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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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entgegenzutreten. Übrigens waren alle gleichgültig und müde, und da noch denselben Tag weitergefahren werden sollte, so würde man eben »denselben Tag« abfahren. Hätte Thompson jetzt vorgeschlagen, den Aufenthalt hier auszudehnen, so würden sich die meisten Passagiere einer Verlängerung der Reise, die doch nur auf ihre eignen Kosten stattfinden konnte, entschieden widersetzt haben.
    Gegen elf Uhr befand sich die »Seamew« der Hauptstadt Las Palmas – die Palmen – gegenüber. Nun hatte man Muße, sich diese zu betrachten.
    Das pfeifende, wimmernde Schiff bewegte sich jetzt kaum schneller vorwärts als eine treibende Boje.
    Zum ersten Male seit der Abreise von London empfanden die Passagiere hier den Eindruck von etwas ganz Fremdartigem. Erbaut auf dem Landvorsprünge von Guiniguanda auf terrassenartig ansteigendem Terrain, hat die Stadt ein völlig orientalisches Aussehen. Ihre engen Gassen, ihre weißen Häuser mit flachen Dächern rechtfertigten in gewissem Maße den Namen »Kasbah«, womit Roger de Sorgues sie belegen zu müssen glaubte.
    Gegen Mittag stoppte die »Seamew« endlich im Hafen von »La Luz« der von der Stadt gegen drei Kilometer entfernt ist.
    Diese drei Kilometer mußten rückwärts zurückgelegt werden. Kaum hatte das Schiff festgemacht, als Thompson sich auch schon auf dem Kai aufstellte und seine Passagiere, je nachdem sie ans Land kamen, aufforderte, sich wieder zur Kolonne zu ordnen. Es war dasselbe Manöver, an das sich die eingereihten Touristen schon bei den ersten Führungen auf den Azoren gewöhnt hatten.
    Doch wo blieb jetzt die schöne Disziplin von früher? Die sonst so gelehrigen Rekruten knurrten und murrten so hörbar, die Bildung der Glieder, wie Thompson sie wünschte, vollzog sich nur mit offenbarem Unwillen; die ganze Truppe lehnte sich dagegen auf. Die kaum gebildeten Glieder lösten sich wieder auf. Nach einviertelstündiger Anstrengung war es Thompson nur gelungen, ein Dutzend Getreue zusammenzuhalten, darunter den allezeit friedfertigen Piperboom – aus Rotterdam – und Mr. Absyrthus Blockhead, der seine gute Laune wiedergefunden hatte, seitdem von dem Alter seines Sohnes nicht mehr die Rede war.
    Die meisten Touristen waren aber zurückgeblieben und widersetzten sich dichtgedrängt allen Anweisungen des General-Unternehmers.
    »Ich bitte Sie, meine Herren, so hören Sie doch, redete der schon etwas ängstliche Thompson den Widerspenstigen zu.
    – Schon gut, schon gut! antwortete barsch der trotzige Saunders, der sich eigenmächtig zum Sprachrohr seiner Gefährten machte, wir warten geduldig auf Wagen und Träger, die in Ihrem Programm versprochen sind.«
    Und dabei fuchtelte Saunders mit dem gedruckten Blatte umher, wo diese trügerischen Versprechungen klar und deutlich zu lesen waren.
    »Ich bitte Sie aber, meine Herren, wo soll ich die denn hernehmen? fragte Thompson kläglich.
    – Recht schön! erwiderte ihm Saunders mit schnarrender Stimme. Ich werde versuchen, allein einen Wagen zu finden.«
    Damit zog er schon sein getreues Notizbuch aus der Tasche.
    »Den miete ich aber natürlich auf Ihre Kosten. Das kommt mit auf die Rechnung, die wir in London ausgleichen werden, mein Herr, setzte er hinzu, indem er schon davonging und seinem Ingrimm weiter in heftigster Weise Luft machte.
    – Ich folge Ihnen, lieber Herr Saunders, ich gehe mit Ihnen,« rief sofort Sir Georges Hamilton, dem sich auch Lady Hamilton und Miß Margaret ohne Zögern anschlossen.
    Dieses Beispiel verführte auch noch andere, so daß sich wenige Augenblicke später zwei Drittel der Touristen von dem Reste ihrer Gefährten getrennt hatten.
    Dicht bei dem Hafen von La Luz liegt eine kleine Stadt, die alle für die hier ankernden Schiffe notwendigen Bedürfnisse lieferte. Saunders würde gewiß bald finden, was er suchte. Gleich vor den nächsten Häusern hielten drei oder vier Wagen, so daß Saunders nur zu winken brauchte, sie heranzurufen.
    Leider konnten diese vier Wagen nicht genügen. Als sie wie im Sturm bestiegen und davongerollt waren, mußten die meisten Dissidenten umkehren und bildeten so einen unerwarteten Nachschub für die Truppe des kommandierenden Generals.
    Eben jetzt verließ Mrs. Lindsay, begleitet von ihrer Schwester und von Roger de Sorgues noch die »Seamew«. Als Thompson die Drei bemerkte, klatschte er in die Hände, um sie zur Eile zu mahnen.
    »Bitte, meine Damen und Herren, rief er ihnen zu, wollen Sie gefälligst Platz nehmen. Die Zeit verstreicht, bedenken Sie

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