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Das Reigate-Rätsel

Das Reigate-Rätsel

Titel: Das Reigate-Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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unterschreiben. Keine Ahnung.<
    >Du tust ihr keinen Dienst. Wie heißen Sie?<
    >Das soll sie mir selber sagen. Kartides.<
    >Du wirst sie sehen, wenn du unterzeichnest. Woher kommen Sie?<
    >Dann werde ich sie niemals wiedersehen. Aus Athen.< Noch weitere fünf Minuten, und ich hätte unter den Augen seiner Peiniger seine Geschichte von ihm erfahren. Schon die nächste Frage hätte alles klären können. Plötzlich jedoch ging die Tür auf. Eine Frau betrat das Zimmer.
    Ich konnte nur ihre Umrisse erkennen, nahm aber wahr, daß sie hochgewachsen war, stolz und würdig. Sie hatte schwarzes Haar und trug ein loses weißes Gewand.
    >Harold!< sagte sie in englischer Sprache, aber mit einem harten Akzent, >ich konnte nicht länger fortbleiben. Es war so einsam da oben mit nur einer... O mein Gott, da ist ja Paul!< Diese letzten Worte waren in Griechisch ausgerufen worden, und im gleichen Augenblick riß der Mann verzweifelt das Pflaster von seinen Lippen und rief >Sophie! Sophie!< und fiel ihr in die Arme. Die Umarmung war nur von Sekundendauer, denn der jüngere Mann packte die Frau und schob sie aus dem Zimmer, während der ältere sein durch Hunger geschwächtes Opfer leicht überwältigen konnte und ihn zur anderen Tür hinausschleppte. Kurze Zeit war ich allein in dem Zimmer. Ich erhob mich von meinem Stuhl und versuchte die Zeit zu nutzen und auf eigene Faust herauszufinden, in was für einem Haus wir uns befanden. Wohl zu meinem Glück kam ich erst gar nicht dazu, etwas zu unternehmen, denn als ich aufblickte, stand der alte Mann im Türrahmen und hatte seinen Blick auf mich gerichtet.
    >Das ist alles, Mr. Melas<, sagte er. >Ihnen ist sicherlich klar geworden, daß wir Sie bei einer privaten Verhandlung ins Vertrauen gezogen haben. Wir hätten Ihnen gerne die Mühe erspart.
    Aber ein Freund von uns, der uns bisher bei den Verhandlungen geholfen hatte, war gezwungen, plötzlich in seine Heimat zurückzukehren. Wir brauchten jemand an seiner Stelle. Wir waren sehr froh, als wir von Ihnen hörten.< Ich verbeugte mich.
    >Hier sind fünf Sovereigns für Sie<, sagte er und kam auf mich zu. >Ich hoffe, daß Ihnen das als Lohn für Ihre Mühe ausreicht. Aber vergessen Sie nicht<, fügte er hinzu und stieß mir kichernd den Finger gegen die Brust, >wenn Sie diesen Dienst auch nur einer menschlichen Seele gegenüber erwähnen, dann möge sich der Himmel über Sie erbarmen!< Es ist mit Worten kaum auszudrücken, wie mich diese armselige Kreatur anekelte, und doch hatte er durchaus das Zeug, mich in Angst und Schrecken zu bannen. Das Lampenlicht beschien jetzt sein Gesicht, so daß ich ihn näher betrachten konnte. Sein nichtssagendes Gesicht war ziemlich blaß. Er trug einen dünnen, ungepflegten Spitzbart. Wenn er sprach, schob er das Gesicht voraus, seine Lippen und Augenlider zuckten, als wäre er mitten in einem Veitstanz. Ich kann es mir kaum anders vorstellen, als daß die kleinen, abgehackten, nervösen Gelächter, die er in die Unterhaltung streute, Zeichen einer nervösen Krankheit waren. Die Furcht, die man vor ihm hatte, wurde von den Augen ausgedrückt, die stahlgrau waren und eiskalt glitzerten und in deren Tiefe eine bösartige, ungestillte Grausamkeit lag.
    >Wir werden es sofort erfahren, wenn Sie über uns reden<, sagte er, >wir haben unsere eigenen Informationsquellen. Und nun steht unser Wagen für Sie bereit. Mein Freund wird Sie hinausbegleiten.<
    In großer Hast wurde ich durch die Eingangshalle geleitet und in den Wagen geschoben. Wieder meinte ich Rasenflächen und Bäume zu bemerken. Mr. Latimer folgte mir auf den Fersen.
    Wieder nahm er mir gegenüber Platz. Alles ging schweigend vor sich, kein einziges Wort wurde gewechselt. Wieder fuhren wir dahin, wieder waren die Scheiben hochgezogen. Schließlich, etwas nach Mitternacht, hielt die Kutsche. >Sie werden hier aussteigen, Mr. Melas<, sagte mein Begleiter. >Es tut mir leid, daß Sie noch ein Stück von Ihrer Wohnung entfernt sind, aber ich habe keine andere Wahl. Sollten Sie versuchen, meinem Wagen zu folgen, so wäre das reiner Selbstmord für Sie.<
    Er hatte die Tür geöffnet, während er noch sprach. Ich hatte kaum die Zeit, herauszuspringen. Der Kutscher schlug auf die Pferde ein, und der Wagen ratterte davon. Verwundert sah ich mich um.
    Ich befand mich auf einer mit Heide bewachsenen Gemeindewiese, inmitten von großen Ginsterbüschen. Weiter in der Ferne entdeckte ich eine Reihe von Häusern, in denen hier und dort in den oberen Fenstern noch

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