausließen, oder was sie vorzugsweise während ihres Aufenthalts im Palast zu tun gedachten und welche Sehenswürdigkeiten sie am meisten reizten. Ann vermutete, daß dieses Getratsche im Grunde harmlos war und wahrscheinlich vor allem den Sinn hatte, die Menschen von den Sorgen um den Krieg abzulenken. Trotzdem war es schier unglaublich, wie viele Menschen um diese späte Stunde noch plaudernd draußen saßen, statt in ihren warmen Betten zu liegen und zu schlafen.
    Ann hatte den Kopf gesenkt und tat, als suche sie etwas in ihrer Reisetasche, hielt dabei aber gleichzeitig ein wachsames Auge auf die unweit vorüberpatrouillierenden Soldaten. Sie wußte nicht, ob ihre Vorsicht angebracht war, wollte es aber nicht erst herausfinden, wenn es zu spät war.
    »Kommt Ihr von weit her?«, wandte sich die unmittelbar neben ihr sitzende Frau an sie.
    Ann hob den Kopf, als sie merkte, daß die Frau sie angesprochen hatte. »Ja, schon, man kann wohl sagen, es war eine ziemlich weite Reise

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