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Das Reich des dunklen Herrschers - 8

Das Reich des dunklen Herrschers - 8

Titel: Das Reich des dunklen Herrschers - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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absichtlich verletzen - ihn schlagen zum Beispiel, um ihn auszurauben, eine Frau vergewaltigen oder sogar jemanden töten.«
    Owen vermied es, Richard anzusehen, und starrte zu Boden.
    Richard ging, wahrend er weitersprach, langsam vor ihm auf und ab. »Wenn sich jemand dort, wo du herkommst, etwas Derartiges zu Schulden kommen läßt, Owen, wie verhaltet ihr euch dann? Wie geht ein erleuchtetes Volk wie das deine damit um, wenn jemand ein so entsetzliches Verbrechen begeht?«
    »Wir versuchen, solch fehlerhaftes Verhalten von vorneherein auszuschließen«, antwortete Owen prompt. »So teilen wir zum Beispiel unser gesamtes Hab und Gut mit anderen, so daß jeder alles zum Leben Notwendige hat und gar nicht erst stehlen muß. Wer stiehlt, tut dies, weil er sich durch das überlegene Betragen anderer gekränkt fühlt. Wir dagegen zeigen diesen Menschen, daß wir nicht besser sind als sie, sodaß sie keine Angst vor anderen haben müssen. Wir zeigen ihnen, wie man zur Erleuchtung gelangt und diese Verhaltensweisen überwindet.«
    Richard hob gelassen die Schultern. Kahlan hatte vermutlich geglaubt, er stünde kurz davor, Owen an die Gurgel zu gehen, um eine Antwort auf seine Fragen zu erhalten, statt dessen jedoch gab er sich ruhig und verständnisvoll. Es war nicht das erste Mal, daß sie dieses Verhalten bei ihm beobachtete. Er war der Sucher der Wahrheit, ein Titel, der ihm völlig zu Recht vom Obersten Zauberer verliehen worden war. Richard tat lediglich, was Sucher eben taten: Er fand die Wahrheit heraus. Bisweilen benutzte er dazu sein Schwert, manchmal genügten Worte.
    Es kam des Öfteren vor, daß Richard Menschen dazu brachte, sich bei einem Verhör selbst bloßzustellen, in diesem Fall jedoch konnte Kahlan sich des Eindrucks nicht erwehren, daß Owen dieses Verhalten sehr vertraut war, ja, daß er sich geradezu wohl damit fühlte.
    »Wir beide wissen, Owen, daß, so sehr wir uns auch bemühen, nicht alle Versuche, die Menschen zu ändern, von Erfolg gekrönt sind. Manche Menschen sind einfach unverbesserlich; manchmal tun sie einfach böse Dinge.«
    »Nun ja«, stammelte Owen und mußte schlucken, »wie Ihr ganz richtig sagt, sind wir ein erleuchtetes Volk. Wenn jemand einem anderen Schaden zufügt, wird er … öffentlich bloßgestellt.«
    »Er wird öffentlich bloßgestellt. Mit anderen Worten, Ihr verurteilt die Tat, aber nicht den Täter. Ihr gebt dem Betreffenden eine zweite Chance.«
    »Ja, richtig.« Owen wischte sich den Schweiß von der Stirn und sah hoch zu Richard. »Wir scheuen keine Mühe, einen Menschen, der sich eines Vergehens schuldig gemacht hat und öffentlich bloßgestellt wurde, umzuerziehen. Wir betrachten seine Tat als Hilferuf, also beraten wir ihn auf dem Weg zur Erleuchtung und helfen ihm zu erkennen, daß er, wenn er einem Einzelnen Schaden zufügt, das ganze Volk schädigt, daß er mit dem Leid, das er anderen zufügt, nur sich selbst schadet. Wir begegnen ihm mit sehr viel Mitgefühl und Verständnis.«
    Kahlan mußte Cara am Arm festhalten und mit einem ernsten Blick ermahnen, ruhig zu bleiben.
    Richard ging gemächlich vor Owen auf und ab und nickte, so als fände er diesen Gedanken durchaus vernünftig. »Verstehe. Ihr scheut keine Mühe, um diese Menschen zu der Einsicht zu bringen, daß sie dergleichen nicht wieder tun dürfen.«
    Owen, erleichtert, daß Richard verstand, nickte.
    »Manchmal aber geht jemand, der öffentlich bloßgestellt und nach bestem Vermögen von Euch unterwiesen wurde, hin und begeht genau das gleiche Verbrechen - oder womöglich ein noch schlimmeres - noch einmal. Womit feststeht, daß er sich nicht umerziehen läßt, er eine Bedrohung für die öffentliche Ordnung und Sicherheit darstellt und das in ihn gesetzte Vertrauen nicht verdient. Sich selbst überlassen, wird ein solcher Mensch genau das, was ihr alle bedingungslos ablehnt -nämlich die Gewalt -, in eurem Volk verbreiten und andere mit seiner Einstellung anstecken.«
    Ein leichter Nieselregen hatte eingesetzt. Owen hockte zitternd auf der Kiste - verängstigt, allein. Noch vor kurzem hatte er sich gesträubt, auch nur die einfachsten Fragen sinnvoll zu beantworten, jetzt aber hatte Richard ihn so weit, daß er sich freimütig äußerte.
    Friedrich strich einem der Pferde über die Schnauze, während er das Geschehen stumm verfolgte. Jennsen hatte sich, Betty zu ihren Füßen, auf einem Felsen niedergelassen. Tom stand hinter ihr, eine Hand leicht auf ihre Schulter gelegt, ohne jedoch den Mann

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