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Das Reisebureau Thompson und Comp.

Das Reisebureau Thompson und Comp.

Titel: Das Reisebureau Thompson und Comp. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Verne
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tat, wenn ihn irgendetwas erregte. Dann kniff er sich in die Nase und sagte, die Hand des ersten Maschinisten ergreifend:
    »Na, das wird eine schöne Geschichte, lieber Bishop«, und damit verabschiedete er sich feierlich von dem Deckoffizier.
    Morgan hielt es für nutzlos, die bösen Voraussagen, die er unbemerkt von den beiden Seeleuten mit angehört hatte, den Passagieren mitzuteilen. Die Nachricht wegen der Abfahrt brauchte er nicht erst zu verbreiten. Die Rauchwolken, die kurz darauf aus dem Schornstein emporwirbelten, sagten das schon selbst.
    Es bedurfte nichts andren als der Gewißheit baldiger Abfahrt, den General-Unternehmer vor dem siedenden Unwillen seiner Passagiere zu retten, vor einem Unwillen, der durch ein wahrhaft erbärmliches erstes Frühstück jetzt nur noch gesteigert war. Dennoch protestierte niemand dagegen. Man begnügte sich, den schuldigen Direktor der Agentur unter strenger Quarantäne zu halten. Alle Gesichter heiterten sich auf, als man gegen Ende des Frühstücks die ersten Kommandos zum Abfahren hörte, die auf ein erträglicheres Mittagmahl zu hoffen erlaubten.
Fünftes Kapitel.
Auf dem Gipfel des Teyde.
    Etwa fünfzig Seemeilen trennen Las Palmas von Santa-Cruz. Die »Seamew«, die jetzt wieder ihre normale Geschwindigkeit von zwölfundeinemhalben Knoten entwickelte, legte diese Strecke binnen vier Stunden zurück. Gegen halb vier ankerte sie im Hafen von Teneriffa.
    Zwischen dieser, an Bedeutung mit Las Palmas rivalisierenden Stadt und Europa findet eine häufige und leichte Verbindung statt. Zahlreiche Dampferlinien verbinden sie mit Liverpool, Hamburg, Havre, Marseille und Genua, ohne eine hier etablierte Gesellschaft zu zählen, die einen halbmonatlichen Verkehr zwischen den verschiednen Inseln des Archipels vermittelt.
    Amphitheatralisch an einem Gürtel von Bergen gelegen, bietet Santa-Cruz einen bezaubernden Anblick und kann in dieser Beziehung den Vergleich mit Las Palmas aushalten.
    Seine Schönheit genügte jedoch nicht, die Gleichgültigkeit der Passagiere zu überwinden. Im Verlaufe der Fahrt hatten sie nur flüchtige Blicke auf die großartige und wilde Küstenlandschaft mit ihren nackten Felsen geworfen, auf die die »Seamew« zusteuerte. Im Hafen begnügten sich die meisten von ihnen, das Land oberflächlich zu betrachten, damit war ihre Neugierde schon befriedigt.
    Was kümmerte sie das gewiß prächtige Bild, das ihnen durch die Gewohnheit banal geworden war? Was die ohne Zweifel hübsche Stadt, die doch ebenso gewiß den schon besuchten wie ein Ei dem andern glich? Sie interessierten sich hier höchstens für den Pic von Teyde, der mehr unter dem Namen Pic von Teneriffa bekannt ist, und dessen Besteigung das Programm als einen Glanzpunkt der großen Reise in Aussicht nahm. Das war wenigstens etwas Neues und Originelles! Schon die nahe Aussicht auf einen solchen Ausflug ließ die Aktien Thompsons merkbar steigen.
    Die Touristen der »Seamew« wurden aber tatsächlich vom Unglück verfolgt. Der Pic, auf den sich während der Fahrt von Canaria nach Teneriffa ihre Blicke gerichtet hatten, blieb hartnäckig hinter einem Wolkenvorhang verborgen, der so dicht war, daß ihn auch die besten Fernrohre nicht durchdringen konnten. Jetzt war es, selbst wenn der Himmel sich aufheitern sollte, zu spät; die Küste versperrte allen die weitre Aussicht.
    Die Reisegesellschaft ertrug dieses Ungemach immerhin mit philosophischer Ruhe. Es schien sogar, als hätte der Pic durch seine geheimnisvolle Verhüllung die schon gespannte Erwartung seiner Besieger nur noch mehr gereizt, und das Verlangen nach dieser Besteigung war so lebhaft, daß Thompson die meisten seiner Passagiere dazu überreden konnte, auf einen Spaziergang über das Pflaster von Santa-Cruz zu verzichten.
    Das junge Ehepaar gehörte aber nicht zu jenen. Sobald der Anker in den Grund eingesunken war, hatte es sich mit der gewohnten Diskretion ans Land setzen lassen und war nach wenigen Augenblicken verschwunden, um erst zur Essenszeit zurückzukehren.
    Ihre Gefährten wären ihnen doch wahrscheinlich gefolgt, wenn es Thompson, während er nochmals hervorhob, daß in der Hauptstadt von Teneriffa nichts Sehenswertes zu finden sei, nicht gewagt hätte, eine Wasserfahrt nach Orotava vorzuschlagen, das an der Nordküste gelegen ist und den Ausgangspunkt für die Besteigung bildet, statt sich dahin zu Lande zu begeben, wie das im Programm vorgesehen war. Auf diese Weise hoffte er einen kostspieligen Transport zu ersparen.
    Zu

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