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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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über Ihr Verschwinden wunderte. Die beiden Damen haben ihr Bedauern darüber wiederholt ausgesprochen, und es geschah ein bißchen auf Veranlassung der Mistreß Lindsay, daß ich mich aufmachte, Sie bis an Ihr Fort zu verfolgen.
    – Könnte das wahr sein? rief Morgan wieder seinen Willen.
    – Nun, offen und ehrlich, drängte Roger freundschaftlich, hatte Ihre Einschließung keinen andern Grund, als die Liebe zur Arbeit?
    – Keineswegs.
    – Dann, versicherte Roger, haben Sie unrecht daran getan. Ihr Fernbleiben hat uns wirklich den ganzen Tag verdorben. Wir waren recht mißgestimmt, und vorzüglich Mistreß Lindsay.
    – Welcher Gedanke!« rief Morgan.
    Die Bemerkung, die Roger ohne jeden Bezug auf die Unzufriedenheit der Mistreß Lindsay hatte fallen lassen, hatte ja an sich nichts Besonderes. Deshalb war er nicht wenig erstaunt über die Wirkung, die seine einfachen Worte hervorgebracht hatten. Nachdem er eine so ungewollte Antwort gegeben hatte, wendete sich Morgan schnell ab. Er schien sich darum zu tadeln, während sein Gesicht gleichzeitig den Ausdruck der Verlegenheit und einer heimlichen Freude erkennen ließ.
    »Na, lassen Sie’s gut sein, sagte Roger gleichgültiger.
    – Nach allem aber, fuhr er nach kurzem Zögern fort, lege ich Ihrer Abwesenheit wohl etwas zu viel Bedeutung bezüglich der Traurigkeit der Mistreß Lindsay bei. Stellen Sie sich nur vor, daß wir den ganzen Tag das Geschwätz jenes Galgenvogels, des Jack Lindsay, anhören mußten, der doch gewöhnlich weniger freigebig mit seinen unangenehmen Liebenswürdigkeiten ist. Höchst merkwürdigerweise war der Bursche heute sogar schon mehr jovial. Seine Lustigkeit ist aber noch peinlicher als seine sonstige Kälte, und es würde mich nicht wundern, wenn es seine Gesellschaft allein gewesen wäre, die der Mistreß Lindsay die Stimmung verdorben hätte.«
    Roger sah Morgan an, der keine Silbe äußerte. Dann fuhr er fort: »Vorzüglich, weil die arme Frau sich auf sich allein beschränkt sah, seinen Überfall zu ertragen. Miß Dolly und ich, wir hatten sie verlassen, sie, die die ganze Welt bis zu und mit ihrem Schwager vergessen hatte.«
    Jetzt richtete Morgan den Blick auf seinen Landsmann. Dieser ließ sich übrigens gar nicht bitten, sich noch weiter zu offenbaren.
    »Wie finden Sie denn Miß Dolly? fragte er, während er seinen Lehnstuhl mit einem Rucke näher heranrückte.
    – Anbetungswürdig, antwortete Morgan aufrichtig.
    – Nicht wahr? fragte Roger. Nun dann, mein Lieber, Sie sollen der Erste sein, dem ich klaren Wein einschenke. Diese, wie Sie sagen, anbetungswürdige junge Dame, die liebe ich und denke sie nach der Heimkehr zu heiraten.«
    Morgan schien von dieser Mitteilung nicht besonders überrascht zu sein.
    »Nun ja, ich erwartete fast von Ihnen ein solches Geständnis, meinte er mit kurzem Lachen. Ihr Geheimnis freilich, das pfeifen eigentlich die Spatzen schon von den Dächern. Jedenfalls werden Sie mir eine Frage erlauben, da Sie die Lindsayschen Damen doch erst seit kurzem kennen. Haben Sie sich wohl überlegt, ob eine Verbindung mit deren Familie bei der Ihrigen vielleicht auf Schwierigkeiten stoßen könnte.
    – Bei der meinigen? antwortete Roger, indem er dem wohlmeinenden Ratgeber die Hand drückte, ich habe gar keine Familie; höchstens einige entfernte Vettern, denen meine Angelegenheiten nicht das Geringste angehen, und auf den ersten Blick lieben heißt doch noch nicht, sich als Tor verlieben. Im vorliegenden Fall, das glauben Sie mir getrost, habe ich mit der Klugheit eines alten Notars gehandelt. Seit unsrer Ankunft an den Azoren – ich war zu der Zeit schon von der Heiratstarantel gestochen – habe ich mich telegraphisch um Auskunft über die Familie Lindsay bemüht, die ich dann in Madeira erhielt. Diese Auskunft fiel, außer soweit sie einen gewissen Jack Lindsay betraf – über den ich aber auch nichts erfuhr, was ich nicht schon gekannt hätte – derartig aus, daß jeder Ehrenmann stolz sein könnte, Miß Dolly zu heiraten… oder auch deren Schwester«, fügte er nach einer Pause hinzu.
    Morgan seufzte leicht, ohne zu antworten.
    »Sie sind ja recht still geworden, mein Lieber, nahm Roger nach kurzem Schweigen wieder das Wort. Hätten Sie etwa Einwendungen zu erheben, die…
    – O nein, ich könnte Sie nur beglückwünschen! rief Morgan lebhaft. Miß Dolly ist reizend, und Sie… nun ja… Sie sind ein Glückspilz! Ich muß Ihnen aber leider gestehen, bei Ihrer Mitteilung etwas eifersüchtig geworden

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