Das Reisebureau Thompson und Comp.
erfinden und einen seiner Nächsten zu retten. Augenblicklich schien der tapfere Kriegsmann allerdings nicht in bester Verfassung zu sein. Eine heftige Gehirnerschütterung hatte ihm das Bewußtsein geraubt, das lange gar nicht wiederkommen wollte.
Sobald man sich weit genug von dem Negerdorfe entfernt hatte, um keinen erneuten Angriff befürchten zu brauchen, stiegen alle ab, und nun genügten einige naßkalte Umschläge, den ohnmächtigen Blockhead wieder zu sich zu bringen. Bald erklärte sich dieser auch zum Aufbrechen bereit.
Vorher mußte er jedoch noch den Dank Morgans hinnehmen, von dem der schätzbare Ehren-Krämer – jedenfalls aus übertriebner Bescheidenheit – nichts zu begreifen schien.
Die Pferde im Schritt, umkreiste darauf die Gesellschaft eine Stunde lang den Zentralpic der Insel, den Pozzo de la Nieve oder Schneebrunnen, so genannt nach den Eisgruben, die die Kanarier an seinen Abhängen angelegt haben; dann führte der Weg über ein unebnes Plateau mit vielen kleinen Spitzbergen, den »Rocs« in der Sprache des Landes. Später ging der Ritt zwischen dem von Saucillo del Hublo, einem Monolithen von hundertzwanzig Metern, und denen von Rentaïgo und von La Cuimbre hin.
Ob ein Überbleibsel von der durch die Neger verursachten Aufregung oder nur eine Folge der Müdigkeit, jedenfalls wurden beim Passieren dieses Plateaus nur sehr wenige Worte gewechselt. Die meisten Touristen ritten gänzlich schweigend und fast in der frühern Ordnung wie beim Aufbruche dahin. Nur einzelne Glieder zeigten eine leichte Veränderung; einerseits hatte sich Saunders dem tapfern Blockhead zugesellt, und anderseits ritt Morgan jetzt mit Roger zusammen, während Alice und Dolly das zweite Glied bildeten.
Die beiden Franzosen sprachen von dem unbegreiflichen Vorfalle, der einem von ihnen beinahe das Leben gekostet hätte.
»Sie hatten völlig recht, sagte Roger, einen Hinterhalt zu vermuten, nur daß dabei die Gefahr vor uns, aber nicht hinter uns lag.
– Das ist ja richtig, antwortete Morgan. Konnte ich aber ahnen, daß man es damit auf meine Wenigkeit abgesehen hatte? Übrigens bin ich überzeugt, daß hier nur ein Zufall sein Spiel getrieben hat und daß Sie denselben Empfang gefunden hätten, wenn Sie zuerst in das Dorf der schwarzbraunen Kerle gekommen wären.
– Wie kommt denn, fragte Roger, überhaupt diese Ansiedlung von Schwarzen hier mitten in ein Land der weißen Rasse?
– Das ist, erklärte ihm Morgan, eine alte Republik entlaufener Neger. Heutzutage, wo die Sklaverei in jedem von einer zivilisierten Regierung abhängigen Lande abgeschafft ist, hat diese Republik das Recht auf ihre Existenz ja gänzlich verloren. Die Neger aber haben harte Köpfe, und die Nachkommen der ersten Ansiedler beharren noch immer bei den Sitten ihrer Vorfahren. Sie leben, tief in ihren wilden Höhlen vergraben, von aller Welt fast völlig abgeschieden und zeigen sich manchmal ein ganzes Jahr lang nicht in den nahegelegenen Städten.
– Und gastfrei sind sie gerade auch nicht, bemerkte Roger lachend. Was, zum Kuckuck, können Sie ihnen denn angetan haben, die Burschen in solche Wut zu bringen?
– Nicht das geringste, versicherte Morgan. Sie mochten wohl schon erhitzte Köpfe haben, als ich in ihr Dorf kam.
– Doch aus welchem Grunde?
– Das haben Sie mir zwar nicht anvertraut, ich konnte es aber leicht aus den verletzenden Worten erraten, die sie mir gegenüber gebrauchten. Um ihre Gründe zu verstehen, muß man wissen, daß sehr viele Kanarier mit scheelem Auge die Fremden ansehen, die jährlich in zunehmender Menge zu ihnen kommen. Sie behaupten, daß von allen diesen Kranken mehr oder weniger von ihrer Krankheit auf den Inseln zurückbleibe und der Aufenthalt hier dadurch immer gesundheitsschädlicher werde. Die braunen Burschen meinten nun jedenfalls, wir wären in ihr Dorf mit der Absicht gekommen, daselbst ein Hospital, und zwar eines für Lepröse und für Schwindsüchtige, zu errichten.
– Ein Hospital! rief Roger. Wie konnten ihre Krausköpfe denn nur auf einen so hirnverbrannten Gedanken kommen?
– Den wird ihnen einer zugeraunt haben, antwortete Morgan, und da können Sie sich wohl die Wirkungen auf die mit solchen Vorurteilen vollgepfropften kindlichen Gehirne vorstellen.
– Irgendeiner? wiederholte Roger. Wen haben Sie da im Verdacht?
– Den Führer, sagte der Dolmetscher.
– Was sollte den aber dazu angespornt haben?
– Die Habgier, das versteht sich fast von selbst. Der Bursche rechnete
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