Das Reich des Lichts
Sofort habe ich Rías’ Schrift erkannt. Metáforas Vater konnte mir nicht mal erklären, wie das Buch in seine Werkstatt gekommen war. Ich habe es ihm günstig abgekauft, und seitdem waren wir Freunde. Und Geschäftspartner. Er hat spezielle Bücher besorgt, die ich ihm für einen guten Preis abgekauft habe. So war das.“
Ich würde ihm gern einen Haufen Fragen stellen, aber ich kann nicht sprechen.
„Román hatte vollstes Vertrauen zu mir. Ich war für ihn nicht nur ein guter Kunde, auch mein Prestige als Arzt beeindruckte ihn. Er war ein sehr interessanter Mann, mit dem man sich stundenlang unterhalten konnte. Er hat mir viel über sein Privatleben erzählt, und bald kannte ich ihn so gut wie einen Bruder. Schließlich habe ich ihm von meiner Arbeit als Alchemist berichtet … Alles war wunderbar, bis zu dem Tag, als er mir erzählte, dass seine Tochter Metáfora an einer schweren Krankheit litt. Er hat mir alles Mögliche angeboten, wenn ich nur seine Tochter gesund machte. Und so kam es, dass wir eine Abmachung trafen: sein Leben gegen das seiner Tochter!“
Er schweigt. Denkt wohl über das nach, was er soeben gesagt hat.
„Eines Abends hat er Norma, seiner Frau, ein starkes Schlafmittel gegeben. Dann hat er das Mädchen genommen, das ebenfalls unter der Einwirkung eines Schlafmittels stand, und es zu mir gebracht. Es war kaum noch Leben in ihr, als sie hier ankamen. Ich habe sie in den Sessel gebettet und sie mit dem Pergament des Arquimaes bedeckt.“
Er sieht mich mit einem verschmitzten Lächeln an.
„Ich weiß, was du jetzt denkst, Arturo“, sagt er. „Ja, das Pergament befand sich in der Stiftung … Es würde dich überraschen, wie viele Menschen mit außerordentlichen Fähigkeiten es gibt, denen es trotz ihrer Entdeckungen und Erfolge verwehrt bleibt, in die Geschichte einzugehen! Ihre Heldentaten sind es wert, von der ganzen Welt anerkannt zu werden, doch das Leben ist ungerecht. Zu viele Interessen im Spiel! Rías war seinem Meister in mancher Hinsicht überlegen. Viele von uns wissen, wer Arquimaes war, aber nur wenigen ist bekannt, was Rías vollbracht hat. Zum Beispiel seine perfekte Kopie des berühmten Pergamentes … Wie dem auch sei, ich habe Metáfora darin eingewickelt. Mithilfe der magischen Buchstaben konnte ich ihr Leben retten. Irgendwann werden sich die Buchstaben auf ihrem Körper zeigen … wenn sie es nicht schon getan haben.
Ich habe also Metáfora gerettet. Mit meinen Kenntnissen und auf der Basis der Arbeit, die Rías begonnen hatte, konnte ich sie wiederbeleben. Und Román war bereit, unsere Abmachung einzuhalten. Ich habe ihm eine besondere ‚Mischung‘ verabreicht, auch ein Geschenk von Rías. Sie sollte ihn in den Abgrund des Todes bringen, allerdings bei vollem Bewusstsein, damit er mir berichten konnte, was er fühlte, während er starb. Du kannst dir nicht vorstellen, was er mir erzählt hat! Als er tot war, habe ich ihm Blut abgenommen. Das war es nämlich, was ich in Wirklichkeit von ihm wollte, auch wenn ich ihm das nicht gesagt hatte. Das wissen nur wir zwei, Arturo, du und ich … hahaha …“
Wenn ich mich doch nur bewegen könnte! Dann bekäme das Schwein, was es verdient!
„Román wollte nicht, dass seine Tochter erfuhr, dass er sein Leben für sie gegeben hatte“, fährt Batista fort, doch ich höre nur noch mit halbem Ohr hin. „Dagegen hat er mich darum gebeten, es Norma zu erzählen. Sie würde ihn in Ehren halten und dafür sorgen, dass sein Grab stets gepflegt war. Er wollte nämlich weit weg von hier beerdigt werden, an einem abgelegenen Ort. Seine Frau hat die Entscheidung ihres Mannes respektiert und dem Mädchen nie etwas erzählt. Sie befürchtete, dass Metáfora traumatisiert würde, und ist mit ihr aus Férenix fortgezogen. Vor ein paar Jahren sind sie zurückgekommen. Den Rest kennst du … Auf jeden Fall ist mein Ansehen durch das‚Wunder‘, das ich an Metáfora vollbracht habe, beträchtlich gestiegen. Ich glaube, dass das Komitee deshalb auf mich aufmerksam wurde und mich in seine Reihen aufgenommen hat. Wie das Leben so spielt! Diejenigen, die du für deine Feinde hältst, vertrauen dir plötzlich … Na ja, das ist Vergangenheit. Kehren wir in die Gegenwart zurück … Ich bin gleich wieder da. Bleib, wo du bist!“
Obwohl ich ihn nicht sehen kann, weiß ich, dass er den Raum verlassen hat. Ich bin allein. Hoffentlich kommt er schnell zurück! Und wenn ich jetzt eine Panikattacke kriege …?
Die Zeit verstreicht. Meine
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