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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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Dialekte im Innern der Inseln bekannt war.
    Mit Hilfe belebter Pantomimen und der Wiederholung des Wortes »Tedde«, des Namens der Stadt, wohin man sich begeben und wo man ein Frühstück einnehmen wollte, gelang es Morgan schließlich doch, ein befriedigendes Ergebnis zu erreichen. Der betreffende Eingeborne schlug sich an die Stirn, zum Zeichen, daß er verstanden hatte, worum es sich handelte, rief dann einen Jungen herbei und schärfte ihm, wie es schien, genaue Instruktionen ein, dann deutete er dem Reitertrupp an, dem neuen Führer zu folgen.
     

    Santa-Cruz von Teneriffa aus.
     
    Zwei Stunden lang ritt die Gesellschaft hinter dem Jungen her, der leise ein Liedchen vor sich hinpfiff. Dabei ging es hier einen Weg hinauf, einen andern wieder hinunter, gelegentlich quer über eine Straße weg, später wieder auf einem Landwege weiter, und das, ohne ein Ende zu nehmen. Dennoch hätte man eigentlich schon längst am Bestimmungsorte eingetroffen sein müssen. Morgan, der sich das nicht erklären konnte, wollte nun um jeden Preis eine Erklärung aus dem jungen Führer herauslocken, als dieser – man kam eben auf eine neue Straße – fröhlich seine Mütze schwenkte und nach Süden hin wies, dann aber schnell auf einen Fußweg einbog und im Handumdrehen verschwand.
    Die Touristen wußten gar nicht, woran sie waren. Was, zum Teufel, mochte der kanarische Bauer wohl verstanden haben? Doch gleichviel, hier half kein Klagen. Sie mußten weitertrotten, und taten das auch, doch nicht nach Süden, sondern nach Norden zu, in der einzigen Richtung, in der sie glaubten, auf Tedde treffen zu müssen.
    Es verflossen jedoch Stunden, ohne daß sich der Kirchtum des Marktfleckens den Blicken der erschöpften und hungrigen Reisenden zeigte. Der Tag senkte sich schon zur Neige, und noch immer setzten sie ihren traurigen Marsch gleichmäßig weiter fort. Die Misses Blockhead wurden von allen bedauert. Den Hals ihres Pferdes umklammernd, ließen sie sich forttragen, ohne auch nur die Kraft zu einem Seufzer zu haben.
    Gegen sechs Uhr sprachen die mutigsten Touristen schon davon, auf weitre Versuche zu verzichten und unter freiem Himmel zu nächtigen, als einzelne Häuser sichtbar wurden. Sofort trieb man die Pferde mehr an. Welche Überraschung! Vor ihnen lag Las Palmas! Nach einem schnellen Ritt durch die Stadt, kamen sie eine Stunde später auf die »Seamew«, ohne je zu begreifen, wie sie hierher gekommen waren.
    Die Reisenden nahmen eiligst ihre Plätze an der Tafel ein, wo eben das Abendessen – die Hauptmahlzeit – aufgetragen wurde, und verzehrten gierig ihre Suppe. Leider herrschten die Grundsätze, nach denen seit zwei Tagen alle Speisen auf der »Seamew« zubereitet wurden, auch noch heute, und die Mahlzeit erwies sich sehr unzureichend für ihren ausgehungerten Magen.
    Dieses Ungemach wurde noch leichten Herzens hingenommen; weit gewichtiger waren ja andre Dinge. Wie stand es mit der Reparatur der Maschine? Vollendet war diese gewiß noch nicht, das Geräusch von Hammerschlägen bewies das deutlich genug. Überall drang er hin, der infernalische Lärm, in den Speisesalon, wo er die Unterhaltung empfindlich störte, und in die Kabinen, aus denen er den Schlaf vertrieb. Die ganze Nacht dauerte das Hämmern an und brachte die Passagiere rein zur Verzweiflung.
    Bei seiner Müdigkeit gelang es Morgan doch, endlich einzuschlummern. Um fünf Uhr früh weckte ihn die herrschende Stille wieder auf. An Bord des Dampfers war alles ruhig.
    Morgan kleidete sich schnellstens an und begab sich nach dem noch leeren Deck. Unter dem Spardeck standen der Kapitän Pip und der Maschinenmeister Bishop miteinander im Gespräch. Morgan wollte auf sie zutreten, um sich zu erkundigen, wie es nun mit dem Schiffe stehe, da drang ihm aber die Stimme des Kapitäns bis ans Ohr.
    »Sind Sie mit allem fertig, Bishop? fragte er.
    – Jawohl, Herr Kapitän, bestätigte dieser.
    – Und auch mit Ihren Reparaturen zufrieden?
    – Vollkommen! versicherte Mr. Bishop.«
    Jetzt folgte eine Pause… Dann fuhr der Maschinenmeister fort:
    »Artimon würde Ihnen, Herr Kapitän, sagen, daß man aus etwas Altem unmöglich etwas Neues machen kann.
    – Ja freilich, gab der Kapitän zu. Wir können aber doch wohl abfahren, hoffe ich?
    – Gewiß, Herr Kapitän, antwortete Mr. Bishop, ob aber auch ankommen…?«
    Wiederum schwiegen beide, länger als das vorige Mal. Als Robert sich mehr vorneigte, sah er den Kapitän auf fürchterliche Weise schielen, wie er’s immer

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