Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Reich in der Tiefe

Das Reich in der Tiefe

Titel: Das Reich in der Tiefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Koch
Vom Netzwerk:
gewickelt. Weißblondes Haar fiel auf seine Schultern.
    Mit Entsetzen starrte Klaus auf dieses Geschöpf, da nahm es die Maske ab und warf die warme Decke, die es einhüllte, über Klaus. Es war eine Art Gasmaske, die es vor dem Gesicht getragen hatte, die mit dem Rüssel an einem Gasschlauch aus durchsichtigem Kunststoff von der Form und Größe eines Autoreifens hing, den der Fremde über Brust und Rücken gespannt hatte. Zum Vorschein kam ein weißes Gesicht mit männlich harten Zügen, Adlernase, etwas überbetonten Backenknochen. Der Mann öffnete den Mund und stellte Fragen, die Klaus nicht verstand. Dieser fragte seinerseits auf englisch, spanisch, französisch, der andere begriff nichts. Dann deutete der Kranke auf die Felswand, zeigte seine geschwollenen Füße und Knie, machte mehrmals die Gebärde des Trinkens. Der Fremde hatte ihn aufmerksam beobachtet, sagte ein paar unverständliche Worte, setzte seine Gasmaske wieder auf und entfernte sich rasch. Klaus sah noch, daß der Mann in einem bis zum Hals geschlossenen Pullover steckte, welcher mit den Hosen ein einziges Bekleidungsstück bildete. Auch die Schuhe waren aus diesem sonderbaren Fell. In einer Entfernung von 500 Metern talabwärts verschwand der Fremde hinter einer Felsecke.
    Eine halbe Stunde später kam er mit drei ebenso gekleideten Männern zurück. Klaus bekam nun zu trinken; aus einer großen elastischen Flasche aus Kunststoff bot man ihm etwas Säuerliches, er schluckte in langen Zügen. Seine Schwellungen wurden flüchtig betastet, man legte ihn auf beide Decken, packte sie an allen vier Ecken, dann ging es bergab. Rucksack und Flinte wurden mitgenommen. Hinter dem Felsvorsprung war ein ebener, fast allseitig von Bergwänden eingeschlossener Talkessel von zwei- oder dreihundert Meter Breite und Tiefe. Drei weitere Männer liefen noch herzu, die ebenfalls Atemmasken trugen; insgesamt waren es sieben Fremde. Klaus wurde niedergesetzt, und einer der sieben, offenbar ein Arzt, entfernte vorsichtig Schuhe und Strümpfe, schnitt die Hose vollends auf, betastete die blutunterlaufenen Schwellungen und begann mit geübter Hand, Verbände anzulegen. Dann reichte er Klaus einen Becher mit dunkelrotem Getränk, das dieser gehorsam zu sich nahm.
    Indessen durchsuchten die anderen den Inhalt des Rucksacks und seiner Taschen, Konservenbüchsen, Messer, Streichhölzer wurden herumgereicht, beklopft, mit lauten Reden begutachtet. Man hob ihn samt Decke auf, schleppte ihn an eine Stelle der Felswand, an der meterhohes dichtes Strauchwerk einen schmalen Höhleneingang verbarg. Seine Träger ließen runde flache Lampen auf ihrer Brust leuchten, die einen sehr starken Schein abgaben, welcher das Innere des niederen Ganges grell erleuchtete, durch den man ihn, wohl hundert Meter weit, mühsam transportierte. An diesen Eingangsteil der Höhle schloß sich ein wesentlich breiterer Raum. Die grellen Lampen verloschen, er blieb allein im Dunkel und schlummerte bald ein.
     
    *                     *
    *
     
    Klaus hatte keinen Begriff davon, wie lange er in der Höhle zubrachte, er wurde dadurch geweckt, daß ihn vier Mann mit großer Sorgfalt anhoben und in eine schmale Felsspalte schoben, die sich in einer Seitenwand befand. Samt der Decke wurde er vom Kopfende her gezogen, bis der enge Durchgang in einen neuen, vielfach gewundenen Gang im Gestein mündete. Ein, zwei Stunden lang trug man ihn, immer abwärts, durch einen natürlichen Stollen. Wohl hundert Meter nahmen die Männer den Weg durch diese unterirdische Kathedrale, dann brach der Boden plötzlich zehn Meter tief ab, Stufen waren in das kalkige Gestein gehauen. Die untere, kürzere Fortsetzung des Höhlendoms wurde größtenteils durch einen Teich von klarem, blauem Wasser ausgefüllt, und vom jenseitigen Ende kam der Lärm herabstürzender Wassermassen. Nur ein schmaler Pfad blieb zwischen Teichufer und Höhlenwand, an dessen Ende ein starker, breiter Wasserfall sich in den Teich ergoß.
    Klaus wurde gepackt, in seinen wasserdichten Umhang gewickelt, dann liefen seine beiden Träger mit ihrer Last quer durch die brausende Gischt. Der Trupp der Sieben setzte den Marsch in einem unregelmäßigen Tunnel fort.
    Sie kamen in ein Gebiet, in dem häufig nach links und rechts, nach oben und unten andere Gänge abzweigten, der richtige Weg war durch Leuchtpfeile markiert. Klaus sehnte das Ende des Marsches herbei. Er sah noch, daß die Kalksteinformation plötzlich zu Ende war, daß

Weitere Kostenlose Bücher